Tag 515

23.02.2013

Wir fahren bereits vor 9:00 Uhr los zur Grenze. Es ist der einzige Grenzübergang von Malawi nach Tanzania. Wir füllen brav unsere Ausreisezettel aus und geben die Pässe ab. Der Beamte, in tadelloser Uniform betrachtet die Stempel und legt unsere Pässe beiseite. Er fertigt weiter Leute ab, ehe er uns sagt, da sei ein Problem. Wir formen mit den Augenbrauen Fragezeichen. Wir hätten nur ein Visum für 7 Tage und haben es überzogen. Wir hätten das Visum verlängern lassen müssen. Ich frage ihn, wie wir das Problem lösen können. Wir müssten zurück nach Karonga, und dort zum Immigrationsbüro. An der Grenze könne das Visum nicht verlängert werden. Aber vielleicht doch, er will mal fragen gehen. Nach etlicher Zeit ist er wieder da und sagt, das Visum könne auch hier verlängert werden, wir sollen mal mit ins Büro kommen. Wir sitzen im Büro und er sucht den Quittungsblock für Visaverlängerungen. Dann geht er wieder irgendwohin, kommt nach etlicher Zeit wieder und verkündet, dass wir eigentlich Strafe und Verlängerung bezahlen müssten, es aber hier keine Quittungsblöcke dafür gäbe und deshalb bekommen wir jetzt unseren Ausreisestempel und dürfen Malawi verlassen. Na bitte, geht doch. In Malawi wohnen doch die nettesten Menschen Afrikas.
Wir bedanken uns und suchen die Wechselstube. Die haben hier, direkt an der Grenze, keine tanzanischen Shillinge, wir sollen unsere 51000 malawischen Kwachas auf der anderen Seite tauschen.
Im Niemandsland, zwischen den Schlagbäumen, quatscht uns ein Schwarzgeldwechsler an. Bisher sind wir mit den Typen nie reingefallen. Ich zähle die 51000 vor, eine Traube Menschen versammelt sich, alles wie immer. Er schnappt sich das Geld, es wandert von Hand zu Hand, auch wie immer, einer drückt mir 8000 Shilling in die Hand und Geld und schwarzer Schwarzgeldwechsler sind plötzlich weg. Ich habe für etwa 100 Euro, ganze 4 Euro bekommen und wir stehen blöde im Niemandsland herum.
Schäumend vor Wut fahren wir zu tanzanischen Seite. Unsere Visa haben wir in US Dollar zu bezahlen, 50 $ pro Person. Dann reiche ich dem Zöllner das Carnet. Immer wieder ist es ein besonderes Erlebnis, das Carnet abstempeln zu lassen. Dieser hier will den Ausreisestempel von Malawi im Carnet sehen. Den gibt es aber nicht, weil Malawi nur ein laisser passer ausstellt. Sigrid spurtet in afrikanischer Manier (ein Schritt pro Sekunde) zum Auto, nur gut, dass wir den malawischen Zettel nicht weggeworfen haben. Nachdem der Fritze nun den Zettel sieht, kennt er sich sehr gut aus mit dem Carnet. Er stempelt an der richtigen Stelle, reißt das richtige Blatt ab, schreibt Zahlen darauf und sagt „zahlen“. Wir finden die Kassen nicht. Nach etlicher Zeit, wartend am Schalter, weist uns jemand den Weg in ein anderes Büro. 65 US Dollar soll es diesmal kosten. Unser 10 Dollarschein ist zu alt. Den wollen sie nicht. Ich kriege langsam die Krätze. Zwischenzeitlich sind die Australier angekommen und durchlaufen die ganze Prozedur im Eiltempo. Sie haben den Zollhof schon verlassen, als ich noch die Wechselstube suche und 100 EUS in tanzanische Schillinge tausche. 190000 Schillinge bekomme ich. Mir wird schwindlig bei den vielen Nullen.
Fertig, die erste Kneipe, 500m nach dem Schlagbaum ist unsere. Das Bier heißt „Tusker“. Auf dem Etikett steht, dass im 19ten Jahrhundert ein Elefant den Gründer der Brauerei umgebracht hat, und deshalb das Bier so heißt (Tusk=Stoßzahn).
Wir fahren ans nördliche Ende des Malawisees, der hier Nyassa-See heißt, nach Matema Beach. Hier ist der See von den Livingstone-Bergen umgeben, die bis 2400m hoch sind. Der See selber ist hier bis zu 1400m tief. Ein gewaltiger Riss in der Erdkruste. Wir befinden uns im Riff Valley.
Die Lodge ist an ein lutherisches Center angeschlossen.
S 09.49714 E 034.02231
10.000 TS soll der Stellplatz kosten. Das ist in Ordnung. Kurz darauf kommt aber der hauseigene lutherische Schnösel und verkündet, 10.000 pro Person. Ich sage ihm, dass wir hier nicht bleiben werden, das sei zu teuer. Kurz darauf wird der Preis wieder auf 10.000 reduziert, aber leider gäbe es kein Wasser. Nun gut wir stehen auf dem Strand und haben den See vor der Haustür, in dem wir uns waschen. Wir treffen zwei deutsche Mädchen, die auch ihre Wäsche im Teich erledigen.
Nebenan bewundern eine paar Männer das Auto, bis ich sie zu einer Besichtigungstour einlade. Einer will sofort den Toyo kaufen.
Auch auf den Toiletten gibt es kein Wasser. Sie entwickeln sich im Laufe des Abends zu Kloaken, deren Besuch man vermeiden sollte, um dem Brechreiz zu entgehen.


 

Tag 516

24.02.2013

Es gibt Wasser, nicht nur im See.
Trotzdem verlassen wir den Strand von Matema Beach und verabschieden uns von dem 500km langen Malawisee.
Wir fahren die Piste über Mbaka und Tukuyu nach Mbeya, einer großen geschäftigen Stadt mit viel Verkehr. Unser Reiseführer empfiehlt den Green View Inn Campingplatz als ruhig und angenehm, unser Navi empfiehlt gerade diesen Platz nicht. Neben diesem Platz steht eine große Krawall-Moschee. Die Lautsprecher sind direkt auf den Platz gerichtet. Uns reicht das bereits und wir fahren zum Karibuni Center. Hier kann man auf dem Parkplatz campen. Das muss auch nicht sein. Am Straßenrand stehen Schilder, die zur Utengule Coffee Lodge weisen, mit Camping. Wir fahren dorthin. Es ist eine Luxuslodge und der Camping kostet 31.000 TSh. Ein Pfund Kaffee kostet 10 US$.
Dafür dürfen wir neben dem Tennisplatz und dem Hubschrauberlandeplatz stehen. Am liebsten würden wir auch hier wieder abgehauen.
S 08.88547 E 033.32043
Auf der anderen Seite des Tennisplatzes steht ein holländischer LKW mit Wohnaufbau von Rita und Gerd. Sie sind die Ostseite heruntergekommen. Nachdem sie im Restaurant gegessen haben, tauschen wir Informationen aus. Sie erzählen von einer 900km langen Schlammpiste und von der Turkanaroute in Kenya, für die man 10 Tage ohne Versorgungsmöglichkeiten benötigt. Wir werden uns in Nairobi genau erkundigen.

 

Tag 517

25.02.2013

Wir nutzen die Annehmlichkeiten der Lodge nicht und fahren auf der sehr guten Asphaltstraße zurück nach Mbeya. An der Einfahrt der Stadt werden wir mal wieder von der Polizei gestoppt. Dieses Mal möchte der Beamte die Funktion der Scheinwerfer des Toyos überprüfen. Ein ziemlich albernes Unterfangen, weil der rechte Scheinwerfer durch den HiJack zur Hälfte verdeckt ist. Er lässt mich das Standlicht anmachen, Abblendlicht und Fernlicht und ist zufrieden. Wir sind erstaunt.
Wir finden einen Vodaphoneladen und kaufen eine SIM-Karte für das Handy. Wie immer gestaltet sich das nicht so einfach. Zur Registrierung benötigt der Schnösel, der sich mit uns Dicke tut, den Pass. Bekommt er. Aber die SIM-Karte bekommt er nicht ans Laufen. Ein großer gut situierter bemüht sich redlich und endlich funktioniert sie in dem Handy, das nur Sigrid bedienen kann. Für 10.000 TSH kaufen wir eine Aufladung und verschicken an alle Freunde die neue Nummer. Hier heißt, so glaube ich, die Aufladung „airtel“, ein Irrtum, der uns noch viel Geld kosten wird. (Sonst hieß das „Airtime“)
Wir fahren weiter und kommen an ein paar Hütten vorbei und werden kurz darauf von der Polizei mal wieder gestoppt. Sie haben eine von Deutschland geschenkte Radarpistole, von der sie eifrig Gebrauch machen. 69 kmh sei ich gefahren und das koste mal eben 30000TSh. Ich erkläre dem freundlichen Uniformträger, dass ich nicht im Traum daran denke, das zu bezahlen. Es sei kein Schild vorhanden, dass auf eine Geschwindigkeitsbegrenzung hinweist. Ja, so sagt er, die würden immer geklaut, aber dies sei schließlich ein Dorf und dort dürfe man nur 50 fahren. So geht das nicht, kein Schild, keine Knete. Werden die Schilder geklaut, so sei das sein Problem. Aber, so er wieder, hier laufen Menschen rum, und wo Menschen laufen, sei ein Dorf. In ganz Tanzania laufen Menschen auf der Straße. Ob denn sein Riesenland ein Dorf sei. Aber gut, wir können uns die Strafe teilen. Ich 15000, weil zu schnell im Dorf, er 15000, weil kein Schild. Jetzt holt er seinen Boss und ich 15000 aus der Tasche. Der Boss lässt sich auf den Handel ein, aber dann natürlich ohne Quittung. Na bitte, geht doch.
Nächste Polizeikontrolle. Die dicke Polizistin fragt nach dem woher und wohin und hat einen schlaffen Händedruck. Ulkigerweise steht sie an jeder der folgenden Kontrollen. Immer dick und in Uniform. Wir kommen uns vor wie der Hase und der Igel. Sie ist immer schon da oder ihre Zwillingsschwesterpolizistin.
Iringa ist eine interessante Stadt, die hoch auf einem Berg liegt. In der Hauptgeschäftsstraße kauft Sigrid einen langen Rock im Computerladen. Der Computerfritze bietet auch Damenoberbekleidung an. Er lässt sich zu schnell runterhandeln, so dass wir wohl mal wieder zu viel bezahlt haben. Die Markthalle haben die Deutschen gebaut, als Tanganjika noch zum Reich gehörte. Ein typischer afrikanischer Markt, drängend voll, voller Gerüche und Fischgestank. Wir essen in einem kleinen Restaurant, das die Empfehlung im Reiseführer nicht verdient.
Wir fahren zum Old Farmhouse Kizolanza und werden auf einem Stellplatz eingewiesen. Da es mal wieder droht zu regnen, stellen wir den Toyo so vor ein Schutzdach, dass die Plane uns einen trocknen Ausstieg unters Dach erlaubt. Und richtig, es fängt an zu gießen. S 08.14574 E 035.41306
Der Campwächter will uns noch eine Liste bringen, auf der wir aussuchen können, welches Fleisch wir denn gerne kaufen wollen. Doch es kommt ein Overlander-bus an. Der nimmt seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch.
Wir schlafen hier recht gut, der Platz versinkt währenddessen im Schlamm.

Tag 518

26.02.2013

Wir kaufen in der Farm noch T-Bonesteaks und Eier ein und fahren zur „Little Ruaha River Campsite“ etwa 50 km nördlich von Iringa. Die Lodge besteht aus einem Restauranthaupthaus und zahlreichen kleinen gepflegten Nebengebäuden am Ruaha-Fluss.
S 07.79831 E 035.79827 (Teuer!! Das Dinner im Restaurant unbezahlbar)
Uns fallen die vielen weißen Menschen mit Kleinkindern auf, die auf dem gepflegten Rasen rumlaufen. Wir stellen uns so, dass wir im Regenfall in ein großes Haus flüchten können. Zur Zeit sitzen dort Weißmenschen vor einer Schultafel. Sehr seltsam.
Am anderen Ende des Hauses steht ein kleines Zelt vor dem anderen Eingang.
Als wir uns etabliert haben, kommt eine junge Frau und fragt, ob wir Deutsch sprechen. Angesichts unseres deutschen Nummernschildes am Auto antworte ich, ich würde Vieles verstehen, aber mit dem sprechen hapert es ein wenig, aber wir könnten es ja mal versuchen. Also: sie wohnen in dem Zelt dort am anderen Ende des Hauses und haben gestern Holz gesammelt, das dort liegt und sie wollen heute ein Feuer machen, leider genau dort, wo wir stehen und das würde sicher ungemütlich für uns und wir sollten uns besser hier verpfeifen. Ich glaube es nicht und erkläre ihr, wir stehen hier, um ins Haus zu flüchten, falls es regnet, den anderen Eingang hätten sie ja schon belegt. Trotzdem packen wir den Toyo so weit ein, dass wir den Platz räumen. Kein Danke, keine Einladung am gemütlichen Feuer zu sitzen.
Murrend suchen wir einen anderen Platz und erfahren, dass das Pärchen aus Dresden stammt. Sie zündeln tatsächlich am Abend und sind am nächsten Morgen verschwunden.
Von einer Australierin erfahren wir, dass sie und die zahlreichen jungen Eltern hier Swahili lernen (wer braucht denn das in Australien), während die Kinder von einheimischen Frauen bespaßt werden.

 

Tag 519

27.02.2013
(Mein Freund Michael, der mich zu Amtszeiten geschoren hat, wie ein rumänisches Schaf, hat heute Geburtstag. Meine herzlichen Glückwünsche, mögen die Tauben ihn weiter umkreisen)

Sigrid bekommt die Panik, als sich des Nachts unser Dach senkt, als sie mal raus muss. Sollte schon wieder eine Hubstange den Geist aufgeben?
Wir verlassen die teure Lodge im Trocknen und fahren immer wieder vorbei an der uns so bekannten Polizistin (dick und uniformiert) zur Tan-Swiss-Lodge in Mikuni.
S 07.39666 E 037.00171
Der Campground der Lodge reißt einen nicht gerade vom Hocker, doch wir finden einen Stromanschluss. In der gepflegten Bar trinken wir ein Bier. Und siehe, die Australier treffen auch ein und stellen sich direkt vor´s Klo, weil auch sie Strom haben wollen.
Der weiße männliche Anteil der Tan-Swiss begrüßt uns als es zu regnen beginnt. Es ist immer wieder interessant, sich mit Weißen zu unterhalten, die in Afrika seit langem arbeiten. Die Erfahrungen sind alle gleich. Man braucht Geduld, Vorausplanung darf nicht erwartet werden, selbst bei seiner tanzanischen Frau erwartet das der Schweizer Lodgebesitzer nicht. Sein Personal überwacht er mit Videokameras, obwohl er, so beteuert er, eine Supertruppe hat und er die Arbeitsmoral auch der Handwerker lobt.
Wir müssen unser Fleisch, welches wir auf der Old Farm gekauft haben aufessen, so dass wir nicht im Restaurant essen gehen. Leider, wir hätten uns noch gerne mit ihm weiter unterhalten. Sind doch unsere Erfahrungen in Afrika in den verschiedenen Ländern immer die Gleichen.

 

 

Tag 520

28.02.2013

Wir fahren im Transit durch den Mikuni-Nationalpark. Kurz nach der Geschwindigkeitsbegrenzung auf 70 kmh, steht eine Gruppe Elefanten am Straßenrand. Wir sehen auch Büffel von der Transitstraße aus und sparen so 30 US$ pro Person Eintritt und 50 US$ für das Auto pro Tag! Bei den unverschämten Preisen in den Nationalparks beschließen wie, nur „Serengeti“ zu Ehren von Bernard Grzimek zu besuchen und seine Steinlaus auszusetzen. (siehe Psychrembel Auflage 1998 ?) Irgendwo zwischen Mikuni und Morogoro ist mal wieder ein Dorf. Ich fahre 50. Das Dorf ist zu Ende, glaube ich, doch hinter einer Kurve lauert nicht unsere dicke, sondern ein verhärmtes Polizistenweib mit einer Radarpistole. 55 kmh bin ich gefahren. So etwas muss gesühnt werden. Die Uniform schlottert ihr um die fleischlosen Hüften, als sie mich auffordert nun endlich mal meine Strafe zu bezahlen. 30.000 TSH! Der Strafzettel wird ausgefüllt. Mein Name, Vaters Name-ich verkneife mir zu sagen, dass ich den Namen meines Vaters nicht kenne, doch als sie mich nach meinem „tribe“ – Volksstamm fragt, kann ich mir gerade noch das Lachen verkneifen und gebe lower saxon (Niedersachse) an, was sie mit einiger Verwunderung, doch humorlos zu Papier bringt.
Dar es Salaam – Stadt des Friedens, welch ein Klang und welch ein Verkehr. Wir quälen uns im Schritttempo über eine Ausfallstraße, die neu gebaut wird, durch die Randgebiete der Stadt bis nach Silver Sands. Hier gibt es nördlich 30km außerhalb einen Campingplatz am Silver Sands Hotel. Der Hotelkomplex ist eine Ruine. Leere Fensterhöhlen, durch die man zerborstene Betten sieht, Dächer, die nur noch stellenweise strohgedeckt sind und eine Müllkippe als Campground direkt am Strand. Dort erwartet uns Simon. 7000 TSH pro Person will er haben inklusive Elektrik. Es gibt bei den Damen und Herren je eine funktionierende Toilette und eine kalte Dusche von vieren. Die einzige Dusche überschwemmt den Toilettentrakt bei Benutzung. Und es gibt einen Wohnwagen unter einem Strohdach, wo Paulo aus Venedig mit seiner schwarzen Freundin haust. Er hat gerade die Malaria und humpelt in seinem Wickelrock kränkelnd über den Strand.
S 06.65517 E 039.21220
Wir richten uns zwischen leeren Flaschen und fortgeworfenem Plastikgeschirr ein, als rasant vier 100er Landcruiser aus Frankreich ankommen und uns sofort auf die Pelle rücken. Ich heiße sie willkommen in unserem Salle de Coucher, worauf einer sein Auto etwas weiter entfernt parkt. Sie kommen aus Cape Town und wollen nach Djibouti, wo sie die Autos wieder verschiffen wollen, und machen eine Superschau. Sie sind alle etwa in unserem Alter. Die einzige Frau zwischen sieben Männern, baut abseits der Truppe aber in unserer Berührungszone ein winziges Zelt auf. Wie bei den Süd Afrikanern werden Scheinwerfer aufgebaut, die den Sternenhimmel überstrahlen. Wieder einmal überlegen wir, den Standplatz zu verlassen, um etwas ungestörter zu sein.
Der Nachtwächter kommt. Geschultert hat er einen Karabiner aus den Jahren eines Lethow-Vorbecks, und er bringt eine Hundemeute mit. Der Alpha-Rüde macht sofort eine ziemliche Schau. Mir schwant nichts Gutes und richtig das Sauvieh reglementiert die halbe Nacht seine Meute. Es wird gebellt, gejault, gekreischt. An Schlaf ist nicht zu denken. Dafür sind die Franzosen erstaunlich leise.
Als wir abfahren raten wir Simon, die Hunde zu erschießen, sie vergraulen seine Gäste.

 

Tag 521

01.03.2013

Übermüdet beschließen wir die Silver Sand Ruinen und Müllkippen Hotel zu verlassen. Die Franzosen lassen ihre Dame zurück und wollen nach Sansibar. Wir wollen erst einmal nach Dar es Salaam und fahren wieder im Schritttempo in die Stadt. Auch hier kommt man als Fußgänger schneller voran. Mitten in der Stadt, in der eine wilde Bautätigkeit herrscht, lassen wir das Auto stehen und bezahlen die Parkgebühr. Wir sind in der Straße, wo Handys verkauft werden. Nur schwer kann Sigrid mich davon abhalten, ein in China optimiertes IPhone 5 zu kaufen. Sigrid trägt in der islamisch geprägten Stadt ihren züchtigen wadenlangen Rock mit Wanderschuhen. Sie sieht aus wie Matuschka. In der Post finden wir ein Internetcaffee, wo wir einen Brief an die Stadtsparkasse Düsseldorf schreiben können, an Herrn Schleich. Unser Haus ist abbezahlt und Herr Schleich benötigt ein Fax zur Löschung unseres Kreditkontos. Der Mann verdient unsere Bewunderung, als wir mit ihm telefonierten, fragte er als erstes, ob wir noch in Süd Afrika seien.
Die Hauptpost besitzt leider kein Faxgerät. Irgendwo finden wir eine kleine Druckerei mit Fax und können Herrn Schleich das benötigte Papier schicken.
Unser Auto steht noch an derselben Stelle und ist nicht aufgebrochen. Wir fahren zur Fähre zu den Südstränden. Sie ist ein wenig schwierig zu finden. Es gibt zwei große Autofähren, die ständig die 500m lange Meeresenge überwinden. Es herrscht das übliche Gedrängel und farbefrohe Bild. Aussteigen aus dem Auto ist wegen der Enge nicht möglich. 2100 TSH kostet die Fährfahrt, etwa 1 Euro.
Am Südstrand ist der Campingplatz Mikadi empfohlen, vor dessen Einfahrt sich sympathischer weise eine Bretterbudenkneipe befindet, der wir einen Besuch abstatten.
Der Campground selber gefällt uns nicht, obwohl das Auto der Australier dort steht. Hier muss man irgendwie auf dem Parkplatz campieren, so dass wir zum Platz Kipepeo fahren, einige Kilometer weiter. Kipepeo ist eine Lodge direkt am Strand, der Campingplatz ist so naja. Wir stehen an einer Strohhütte, die uns notfalls vor dem Regen schützt. Es gibt ein Restaurant, eine Bar und es ist teuer. 10 US$ pro Person pro Tag. Ein Bier kostet so viel wie drei in der Bretterbudenkneipe. Der Mann an der Rezeption findet das alles recht preiswert, erst als ich ihn frage, wie viel er denn hier verdient und wie lange er auf dem Campingplatz mit seinem Verdienst wohnen könne, vergeht ihm das Grinsen.
Die lärmende Disco nebenan hört erfreulicherweise um 22.00 Uhr auf zu krakelen und das Meeresrauschen stört uns nicht.
S 06.85159 E 039.36159

 

Tag 522

02.03.2013

Obwohl dieses Etablissement so teuer ist bleiben wir hier noch einen Tag. Wir treffen drei Deutsche Mädchen aus Hannover. Die hübsche Goldschmiedin Marlene war ein wenig betrunken und hat die Tasche mit der einzigen Kamera der drei vor ihrer Hütte liegen lassen. Nun ist sie weg und mit ihr alle Bilder von der abgebrochenen Kilimandjarobesteigung. Sie sind trotzdem guter Dinge und verbringen die Zeit bis zum Abflug am Strand mit anderen deutschen Freundinnen.
Sigrid kommt mit ins Meer! Die Fischsuppe ist hier so warm, dass nur der Wind auf der nassen Haut etwas Abkühlung bringt. Hier soll es Quallen geben, die Peitschenstriemen auf der Haut hiterlassen. Essig zur Behandlung gibt es beim Barmann. Wir brauchen kein Essig, eher ein teures Bier.
In der Nacht werden zwei kleine Zelte aufgebaut. Zwei kleine schwarze Jungens gehören dazu, die sich mit Autoschläuchen im Meer vergnügen. Und es gehört ein weißer Dauerschwimmer dazu, der mit schwarzem Hemd, mit Stehkragen, schwarzer Baseballkappe, schwarzer Sonnenbrille, schwarzer Badehose und schwarzen Handschuhen stundenlang im Meer dümpelt. Um die Kinder kümmert er sich nicht. Wie ein Wassergeist taucht er manchmal am Strand auf, isst etwas am Zelt, ohne die Kinder und verschwindet wieder in den Fluten. Die Knaben vergnügen sich derweil alleine. Nie sehen wir ihn mit den Kindern gemeinsam.
Wir vergammeln den Tag, beäugen neugierig die Overlander, die abends aus ihrem Bus plumpsen, die Zelte aufbauen und morgens, wenn die Sonne aufgeht und wir noch schlafen, schon wieder packen.
Unser Haus ist abbezahlt und wir gönnen uns ein teures Dinner. Im Restaurant direkt am Meer bekomme ich tiefgefrorenen Kingfish und bin tief enttäuscht.
Kipepeo ist zu teuer und nicht unbedingt empfehlenswert. Wir beschließen reumütig zu Simon auf die Silver Sand Ruinen Müllkippe zurückzufahren.

Tag 523

03.03.2013

Über die Fähre geht es zurück nach Dar es Salaam. Unser Navi verspricht uns einen sicheren Parkplatz an der Fähre, die nach Zanzibar geht. Nach Zanzibar wollen wir auf jeden Fall hin, auch wenn wir langsam etwas reisemüde sind und uns die schwüle Hitze gewaltig zusetzt. Der Parkplatz, den das Navi uns zeigt, wird gerade zugebaut. Am Fährhafen herrscht ein unglaubliches Verkehrschaos. Es ist unmöglich, das Auto hier irgendwo abzustellen, um eventuell eine Fährkarte für den nächsten Tag zu buchen.
Wir fahren soweit wie möglich am Meer entlang durch Dar und kommen in die Wohnviertel der Reichen. Supervillen stehen hier am Strand, Luxushotels und Spielcasino und ein Gebäudeklotz, die Botschaft der USA.
Simon empfängt uns freudig. Es ist später Nachmittag und der Müllkippenstrand ist bevölkert. Eine islamische Großfamilie hat die Duschen unter Wasser gesetzt und ist eifrig dabei, den Strand noch mehr zu versauen.
Der Obermufti der Familie, mit Nachthemd, Vollbart und Käppi rollt seinen Teppich vor der Lokustür aus und beginnt zu beten. Sein Kopf verschwindet bei der Bodenberührung mit der Stirn dabei im Toilettenraum. Mekka liegt nun mal in Richtung dieser Kloschüssel.
Nachdem die Familie mit ihrer Großraumlimousine verschwunden ist, sammelt Simon nur halbherzig die leeren Wasserflaschen, das Einmalgeschirr, das Bonbonpapier ein.
Wir fragen ihn, nach der Unterstellmöglichkeit für den Toyo, wenn wir zwei Tage nach Sansibar wollen. Kein Problem, in der „Hotelanlage“ kann das Auto abgestellt werden, 5000 TSH pro Tag. Taxi zum Fährhafen, kein Problem, 60000TSH, ich protestiere, na gut 50000 TSH, Simon bestellt ein Taxi für den nächsten Morgen um 9:oo Uhr.
Wieder kommt der Askari mit Karabiner und bewacht uns. Die Hunde lassen uns schlafen.

 

Tag 524

04.03.2013

Wir haben für zwei Tage die Rucksäcke gepackt. Simon bekommt von uns Wäsche, die er waschen soll, während wir fort sind. Ich fahre das Auto auf das Gelände des Ruinenhotels.
Kurz nach 9:00 Uhr ist ein Freund von Simon mit einem Auto da. Simon will 20000 TSh vorab haben, zum Tanken. 30000 TSh soll ich dann dem Fahrer am Fährhafen geben. So also läuft der Hase. Simon kassiert 20000 TSh als Vermittler und er fährt mit. Eine gute Stunde dauert die Fahrt durch den Verkehr, trotz aufregender Abkürzungen, die der Fahrer kennt.
Am Fährhafen steigt Simon mit aus, zeigt uns ein Buchungsbüro, wo wir die nächste Fähre buchen.
40 US$ kostet die Fahrt. Die Rückfahrt kaufen wir auch gleich, sie kostet 35 US$. Ein Hotel kann man dort auch gleich buchen. Das Funguni Palace Hotel ist in unserem Reiseführer empfohlen. Erst will der Hotelchef 50 US$ pro Zimmer pro Tag mit Frühstück, lässt sich aber auf 40 runterhandeln. Simon bringt mich zum Geldautomaten, denn ich will nicht, dass Sigrid im Buchungsbüro am Geldbauchgurt, den sie umgebunden hat, rumfummelt. Alles ist bezahlt. Wir müssen die Pässe abgeben, bevor wir die Tickets bekommen, bekommen sie schnell wieder. Wir verabreden mit Simon, dass er uns zwei Tage später wieder abholt. (Das klappt niiieee)
Ein „Porter“ schleust uns an den Wartenden vorbei auf die Fähre, wir bekommen die Plätze, die wir haben wollen auf dem offenen oberen Deck. Vom Handyaufladungsverkäufer kaufe ich für 10000TSh eine Aufladung für Airtel und tippe den Code ein. Das Handy meldet ok und ich schmeiße die Aufladungsnummer weg.
Mit nur einer halben Stunde Verspätung fährt die „Flying Horse“ los.
Die gesamten drei Stunden Fahrzeit beäugt uns ein vor uns sitzender Schnösel. Er registriert jede Bewegung, passt auf, wohin ich mein Portemonnaie stecke, beobachtet jeden Handgriff an der Kamera. Es ist höchst unangenehm.
Wir fahren dem Gewitter, das über Dar abregnet davon und erreichen Zanzibar. Das Drängeln beim Verlassen der Fähre hält sich in afrikanischen Grenzen.
Aber dann. Wir müssen Einreisezettel ausfüllen und zum Immigrationsschalter. Irgendeiner mault mich an, ich halte ihn für einen Taxifahrer, der schon hier versucht Beute zu machen, und maule zurück. Halt, er sei hier der Chiefofficer und ich soll ihn gefälligst respektieren. Ich betrachte seinen Ausweis, den er um den Hals trägt. Und entschuldige mich. Er will wissen, wo wir herkommen. Ich sage aus Dar es Salaam. Das sei ja wohl klar, aber wo wir sonst herkommen. Ich frage ihn, ob er wissen will wo wir letzte Woche, letzten Monat oder letztes Jahr waren. Er will wissen, woher wir vor Tanzania waren. Na bitte. Malawi. Jetzt dürfen wir zur Passkontrolle und bekommen doch tatsächlich einen Einreisestempel für Zanzibar. Nur gut dass sie nicht auch noch den Impfpass sehen wollen; den haben wir im Auto gelassen.
Durch die beutesuchenden Taxifahrer bahnen wir uns den Weg. Da steht tatsächlich ein Typ mit einem Schild, auf dem „Otto Muhs“ steht. Wir glauben es nicht, wir werden vom Hotel am Fährhafen abgeholt.
Das Funguni Palace Hotel ist gerade mal 1km entfernt, an der Straße zum Dhauhafen. Wir werden herzlich empfangen, die Zimmer haben Klimaanlage, Miefquirl unter der Decke, Moskitonetze und Fernseher. Alles ist sauber und funktioniert.
Ich will meinen Bruder, den Seefahrer anrufen; denn Zanzibar ist sicher ein spektakulärer Ort für ihn. Das Handy erzählt etwas auf Swahili. Ich drücke dem freundlichen Mann an der Rezeption das Handy in die Hand. Er übersetzt, das Handy erzählt, es sei kein Geld mehr da. Das verstehe ich überhaupt nicht, ich hatte doch noch auf der Fähre 10000 TSh aufgeladen.
Wir fragen, wo wir ein Restaurant finden, in dem es auch ein Bier gibt, der freundliche Muslim lacht sich kringelig und empfiehlt ein Restaurant. (Es stellt sich später heraus, dass es dort kein Bier gibt)
Wir gehen in die Stadt. Stone Town ist Weltkulturerbe und hat eine bewegte Vergangenheit. Reich geworden ist Zanzibar durch den Sklavenhandel. Als die Engländer dies verboten haben, ging es mit der Insel und der Stadt bergab. Jetzt gibt es Luxushotelanlagen an den Küsten, die uns nicht so sehr interessieren.
An der Uferpromenade steht der ehemalige Sultanspalast des Sultans von Oman, den die Engländer mal in Schutt und Asche geschossen haben, weil ein Ultimatum, welches sie dem Herrscher gesetzt hatten, um 2 Minuten abgelaufen war. Der Deutsche Konsul fand das damals amüsant.
Am Meeresufer gibt es einen Platz, wo Speisen zubereitet werden, die auf kleinen Mäuerchen verzehrt werden können. Wir bestellen Spieße mit Thunfisch, Krabben, Hähnchen -für Sigrid- und frischgepressten Zuckerrohrsaft. Die Zuckerrohrstangen werden durch zwei Mangeln georgelt und der Saft wird aufgefangen. Lecker, Durchfallgefahr!
Der Verbrecher, der uns alles serviert, will etwa 25 Euro haben. Nun sind wir solange unterwegs und haben immer noch nicht gelernt, vorher den Preis auszuhandeln. Bei dieser Abzocke schmeckt mir der Thunfisch nicht mehr.
Im Mercury, einer Touristen-Kneipe am Strand, die sich dem Andenken von Freddy Mercury, der auf Zanzibar geboren wurde, gewidmet hat, trinken wir endlich ein Bier zu horrenden Preisen. Low Budget ist hier nicht mehr möglich. Wir laufen noch ein wenig durch die Gassen, die teils touristisch aufgemöbelt, teils verfallen sind und verlaufen uns auf dem Weg zum Hotel. Stockfinster ist es in der Gasse, in der uns so eine Art Inder fragt, wo wir denn hinwollen. Er führt uns über Schleichwege zum Hotel. Der Portier fragt, ob wir denn auch genügend getrunken haben und lacht sich wieder kringelig.
Trotz der 48 Moscheen in Stone Town lassen uns die Allahu Akbars schlafen bei 25 klimatisierten Graden. Wir ziehen seit langem mal wieder die Bettdecke bis über die Ohren.


Tag 525

05.03.2013

Wir frühstücken auf der Dachterrasse mit Blick auf den Dhauhafen. Es gießt in Strömen. Schlammbäche ergießen sich durch die Gassen, eine Ziege versucht verzweifelnd blökend Schutz unter einem Dach zu finden genau wie so eine Art Krähe, die sich an einem Sims versucht festzuklammern.
Zum Frühstück gibt es Früchte, Saft und ein Omelette, an dem fehlt der Speck.
Irgendwann hört der Regen auf und wir beginnen Stonetown zu erkunden. In den nichtgepflasterten Gassen balancieren wir durch den Schlamm, die gepflasterten dampfen. Es ist schwül heiß, die Luftfeuchtigkeit fast unerträglich und es gibt nur in den teuren Touristenkneipen Bier! Die Gassen sind eng, Autos passen meistens nicht durch, aber rasende Mopeds und Kamikazefahrradfahrer. Wir trinken tanzanischen Kaffe in einem Tourikaffe und besichtigen den Sultanspalast und bewundern die Ahnengalerie der Sultane von Oman. Die Einrichtung ist weniger orientalisch aber viktorianisch. Allerdings gibt es auch Portraits von Sissi und ihrem Mann. Wir schwitzen uns durch die Räume. In einer halbverfallenen Gasse finden wir ein Restaurant, wo Einheimische essen. In der Auslage finden wir Fischköpfe mit Grätenskelett, nehmen wir nicht, Fladenbrot, nehmen wir nicht, mit irgendwas gefülltes Brot, nehmen wir, Hähnchenspieße, nehmen wir und noch ein bisschen weiß nicht was das ist. Den Zuckerrohrsaft verschmähen wir und bleiben bei Cola. Bier gibt es selbstverständlich nicht. Allahu akbar!
Unser Mittagessen reißt uns nicht vom Hocker, beschert uns aber auch kein Bauchgrimmen.
Im ehemaligen Konsulat der Engländer, dort wo sie den einbalsamierten Leichnam von Livingstone hingeschleppt haben, bevor sie ihn tatsächlich nach England verschifft haben, finden wir ein Restaurant mit Bier und herrlichen Blick auf die Hafenbucht von Zanzibar. (Im Garten riecht man auch nichts mehr von Livingstone) Ich kaufe noch einmal eine Handyaufladung für 5000 TSH. Wider quatscht mich die sympathische Stimme auf Swahili voll. Es gibt keine Verbindung. Im nächsten Kaffee am Zentralmarkt, bitte ich einen Gast am Nebentisch zu übersetzen. Er erzählt mir auch, dass kein Geld mehr auf dem Handy ist.
Vor dem Kaffee steht ein Fahrradhändler, der von seinem Fahrrad Getränke, Nüsse, Eier und Aufladungen fürs Handy verkauft. Den frage ich nach dem nächsten Vodacomladen; denn irgendetwas muss ja schief laufen mit unserer Aufladung. Der Laden ist ganz in der Nähe. Durch den Minibusbahnhof schleust uns der Fahrradhändler, verkauft eifrig Brause und bringt uns zum Vodacomladen.
Dort mache ich dem netten Mädchen klar, dass sie sich die Vodacomsimkarte im Handy sonst wohin stecken kann. Sie will den Voucher für die Aufladung sehen und ich gebe ihr den Airtel-Voucher. Sie verkneift sich mühsam ein Grinsen und erklärt, dass Airtel eine andere Firma ist. Ich benötige Vodacom und obwohl das Logo ziemlich gleich sei und beides zur selben Gesellschaft gehört, habe ich die falsche Aufladung gekauft. Ich gucke saublöde aus der Wäsche und bitte um eine neue Aufladung. Sie gibt sie mir und fragt einen Typen, der nebenan steht, ob er nicht meine Airtelaufladung kaufen will. Will der, tippt den Code ein, es klappt, und gibt mir 5000TSh. Das ist Afrika!
Endlich kann ich Peter anrufen, der Zanzibar mit Helgoland verknüpft, was ja zweifelsfrei richtig ist, aber nicht so ganz.
Der Turm der Kathedrale ist gut zu sehen und wir gehen in diese Richtung, um den Sklavenmarkt zu finden. Dort, wo jetzt die anglikanische Kathedrale steht, war ehedem der Sklavenmarkt. 6 US$ pro Person soll der Eintritt kosten. Langsam reicht die Abzocke und ich beschimpfe die Kassiererin solange, bis sie uns beide für 6 $ rein lässt. Zu sehen sind ein paar Kellerlöcher, in denen die Sklaven vor dem Verkauf gestapelt wurden. Die Kathedrale ist groß, mit Buntglasfenstern und schönem Altar. In der Ecke hängt ein Holzkruzifix, geschnitzt aus dem Holz des Baumes, unter dem Livingstone sein Herz begraben ließ. (Der Rest von ihm wurde ja bekannter weise quer durch Afrika und rund ums Kap nach England transportiert)
Wir verlaufen uns in dem Gassenwirrwarr, finden irgendwann das Restaurant, das uns vom muslimischen Wirt empfohlen wurde. Kein Bier! Das brauchen wir jetzt und gehen zum Restaurant am Meer, wo wir bierig dinieren.
Das war Zanzibar. Das Hotel finden wir wieder und schlafen ungestört sehr gut.

Falls jemand nach Zanzibar kommt, wir empfehlen dieses Hotel: Funguni Palace, trotz fehlenden Schinkens zum Frühstück.
 

 

Tag 526

06.03.2013

Wir genießen unser schweineloses Frühstück, lassen die Rucksäcke im Hotel und strolchen noch ein wenig durch die Stadt.
Pünktlich zur Abfahrt der Fähre sind wir am Hafen und fragen uns zu unserer Fähre durch. Eine Beschilderung gibt es nicht. Hier darf man nicht rein, aber da, das aber nur wenn Du vorher da warst usw. Das ist Afrika. Jeder ist hier wichtig und muss mit Respekt behandelt werden. Ich rufe Simon, unseren Campingplatzwärter, an und sage, dass wir jetzt in Zanzibar losfahren. Ich verstehe von ihm nur „o.k.“.
Wir kommen auf die Schnellfähre und sitzen irgendwo ganz vorne. Der Blick durch die Fenster zeigt den Himmel, sonst sehen wir hier im Bauch des Schiffes nichts.
Ankunft in Dar es Salaam. Die Taxifahrer auf der Suche nach Beute sind lästig wie ein Hyänenrudel. Wir kämpfen uns stoisch durch. Mitten in der Meute zupft mich einer, ich will mich schon aufblasen, als der Zupfer ruft, ich bin´s Simon. Ich glaube es nicht und begrüße ihn ganz herzlich. Simon holt uns ab, pünktlich und verlässlich, für Afrika höchst ungewöhnlich und selten. Simon hat natürlich ein Taxi mitgebracht, in das er außer uns noch einen Mitfahrer packt. Auf der Fahrt zählt er verstohlen seine Geldmittel, damit er den Taxifahrer bezahlen kann; denn von uns bekommt er ja fast doppelt so viel, wie das Taxi kostet. Und richtig, am Ruinenhotel Silver Sand, sagt er, dass er das Taxi bezahle, wir könnten dann später abrechnen.
Simon hat auch die Wäsche gewaschen und das Auto geputzt, wir bezahlen ihn. Er ist zufrieden, wir sind es auch.
Wanderer kommt ihr nach Dar es Salaam und wollt nach Zanzibar, so wendet Euch an Simon im Ruinenhotel Silver Sand im gleichnamigen Ort nördlich von Dar.
Wir verbringen die letzte Nacht hier, der Kühlschrank ist am Strom angeschlossen, auch etwas, was nicht selbstverständlich ist. Die Hunde lassen uns zufrieden, vom malariakranken Venezianer Paulo sehen wir nichts mehr.

 

Tag 527

07.03.2013

Wir fahren erst einmal in den Supermarkt Shoprite zum Einkaufen. Dann quälen wir uns durch den stopp and go Verkehr aus Dar es Salaam hinaus und fahren nach Bagamoyo. Diese Stadt war einst die deutsche Hauptstadt in Tanganjika. Ein Kirchenkomplex mit angeschlossenem Museum wäre dort zu besichtigen. Eine wunderschöne Allee aus Mangobäumen führt dorthin. Große Schilder weisen darauf hin, dass man eine Fotografier Erlaubnis benötigt, um die Kirche, erbaut von unseren Vorvätern, von außen fotografieren zu dürfen. Die Schnösel, die auf den Stufen der Kirche rumlungern fordern 5000TSh. Wir drehen sofort um und hauen ab. Tanzania beginnt uns auf den Keks zu gehen.
Die Kolonialbauten an einer kleinen Straße sind recht runtergekommen und kaum noch als solche zu erkennen. Wir fahren zur Travellers Lodge, wo Camping möglich sein soll. Unverschämte 15700 TSh wollen die pro Person haben. Wir fahren erst mal wieder weg, auf der Suche nach einem anderen Platz. Der wird leider gerade renoviert, so dass wir zähneknirschend zur Travellers Lodge zurückkehren.
S 6.434660, E 38.904728 Der Besitzer ist Deutscher aus Saarlouis und hat seinen Mann von der Rezeption mal mit nach Deutschland genommen. Außer Saarlouis hat er aber nichts gesehen und erscheint doch ziemlich enttäuscht. Den Besitzer sehen wir nicht.
In einem herrlichen botanischen Garten stehen wir auf gepflegtem Rasen, keine Elektrik, die könnten wir aus einem 50m entfernten Haus bekommen. Unsere Strippe ist leider nicht lang genug. Der Strand vor dem Hotelgarten ist ungepflegt, es wird gewarnt vor Überfällen am Strand. Auch hier tummeln sich eine Unzahl junger Paare mit Kindern, die im Konferenzzentrum verschwinden.
Es ist unerträglich heiß und schwül. Als Sigrid ins Bett klettert sagt sie, dass sie die Nase voll hat, von Abzocke hier in Tanzania, von der Hitze und nach Hause will. Wir schwitzen uns bei knappen 40° durch die Nacht und sind gerädert.
Travellers Lodge, habt Ihr genügend Geld, so etwa 120 Dollar pro Person, pro Tag, nehmt Euch einen klimatisierten Bungalow, genießt den Garten und das gute, aber unbezahlbare Essen in gepflegter Atmosphäre.


Tag 528

08.03.2013

Wir müssen aus dem Küstenklima raus! Die Hitze und Schwüle ist unerträglich. Wir ändern die Route und beschließen die Küste sofort zu verlassen und in die Usambaraberge zu fahren und Veilchen zu sammeln.
Lushoto war einmal Luftkurort der deutschen Kolonialisten. Dort wollen wir hin.
Die Usambaraberge ragen wie eine Mauer aus der Ebene. Die Hauptstraße führt an ihnen vorbei in der Ebene, wir klettern die Straße nach Lushoto hoch. Spektakulär geht es am Soni-Wasserfall vorbei, der direkt in der Kleinstadt Soni in die Schlucht stürzt. Hinter Lushoto geht es durch den Wald zur Irentefarm, die Camping anbietet zu vernünftigen Preisen von 7500TSh pro Person. S 4.793718, E 38.266783
Auf der Farm werden 12 schwarz-bunte Kühe gemolken, es wird Gemüse angebaut, es gibt Obst, Marmelade und Honig. Hier ist ein beliebtes Ausflugsziel und wir treffen, wie soll es anders sein, eine Schar deutscher Mädchen, die alle irgendwo ein Volontariat absolvieren. Mit einheimischen Führern wandern sie durch die Usambaraberge - ohne Führer ist es angeblich zu gefährlich, wegen der Überfälle auf Touristen. Auf der Irentefarm wird dann Rast gemacht und das dort gebackene Graubrot – enttäuschend, weil die 8 Gramm Salz pro kg Mehl fehlen - mit Hüttenkäse verzehrt. Die Farm gehört Süd Afrikanern, die uns herzlich willkommen heißen.
Wir genießen das angenehme Klima von etwa 26° und beschließen, hier zwei Tage zu bleiben.


Tag 529

09.03.2013

Der Farmbesitzer kommt früh am Morgen und erzählt, dass das erste Mal in 10 Jahren, eine Touristen, die in einer Hütte der Farm geschlafen hat, nachts beklaut worden ist. Sie hatte wohlvergessen, die Hintertür abzuschließen und während sie schlief wurde ihr Geld geklaut.
Wir machen nach langer Zeit mal wieder Hausputz.
Um das Auto herum verteilt liegen die Klamotten, die drinnen ihren bestimmten Platz haben. Wir müssen nur noch selten suchen.
Wir putzen etwa 5 Stunden lang. Die Mittagsgäste, die die Farm aufsuchen stören uns nicht, allerdings gucken sie etwas pikiert.
Endlich ist alles wieder eingeräumt. Natürlich passt es nicht mehr so wie vorher.
Wir wollen noch zum Irente Aussichtspunkt gehen. Dort gibt es auch eine Lodge, die Eintritt für die Aussicht verlangt. Typisch Tanzania! Mit einem Zettel, der uns freien Ausblickverschaffen soll, gehen wir los. Die Kamera um den Hals gehängt, den Hut auf dem Kopf, wir sind von weitem als typische Touristen zu erkennen und werden auch von den Schnöseln, die mit brüchigen Brettern eine Aussichtsplatform gebaut haben, so behandelt. Sigrid traut sich nicht auf das klapprige Gestell über dem Abgrund. Der Ausblick ins Tal ist ganz nett, aber nicht berauschend, da die Sicht diesig ist und es anfängt zu regnen. Natürlich haben ich keine Kameratasche dabei und stülpe meinen Hut über das kostbare Teil. Es regnet stärker und Sigrids Hut muss auch herhalten, um die Kamera vor dem Regen zu schützen. Fast im Laufschritt galoppieren wir, Aussicht her, Aussicht hin, zum Auto zurück.
Die Zeltfenster hatten wir offengelassen, jetzt sind die Matratzen feucht. Wir verziehen uns unter das große Strohdach, unter dem sonst die Mittagsgäste sitzen und ihr biologisches Müsli und den Hüttenkäse der Farm verzehren, kochen dort und sitzen den Regen aus.

 


Tag 530

10.03.2013

Wir kaufen auf der Irentefarm Marmelade, Käse und Brot. Der Besitzer zeigt einem Paar aus Polen seine Bienenstöcke, die alle in Häusern untergebracht sind. Die Bienen erreichen ihre Stöcke durch Einfluglöcher in den Mauern. Die Häuser sind fest verschlossen und gesichert, da sonst die Bienenstöcke geklaut würden. Es gibt keine Schleudermaschinen. Die Honigwaben werden ausgekratzt und auf Siebe gelegt, so dass der Honig in darunter stehende Eimer tropft. Varoamilben gibt es, aber stört die afrikanischen Bienen nicht. Amerikanische Faulbrut gibt es hier auch (noch) nicht.
Ich werfe noch einen Blick auf die Kühe, die in der Tat nicht glücklich aussehen. Holsteiner Kühe gehören nicht nach Afrika.
Wir fahren über ziemlich staubige Umgehungspisten weiter. Die Straße wird neu gebaut und zwar von Strabag, nicht von den Chinesen. Am Straßenrand halten wir bei einem ziemlich verzweifelten Japaner an, der uns um ein Reserverad bittet. Der Polizist, der auch mit von der Partie ist, erkennt allerdings, dass die Reservereifen des Toyos etwas zu groß sind für den RAV4 des Japaners. Glaubt der denn im Ernst, irgendjemand würde ihm ein Reserverad leihen.
Wir wollen zu einem Camping am Paganiriver, der im Reiseführer beschrieben ist. Der existiert zwar, doch ist kein Mensch zu finden. Nebenan ist das Zebracamp. Der Fernseher unter dem Strohdach neben der überdimensionalen Satelitenantenne brüllt. Der Besitzer kommt, wir brüllen gegen den Fernseher an. 15000 TSH will er pro Person haben, dass wir auf dem Platz stehen; ich sage, wir sind bereit 15000 TSH für den Stellplatz zu bezahlen und gehe zum Auto. Gut meint er, bin ich auch mit zufrieden. Na bitte, geht doch, immerhin sind das 10 us$.
Wir sitzen im Staub, schreiben noch ein wenig Tagebuch, die Fernsehgäste verschwinden, der Stromgenerator wird ausgeschaltet und wir haben eine ruhige Nacht.

 

Tag 532

12.03.2013

Es regnet die ganze Nacht, was den Gestank am Keys Hotel etwas mindert.
Es weckt uns kein Allahu Akbar, aber die dritte Strafe Gottes, die Schreihalsvögel, die sich hier im gemäßigten Höhenklima wohl fühlen.
In der Dusche klemmt der Warmwasserhahn. Eine Aufgabe für meine Riesenrohrzange! Jetzt klemmt der Hahn nicht mehr, jetzt ist er ab. Kein Warmwasser.
Wir hauen hier ab und finden einen kleinen Supermarkt, der recht gut sortiert ist. Der Klipdrift-Brandy ist hier billiger als in Süd Afrika, wir kaufen Vorrat.
Auf der Suche nach dem Kili fahren wir durch Bananen- und Kaffeplantagen den Berghang hoch bis Mweka, dort beginnt der Kilimandjaro Nationalpark. Auch hier ist er nicht zu sehen, obwohl wir 2000m hoch sind. Also wieder runter. Wir verfahren uns auf den Pisten, müssen einige Male wenden, kommen dann aber wieder in Moshi an. Es gibt hier ein Salzburger Cafe, in dem wir Wiener Schnitzel und Fleischspieß essen. Wir sind die einzigen Gäste. Die Einrichtung des Lokals ist urig, das Essen nicht der Rede wert.
Eine Lodge, mit der Möglichkeit in einem Wasserfall zu baden, bietet leider keine Campingmöglichkeit. Der Weg dorthin ist nur etwas für echte Offroadfans.
Auf der Suche nach dem Kilimanjaro fahren wir nach Kilema, einem kleinen Bretterbuden-Wellblech-Nest mit einer großen gemauerten Lutherischen Kirche aus der deutschen Kolonialzeit. Wie bisher alle Kirchen ist sie auch geschlossen. Die Holperpiste zurück führt am 100 Jahre alten Kibo-Hotel in Marangu vorbei, wo wir ein Bier trinken wollen. Der „Portier“ bietet uns an, hier zu campen für 5 Dollar pro Person. Er schließt uns ein Zimmer zum Duschen auf. -3.285785, 37.517315
Das Hotel ist erstaunlicherweise in guter Verfassung. An den Wänden hängen Bilder von Hans Meyer, dem ersten Weißen auf dem Kili, der Berg soll ja hier irgendwo in der Gegend rumstehen. Wir haben ihn bisher nicht gesehen. Ein paar Deutsche trinken hier ein Wässerchen und nostalgieren, dass sie hier im Hotel vor 30 Jahren vom DED eine Versammlung hatten. Nein schlafen tun sie in einem besseren Luxushotel. Der Strom fällt freundlicherweise erst aus, als Sigrid mit Duschen fertig ist.
Es gießt als wir unser Abendessen zubereiten. Wir verschwinden in den Gang zu den Zimmern und sitzen in den alten intakten(!) Sesseln aus der Kaiserzeit.

 


Tag 533

13.03.2013

Das gibt es nicht! Um 4 Uhr morgens wird die Lutherische Kirchenglocke wenigsten eine halbe Stunde gebimmelt. Pastor-Freund Harald, was soll der Unsinn. Um 6:30 Uhr geht der Krach noch einmal los. Wir sitzen senkrecht im Bett. Und kurz darauf, es wird gerade hell, sitzt ein Vogel am Rückspiegel und pickt gegen sein Spiegelbild. Die Nacht ist mal wieder früh vorbei.
Wir beschließen, den Kilimanjaro zu umrunden, um vielleicht doch noch einen Blick zu erhaschen. Die Asphaltstraße endet kurz hinter dem Grenzübergang nach Kenya. Die Piste lässt sich erst recht gut fahren, wird später aber zur Wellblechpiste.
Sigrid entdeckt ein Wolkenloch, wir sehen ein wenig Berg und SCHNEE. Dann ist er wieder weg. Und noch einmal sehen wir ein bisschen Kili, die Hans Meyer Spitze und kurz darauf, wieder durch ein Wolkenloch, die Kaiser Wilhelm Spitze, heißt jetzt Uruhu Peak, den höchsten Punkt Afrikas, genau auf der Mitte zwischen Kairo und Kapstadt.
Der Rundweg führt zurück nach Moshi. Auf den Rieselfeldern des Keys Hotels möchten wir nicht noch einmal stehen und die Lärmglockerei neben dem Kibo wollen wir auch nicht noch einmal, so fahren wir zum Marangu-Hotel, auch nicht die beste Wahl.
Wir sollen auf einem Schlammparkplatz vor einer Einfahrt stehen. Der Rasenplatz, der etwa einen Meter höher liegt ist mit Büschen zugepflanzt. Dort kann man wohl zelten. Ich quetsche den Toyo durch die Büsche, er klettert auf den Rasen, auf dem wir dann übernachten. S3.29665° E37.52488°


 

Tag 534

14.03.2013

Die Nacht bleibt wider Erwarten ruhig. Das Vogelgezwitscher früh am nächsten Morgen weckt uns. Jetzt hat Sigrid Bauchgrimmen, sie wird sich wohl bei mir infiziert haben.
Wir haben den Kilimanjaro gesehen und können die Gegend verlassen. Er hat sich heute wieder in dichte Wolken gehüllt, aus denen es ein wenig regnet.
Auf der guten Asphaltstraße fahren wir nach Arusha, am Mt. Meru, auch ein Vulkanberg, dem zweithöchsten Tanzanias. In Arusha findet das UN-Tribunal Ruanda statt. Sie tagen seit 1994. Das Fotografieren des Konferenzzentrums ist streng verboten. Das Shoprite-Zentrum, ist eine Einkaufsmall, in der es endlich mal wieder alles gibt. An einem großen Autoservice lassen wir Öl und Filter wechseln und die Reifen von vorne nach hinten wechseln. Der indische Besitzer will einen Service wie in Amerika oder Europa bieten. Er erklärt mir die Strecken zum Tanganjika-See, die in der Regenzeit schwierig sein können. So ganz haben wir den Gedanken dorthin zu fahren noch nicht aufgegeben. Der Service ist schlechter als gedacht. Der Luftfilter ist nicht gereinigt, einige Abschmiernippel sind vergessen, mein Hemd ist eingesaut, weil ich mit in die Grube geklettert bin. Das Ganze kostet etwa 120 Euro.
Wir fahren auf den Massai-Campingplatz direkt an einer Hauptverkehrsstraße, mit Bar und mickrigem Restaurant. Der Platz steht voller kleiner Zelte, zwei Touri-LKWs und zwei Begleitfahrzeugen. Fahrradfahrer, die sich das Vergnügen gönnen, Kairo Kapstadt, 12000km in 121 Tagen zu fahren. Der Platz kostet 26000TSH.. S 03.38495 E 036.72034
Irgendwo finden wir noch einen kleinen Stellplatz für den Toyo hinter einem alten Mercedes LKW. Vier Hunde sind lästig. Ein Kastrat (!) markiert den Alpharüden, der es tatsächlich wagt, mich anzuknurren. Er war zu schnell, ich habe ihn nicht erwischt.
Der neue Kocher macht Schwierigkeiten. Er rußt, wie der alte, den wir im Regenwald haben stehen gelassen. Ich ärgere mich schwarz und beschließe, ihn irgendwann auseinander zu nehmen.

 



Tag 535

15.03.2013

Vom Maasai Camp fahren wir in die Stadt, in der Hoffnung, dass unser Stellplatz hinter dem LKW nicht belegt wird. Wir blockieren den Platz mit einigen Plastikstühlen.
Im Meatking in Arusha, einem Süd Afrikanischen Metzger, gibt es Wurst und gutes Fleisch. Wir kaufen ein und fahren danach in ein Internetcafe über der Werkstatt, in der der Toyo gewartet wurde. Wieder können wir nicht auf unsere Website zugreifen. Wir schicken ein Mail mit der Aktualisierung unserer Seite an Carmen, die, wie immer prompt, die Seite aktualisiert. Als wir gerade ein Mail an Martin und Christin versendet haben, kommt auch schon die Antwort. Beide sind auch hier in Arusha. Nach Oppi Koppi und Swakopmund in Namibia sehen wir uns hier in Tanzania wieder. Wir verabreden uns in der Lodge und Restaurant Blue Heron zur Mittagszeit.
Wir freuen uns aufrichtig die drei, samt Momo, dem wuscheligen Hund, wieder zu sehen. Momo hatte einen Streit mit einem Warzenschwein an der Hatari Lodge (das ist die, die Hardy Krüger gehörte) und musste zusammengeflickt werden. Martin und Christin haben ihren Supercamper auf einem Grundstück gegen über der Lodge geparkt und haben beschlossen, hier in Arusha ein Haus zu mieten und einige Zeit zu bleiben. Im Laufe des Nachmittages lernen wir noch ein Paar aus Deutschland kennen. Er arbeitet als Jurist bei dem Ruanda Tribunal.
Martin ist wie immer bestens informiert und empfiehlt uns eine Lodge am Eingang des Arusha Nationalparks als Übernachtung, doch heute fahren wir zurück zur Maasai Campsite.
Die Fahrradfahrer sind noch da, ein Dachzeltcamper ist angekommen, unser Platz ist noch frei.
In der Nacht beginnt der Terror der Hunde. Sie hatten sich die erste Nacht still verhalten, diese Nacht geben sie sich alle Mühe, menschliche Wesen vom Schlafen abzuhalten.


Tag 536

16.03.2013

Übermüdet taumeln die Fahrradfahrer aus den Zelten. Auch wir können kaum aus den Augen gucken.
Wir fahren zu einem Supermarkt, in dem es erstaunlicherweise zahlreiche deutsche Lebensmittel gibt, zu horrenden Preisen. Trotzdem kaufe ich eine Mettwurst aus Gütersloh.
Wir treffen uns noch einmal mit Martin und Christin in der Blue Heron Lodge. Martin gibt uns zahlreiche Tipps, wo wir hinfahren sollen.
Wir haben beschlossen, in den Tarangire Nationalpark zu fahren. Auf dem Wege dorthin gibt es eine Schlangenfarm, 20 km entfernt von Arusha, auf der wir diese Nacht bleiben wollen. Wir verabschieden uns früh genug, um im Hellen zu den Schlangen zu kommen.
Der Schlangenfarm sind angeschlossen, ein Massaimuseum und ein Krankenhaus. Die Besichtigung all dieser Einrichtungen ist im Camppreis eingeschlossen. Wir bezahlen 36000 TS und stellen den Toyo so, dass wir trocken unter ein Dach flüchten können. S 03.40999 E 036.48294
Die beeindruckendsten Schlangen, neben großen Nilkrokodilen, die hier auch gehalten werden, sind die riesigen Felsenpythons, die sie hier haben. Die Schlangen sind über 5m lang und oberschenkeldick. Fotos von Phythons, die Menschen verspeist haben, verstärken den Gruseleffekt. (Und Paul, unser Freund, verspeist solche Schlangen in Congo)
Wir verbringen dort eine ruhige Nacht, ebenso wie der Nachtwächter auf seinem Stuhl, der es sich direkt neben unserer Hütte „gemütlich“ gemacht hat.

 

 


Tag 537

17.03.2013

Bevor wir die Schlangenfarm verlassen, besichtigen wir das Massaimuseum. Ein traditionell gekleideter Massai führt uns durch die Ausstellungsräume, in denen Figuren von Massai ausgestellt sind und das Leben der Massai nachgestellt wird. Die Besichtigung des Krankenhauses sparen wir uns.
Die Asphaltstraße wird von der Strabag(!) erneuert. Die Umleitung erfolgt über 20km unangenehme Piste.
Wir fahren zum Tor des Tarangire Nationalparkes, drehen um und suchen ein Camp, welches am dichtesten am Eingang des Parks liegt. Im Park zu übernachten, ist einfach zu teuer.
Wir finden das Zion-Camp, das von außen ganz nett aussieht. Einige typische Overländer-Zelte stehen dort. Der Platzwart will einen unverschämten Preis haben, ich kann ihn runterhandeln und wir bezahlen 56000TSh für zwei Nächte. S 03.69879 E035.94847
Wir stellen uns neben einen Neubau mit Vordach, so dass wir, sollte es regnen, trocken sitzen können.
Es gibt dort eine Bretterbuden-Bar, in der wir ein Bier trinken. 4000 bekomme ich genannt, als ich bezahlen will. Der übliche Preis, für zwei Biere. Nein, so bedeutet mir der Barkeeper, jedes Bier koste 4000, ich soll mal 8000 rüberreichen. Trotz der langen Zeit in Afrika, flippe ich aus. Wir seien doch hier nicht in einer Lodge mit Aircondition und barbusigen Kellerinnen, auch dort koste ein Bier nur 3500. Er bekomme keinen Cent mehr, als 4000. Der Besitzer, der daneben steht, ist ob meines Ausbruches verschreckt und gibt sich mit 4500 für zwei Bier zufrieden. Dafür kommt er dann kurz darauf ans Auto, um die Platzmiete zu kassieren. Die Abzockerei hier in Tanzania schlägt uns zunehmend aufs Gemüt.
Wir verbringen eine ruhige Nacht bis 6:ooUhr, dann erwacht Afrika..


 


Tag 538

18.03.2013 (unser Freund Peter-Paul hat Geburtstag, herzlichen Glückwunsch. Als ich anrufe, arbeitet er gerade an unserem Nachruf, da er es nicht schafft, im Internet unseren Blog zu lesen und der Meinung war, wir seien tot.)

Wir fahren früh von dem Campingplatz los, um möglichst lange im Tarangire National Park bleiben zu können. Am Eingang kann man den unverschämten Eintrittspreis mit Visa-Karte bezahlen. Wir bezahlen für einen Tag 35 us$ pro Person plus 40us$ für das Auto. Uns verschlägt es die Sprache und ich frage, ob ich dafür einen Elefanten kaufe, was zumindest die allgemeine Heiterkeit der Ranger steigert.
Der Park ist schön. Gleich hinter dem Gate stehen die ersten Elefanten. Große Herden von Impalas stehen an der Piste und zwei Löwinnen, eine davon mit Halsband, liegen auf ihrem Feldfrauenhügel und beäugen die Gegend. Der Tarangire-Fluss schlängelt sich durch ein Tal. Die Uferränder brechen stellenweise tief ein. Von oben sehen wir eine Landschaft, so, wie sich klein Fritzchen Afrika vorstellt. In einer offenen Savanne stehen große Schirmakazien, unter denen Elefanten grasen. Die Landschaft ist wunderschön, die Elefantendichte beträchtlich. Hier sind die Viecher friedlich, keiner versucht den Toyo zu jagen. Eine große Herde Elefanten hat es eilig. Schnellen Schrittes sind sie unterwegs. Wir fahren ihnen auf einer Piste hinterher und kommen zur Tarangire River Lodge, einer Luxusherberge, die wir uns nicht leisten können. Hierher kommen auch die rasenden Elefanten und stoppen vor dem Lodgeeingang auf einer Wiese, die sie dann auffressen. Langsam gehen sie zwischen den parkenden Autos auf dem Parkplatz hindurch und hinab zum Fluss. Eine alte Elefantendame, so wird uns von einer ebenso alten Dame in der Lodge berichtet, führt ihre Herde regelmäßig hierher.
Auf der Rückfahrt zum Gate am Nachmittag entdeckt Sigrid eine Löwin, die ihre drei Welpen, so groß wie Foxterrier, einen Hügel hinunterführt. Die kleinen hüpfen um die Mutter herum und verschwinden ab und an im hohen Gras. Die Löwin stoppt am Pistenrand und schaut, wie es sich gehört nach rechts und links, ehe sie die Kleinen über die Piste führt. Ein sehr flotter Touridampfer kann gerade noch rechtzeitig bremsen.
Wir freuen uns über dieses Löwenerlebnis.
Zurück am Campground sind die Overlanderzelte abgebaut. Wir trinken kein Bier in der Bar, sondern nehmen unsere aus dem Kühlschrank.

Tag 539

19.03.2013

Wir verlassen den Zioncamping und fahren zurück nach Arusha. Wir fahren zur Lodge, die uns Martin empfohlen hat, der Meru Mbega Lodge. Dort gibt es eine Wiese, auf der man herrlich campen kann. Wenn man sich reckt und über den Zaun schaut, soll man den Kilimanjaro sehen. Wir sehen ihn nicht.
Es begrüßt uns Wolfgang, dem diese Lodge, die direkt dahinter liegende und noch etliche andere im ganzen Land gehören. Er macht uns einen fairen Preis, wir bezahlen 15000 TSh. S03.31810 E 036.88590
Die Dusche wird angeheizt und wir haben Warmwasser.


 

Tag 540
20.03.2013

Überall, wo es nicht so heiß ist wohnt die zweite Strafe Gottes. Wir werden beim ersten Lichtschimmer von den verfluchten Schreihalsvögeln geweckt. Es regnet die ganze Nacht. Unter dem Dach des Lapas sind unsere Stühle nass geworden. Dichte Dächer sind rar.
Nach dem Frühstück rufen wir Martin an und verabreden uns wieder im Blue Heron.
In Arusha regnet es und wir suchen nach so einer Art Kaffeemaschine, so`n Ding, Kaffee rein, Wasser drauf, Sieb runterdrücken, Kaffee fertig; denn wir finden keine Filtertüten mehr in den Geschäften. Martin erzählte uns, dass es die Dinger hier gibt. Von einem Küchenutensilienladen werden wir zur Filiale beim Shoprite geschickt. Dort können wir ein sehr fragiles Teil kaufen. Auch im Internetcafe am Shopritecenter können wir unsere Website nicht aufrufen, sehr seltsam.
Wir treffen uns noch einmal mit Martin und erhalten weitere Tipps. Martin scheint schon überall gewesen zu sein und hat ein phänomenales Gedächtnis. Sigrid schreibt alles auf, hoffentlich bekommen wir später alles in die richtige Reihenfolge.
Wir fahren zurück auf den Campground von Wolfgangs Lodge und gehen zum Essen dort ins Restaurant. Es gibt ein Menu, als Hauptgericht Lasagne, der Preis 22500 TSH pro Person ist unverschämt.
Am Nachbartisch sitzen Tierpfleger aus dem Leipziger Zoo, die mal in Natura erleben wollen, wie die Viecher, die sie pflegen, so leben.
Wolfgang setzt sich zu uns und erzählt seine Lebensgeschichte. Mal wieder eine, aus der man einen Roman machen könnte. Zimmermann hat er gelernt, mit dem DED ist er nach Afrika gekommen, mit seiner deutschen Frau hat er dann Fertighäuser in Äthiopien gebaut, bis die Kommunisten ihn rausgeschmissen haben. In Deutschland hat er eine weitere Ausbildung zum Kaufmann gemacht, in Pakistan wieder Häuser gebaut. Frau gestorben, Wolfgang hat in Tanzania eine Massai geheiratet und ein Lodgeimperium aufgebaut. Wir beschweren uns über die Eintrittspreise in den Nationalparks und überlegen, ob wir überhaupt den Ngorongoro Krater besuchen sollen. Wolfgang rät uns es zu tun, denn wir kommen ja nicht so schnell wieder hierher.
Unser Bier zum Essen spendiert er uns nicht, obwohl er meint, dass er nun so viel Knete hat, dass er gerne anderen hilft.

 


 

Tag 541
21.03.2013 (Unser Freund Henry wird heute 60. Herzlichen Glückwunsch)

Elende Schreihalsvögel!!!
Wir fahren nach Arusha und kaufen ein, da wir in die Nationalparks wollen.
In der Exim-Bank am Shopritecenter muss man den Eintritt für den Ngorongoro-Krater bezahlen. Am Schalter sollen wir 200 us$ nur für den Besuch des Kraters bezahlen. Wir zücken zähneknirschend die Kreditkarte. Nein, die verschnupfte Dame bedauert, Kreditkarten werden nicht akzeptiert. Bargeld lacht. Ich frage, wo ich denn eine solche Menge Dollars herbekommen soll. Na ganz einfach. Du ziehst tanzanische Shilling aus dem Automaten und wir helfen Dir, die in Dollars zu tauschen. Sigrid holt Dollars aus dem Auto. Wir bekommen unsere Quittung und fahren nach Karatu zur Kudu-Lodge. Wir kommen am Manyara See vorbei, einem Sodasee.
Die Wiese, auf der wir an der Kudu Lodge stehen ist annehmbar. Der Preis ist wie erwartet unverschämt.
S 03.34891 E 035.66933
Für den Besuch des Swimmingpools verlangen die Lodgebetreiber 10 us$. Es wird abgezockt in Tanzania.

Tag 542
22.03.2013

Die Teilnehmer an einer Versammlung wecken uns, so wie es sich für Afrika gehört, um 6:00 Uhr. Dieses Mal ist es uns Recht, wollen wir doch in den Krater. Eine Übernachtung dort im Nationalpark würde uns ruinieren, so müssen wir spätestens um 16:00 Uhr den Krater wieder verlassen haben.
Wir brechen auf und fahren zum Lodoare-Gate.
S 03.29995 E 035.59234
Die Touridampfer stehen hier Schlange. Am Schalter müssen wir dann noch den Eintritt in die Ngorongoro Conservation Area bezahlen. Cash in Dollars: 50 us$ pro Person und 40 us$ für das Auto. (leider haben wir keine tanzanischen Nummernschilder gefunden) Der Besuch des Ngorongorokraters kostet uns 340 us$.
Wir bezahlen und nichts passiert. Unsere Quittung der Bank wird beiseitegelegt und die Touriunternehmer abgefertigt. Nach 20 Minuten reicht es mir und ich meckere den Schalterfritzen an. Ich solle gefälligst warten, bekomme ich zur Antwort. Laut antworte ich, dass ich hier schon etliche Zeit warte und nicht gewillt bin so lange zu warten, bis das Gate abends geschlossen wird. Gelächter bei den Tourifritzen, keine Reaktion beim Bürokraten. Endlich bekommen wir das Permit. Ein Touriveranstalter nimmt mich mit zum Schalter am Schlagbaum. Dort muss ich das Permit noch einmal abstempeln lassen. Hier werde ich gefragt, wo denn mein Führer sei. Habe ich nicht. Ohne Führer dürfe man aber nicht in den Krater und das Auto müsse auch 2 Ersatzreifen, Schaufel, Axt oder Machete und HiLift haben. Haben wir alles und noch Sandbleche und Winde dazu. Aber keinen Führer, der ist billig, kostet nur 50 us$. Nach mehrmaligen Nachfragen bekommen wir zur Antwort, dass wir uns im Hauptquartier der Ranger von der Führerpflicht befreien lassen können. Endlich nach über einer Stunde am Gate dürfen wir in die Conservation Area einfahren.
Die Piste führt am Kraterrand entlang in 2300m Höhe. Links sieht man den Manyara See tief unten, rechts gibt es manchmal phantastische Blicke in den Krater, einer riesigen Schüssel, kreisrund, in der Mitte ein See.
Wir fahren zum Headquater. Eine mufflige Rangerin sagt, ohne Führer keinen Krater. Langsam vergeht mir die Freundlichkeit. Ich erzähle ihr, dass wir keine Möglichkeit haben, einen Führer unterzubringen, er könne vorne auf der Stoßstange sitzen. Sie knurrt und bringt uns ins Büro des Chefrangers Peter. Der ist beschäftigt und will uns schnell loswerden. Wir müssen versprechen, dass wir alle Bedingungen, die auf der Erlaubnis zum Besuch des Kraters aufgezeichnet sind, einhalten und dass wir ganz lieb zu den Tieren sind. Wir versprechen es. Dann dürfen wir fahren. Am Pistenrand stehen wieder die stolzen Massai und betteln, die Touridampfer knallen an uns vorbei. Wir halten am Gedenkstein für Michael und Bernard Grzimek an.
Wir kommen zum nächsten Gate, zum Abstieg in den Krater. Wieder müssen wir uns in ein Buch eintragen, wieder wird die Erlaubnis überprüft. Was, keinen Führer, das geht gar nicht. Der muffelige Typ am Schlagbaum soll doch „Peter“ anrufen. Nun prüft er unser GPS, damit wir wieder rausfinden aus der Suppenschüssel, und wir dürfen nur auf der Hauptpiste bleiben:
Endlich geht es abwärts. Eine sehr steinige, sehr steile Piste führt 600m tief in den Krater. Wir sehen beim Abstieg große Herden von Zebras und Gnus, die auf einer völlig platten Grasebene stehen. Wir fahren die Piste in Richtung See. Im See, stehen herrlich rosa gefärbte Flamingos. Leider führt die Piste nicht direkt am See entlang. Wir halten dort an, wo die Touridampfer anhalten und suchen in der Richtung, in der die Touris auf den umgebauten Landcruisern blicken, nach Tieren. Ganz, ganz weit weg finden wir vier der noch vorhandenen 24 Nashörner. Der Rest ist weggewildert. An einer weiteren Stelle, ganz, ganz weit weg erahnen wir einige Löwen. Wir folgen den Touridampfern und kommen an einen Teich, abgetrennt 30 Touridampfer. Hier wird dem Pauschaltouristen der Lunch serviert. Im Pool hocken zwei Flusspferde. Die meist fotografierten Hippos in Tanzania. Uns ist schleierhaft, wie die in den Krater gekommen sind, immerhin müsste eine schwangere Hippodame den Kraterrand überwunden haben. Ganz, ganz weit weg finden wir auf der Weiterfahrt durch den Krater einen einsamen Elefanten. An einer Wegkreuzung steht ein Touridampfer und direkt neben ihm sitzt wie ein guter Wachhund eine hochträchtige hechelnde Löwin. Sie lässt sich von uns nicht stören, die wir direkt neben ihr anhalten und auch nicht von den anderen Autos, die durch Funk herbeigerufen werden, die schwangere Löwin zu betrachten. Etwa 6 Autos stehen schließlich drumherum. Dem armen von Fliegen geplagten Tier bleibt nur der Rückzug in einen Graben, in dem sie schließlich verschwindet. Auf der Suche nach den Ruinen einer deutschen Farm überqueren wir den Bach, sehen noch einige Büffel, aber keine Ruinen und müssen mit dem Toyo durch den Bach fahren, die zweite Brücke ist zerstört. Es ist Zeit den Krater zu verlassen und wir fahren eine nicht zu steile Piste auf der anderen Seite wieder nach oben. Oben erwartet uns wie immer ein Gate und wir müssten uns aus dem Buch austragen. Der Ranger telefoniert mit seinem Handy und bedeutet mir zu warten. Das wird mir langsam zu bunt, ich steige in den Toyo, wünsche ihm einen guten Tag und fahre fort, der Ranger schimpft hinter uns her.
Am Kraterrand geht es zurück zum Hauptgate. Die Touridampfer knallen an uns vorbei, dass uns die Steine um die Ohren fliegen. Gott sei Dank bleibt die Windschutzscheibe heile.
Wir tragen uns vorschriftsmäßig aus dem Buch aus und fahren zum nächst gelegenen Campground, dem Doffa Camp. S 03.35315 E035.61170
Nach kurzer Verhandlung kann ich einen Seniorenrabatt erwirken. Die Duschen werden angeheizt und wir sind auf einem schönen sehr großen Gelände die einzigen Gäste. Empfehlenswert! Als wir beim Abendessen sitzen kommt der Besitzer und fragt, wie wir denn seinen Platz gefunden haben. Er freut sich, als ihm erzähle, dass der Platz sowohl im Reiseführer als auch in Traks4Africa aufgeführt ist. Es beginnt zu regnen in der Nacht, der Platz wird schlammig. Es ist ein schwarzer Schlamm, der klebt wie Patex und ist kaum abzubekommen. Dreck überall.
Wir schlafen hier gut, bis 6:00 Uhr. Scheiß Schreihalsvögel.

 



 

Tag 543
23.03.2013

Wir fahren möglichst früh aus dem Schlamm, wollen wir doch heute in die Serengeti. Wir sind am Lodoare Gate und wieder beginnt die Prozedur. Wir brauchen nur
140 us$ für den Transit durch die Ngorongoro Conservation Area bezahlen, fast geschenkt. An der Information zeigen wir dem freundlichen(!) Ranger auf unserer Karte des Gebietes (kostet 10 us$) den Weg den wir fahren wollen. Zur Ndudu Lodge, so erklärt er, kommen wir nicht. Regenzeit, viel zu gefährlich, wenn wir im „Nowhere“ festsitzen. Die Lodge sei zurzeit nur von der Serengeti aus zu erreichen. Schade, so können wir die Empfehlung von Martin nicht besuchen. Im Nachhinein stellt sich heraus, dass die Piste wahrscheinlich problemlos hätte befahren werden können. Allerdings hätten zwei Tage und zwei Übernachtungen in der Serengeti unseren Etat gesprengt.
Vorbei an den bettelnden Massais geht es am Kraterrand entlang, einige Büffel haben sich hierher verirrt. Dann steigen wir vom Rand ab in die Ebene. Die Landschaft wird zur Savanne. Es gibt Massaidörfer, die für viel Geld besichtigt werden dürfen und Rinderherden der Massai, die zwischen den Zebras und Gnus weiden. Die Savanne ist platt wie ein Tisch. Nur wenige große Felsbrocken gucken heraus. Wir fahren zum Oldupai Tal und dem dortigen Museum. Die Leakeys haben hier den Australopithecus Bosei ausgegraben und in der Nähe eine 26m lange Fußspur von drei Menschen gefunden, die vor 3,5 Mio. Jahren hier lang gewandert sind. Vater, Mutter, Kind. 18 us$ Eintritt für ein winziges Museum mit drei Räumen mitten in der Einöde. Es gibt Fotos und viele Beschreibungen und einige Abdrücke von Unterkiefern und Schädeldecken unserer frühen Vorfahren.
Und dann sehen wir Gnus und noch mehr Gnus, es werden immer mehr. Die elendsschlechte Wellblechpiste führt durch die Gnu-Migration hindurch. Tausende dieser Wiederkäuer ziehen jedes Jahr 1000km in einem Kreis dem Regen und der guten Weide hinterher. Wir stecken mitten in der Herde, in der sich zahlreiche Kälber tummeln. Über 20 km sehen wir von Horizont zu Horizont Gnus.
Mitten in der Landschaft steht ein Bogen, durch den wir fahren und schon sind wir in der Serengeti. Hier dürfen die Massai mit ihren Rindern nicht mehr rein.
Nach einigen weiteren Kilometern auf der Wellblechpiste erreichen wir das Haupttor. Am Schalter akzeptiert man hier Kreditkarten. Wir werden 30 us$ pro Person Eintritt, 40 us$ fürs Auto und weil wir übernachten müssen, 30 us$ pro Person für den Campingplatz los.
Während ich mich in dem Ausgangsbuch für Ngorongoro austrage, (Name, Autonummer, Passnummer, woher, wohin, Nationalität, wie viel Begleiter, Heimatadresse, Telefonnummer) und mich in das Eingangsbuch der Serengeti eintrage (Name, Autonummer, Passnummer, woher, wohin, Nationalität, wie viel Begleiter, Heimatadresse, Telefonnummer) quatscht mich doch ein Touriführer in perfektem, akzentfreiem Deutsch an. Er habe das in der Schule gelernt, lügt der Schelm. Schließlich rückt er damit raus, dass er drei Jahre in Mannheim gelebt habe.
Wir bekommen den Campground „Dik Dik“ zugewiesen, etwa 50km entfernt. S 2.420338, E 34.850087
Wir müssen Gas geben, um den Platz noch vor dem Dunkelwerden zu erreichen. Nichts da mit Viecher suchen, sondern knallen übers Wellblech. Und dann muss ich voll in die Bremsen. Unsere speziellen Freunde, die Elefanten blockieren mal wieder die Piste. Zwei Touridampfer stehen auch und warten. Als die Dickhäuter eine kleine Lücke freigeben, fährt der eine Touridampfer so dicht an den Tieren vorbei, wie ich es mich nie getraut hätte. Auch ich nutze die Lücke und fahre so dicht an einem Elefantenhintern vorbei, dass ich versucht bin, ihn am Schwanz zu ziehen. Tue ich nicht, zu viel Angst.
Dank Navi finden wir den Platz in einer Lodge Gegend. Ein kleines Zelt steht dort und es gibt einen Wärter, in einer Küche, der uns einlädt auch dort zu kochen. Es gibt, unerwartet Toiletten und Duschen (unser Reiseführer beschrieb, es gäbe nur Plumpsklos) und es gibt eine große Hütte mit Speisesaal.
Wir kochen am Auto. Die Besitzer des Zeltes kommen. Sie hatte mal eine Zahnarztpraxis in Velbert und er hatte eine Gastdozentur in Mwanza. Zum Dank wurde den Beiden eine Serengetisafari mit Auto, Fahrer und Koch(!) geschenkt. Letzter machte sich mit weißem Kittel und Kochmütze auch sofort ans Werk. Serviert wurde den beiden das Dinner im Speisesaal.
Während wir am Auto essen, kommt in der Dunkelheit ein Auto an. Eine Frau kommt zu uns und verlangt ziemlich rüde, die Nummer unserer Serengeti-Erlaubnis. Ich sage ihr, sie soll sich erst einmal ausweisen. Sie verschwindet und schon kommt der Nächste und will das Permit sehen. Sigrid sagt ihm, er solle warten, bis wir mit Essen fertig sind. Er steht da und wartet. Dann lasse ich mir seinen Ausweis zeigen. Er ist von der Parkverwaltung. Ich zeige ihm das Permit, er will es mitnehmen, um es an seinem Auto zu überprüfen. Nix da, das Ding hat uns 120 Dollar gekostet, ich gebe es nicht aus der Hand. Er zieht grußlos ab.
Die Nacht ist bis auf die heulenden Hyänen, die nach Fressbaren suchend, den Platz durchstreunen ruhig. Bis, richtig um 6:00.

Tag 544
24.03.2013

Campwärter, Fahrer und Koch sind Afrikaner, die sich um 6:00 Uhr laut unterhalten müssen und mit Kochtöpfen klappern. Die Nacht ist vorbei. Mit den ersten Sonnenstrahlen kommen auch die Tsetsefliegen. Haut man auf eine drauf, die dann unbeeindruckt davonfliegt, so weiß man: TseTse Fliege.
Wir packen ein und fahren von der Hauptpiste weg, finden einen Teich, in dem die Hippos übereinander liegen. Man könnte trockenen Fußes über die Hippos spazieren. Wir müssen wieder zurück zur Hauptpiste; denn wir müssen spätestens um 18:00 Uhr die Serengeti verlassen haben, sonst werden wieder 120 Dollar fällig. Wir sehen noch viele Gnus, Zebras und Büffel und in einem Fluss ein recht großes Krokodil. Die TseTse-Fliegen brummen durch die offenen Fenster ins Auto. Wir helfen uns mit Insektenspray und müssen mit geschlossenen Fenstern in brütender Hitze fahren. An der sonnenabgewandten Seite des Autos sitzen hunderte der Fliegen am Fenster. Sigrid hat einen Stich am Ohrläppchen, an dem sie noch eine Woche Freude hat und der sich dämlich entzündet.
Wir sind zu früh am Ausgangsgate der Serengeti, direkt am Viktoriasee, da die Gates nicht in der Software Traks4Africa verzeichnet sind und wir nicht wussten, wie viele Kilometer wir noch fahren mussten.
S2.19274° E33.87347° Am Ndabaka Gate (Western Serengeti) gibt es einen kleinen Shop, einen teuren Campingplatz (30 Dollar pro Person) und die erste Strafe Gottes, Paviane, die auch sofort die Kochbananen vom Dachträger eines Autos plündern.
Wir fahren in Richtung Viktoriasee und wollen zur Nyatwali Beach Lodge. Dorthin führt eine Piste mit tiefen Schlammlöchern. Der Schlamm ist der berühmte Schwarzschlamm, der sofort jedes Reifenprofil zusetzt. Ein kleiner Landcruiser steckt fest. Wir halten an. Eine dicke Frau und einige Schnösel stehen um das Auto in der Mocke. Sie haben schon Äste unter die Räder gestopft, ohne Erfolg. Ich will den Toyo so stellen, dass ich die Karre mit der Winde rausziehen kann. Die Dicke sieht, dass ich wieder ins Auto steige und jammert, ob ich denn jetzt weiterfahre, ohne ihr zu helfen. Zwischenzeitlich taucht ihr Mann auf. Wir packen die Winde aus und sie sagt keinen Mucks. Nix rührt sich.
Wir schauen uns gemeinsam den Untergrund um das steckengebliebene Auto an und suchen eine Stelle, wo ich den Toyo hinstellen kann, um die Karre mit dem Abschleppseil aus dem Dreck zu ziehen. Ich bugsiere den Toyo durch den Schlamm, befestige unser Seil und es klappt, wir kriegen das Auto raus. Es stellt sich heraus, dass der Mann, der angekommen ist, der Besitzer der Lodge ist, zu der wir wollen, welch glücklicher Zufall.
Wir pflügen durch den Schlamm, verpassen den Abzweig zur Lodge, kommen in ein Fischerdorf, in dem wir von den Kindern angesprungen werden, das Money, Money-Geschreie geht auf die Nerven.
Wir finden die Lodge und handeln den Preis für abschleppende Helfer aus. 15000TSh, das sind immer noch 5 Dollar. Dafür wird uns eine Hütte aufgeschlossen mit Dusche und Toilette. Wir stehen sehr schön direkt am Seeufer unter hohen Bäumen, ein schöner Platz.
S 02.15832 E 033.83322
Später am Abend kommt der Rausgeschleppte vorbei und lässt uns zwei Bier bringen. „Castel Milk Stout.“ Sigrid mag es nicht, ich trinke beide Flaschen und es haut mich aus den Socken. Sturzbetrunken klettere ich mühsam ins Bett.

Fazit Ngorongoro und Serengeti: Der Krater ist landschaftlich ein Erlebnis, wer kann schon in einer Suppenschüssel mit Zebras und Gnus rumfahren. Sonst nur für Grzimek-Fans zu empfehlen, es ist einfach zu teuer und es gibt zu viele Tsetse-Fliegen.

 

Tag 545
25.03.2013

Obwohl der Platz so schön am See liegt, verlassen wir ihn heute und fahren in die zweitgrößte Stadt Tanzanias, Mwanza am Victoriasee. Die Piste wird bald zur Asphaltstraße und die Stadt ist bald erreicht. Sie liegt malerisch auf Hügeln und zwischen Felsen am See. Der Yachtclub bietet eine Campingmöglichkeit. Über eine Holperpiste erreichen wir den Yachtclub am Ende einer Halbinsel direkt hinter dem berühmten Hotel Tilapia.
Das Tor ist verschlossen, wir wollen schon wieder abfahren, als eines der Mädchen, die gegenüber versuchen Obst an die Hotelgäste zu verkaufen, zu uns rüberkommt und laut nach Michel ruft. Der kommt dann auch verschlafen und schließt das Tor auf. Wir stellen uns vor ein Haus mit Vordach, was wohl mal ein Kiosk gewesen ist, so dass wir uns unters Dach flüchten können. Wir finden auch eine an einigen Kabeln hängende Steckdose an der Wand, die Strom führt, so dass wir unseren Kühlschrank mit 3(!) Adaptern anschließen können. S 02.52869 E 032.89481 Dort zu stehen kostet 20000TSH. Die Duschen führen kein Wasser. Das kennen wir und suchen den Hahn, mit dem man das Wasser andreht, außerhalb des Gebäudes und werden fündig. Allerdings tropft dann Wasser in der Damentoilette von der Decke. Sigrid muss bei den Herren Duschen, was kein Problem ist, da wir die einzigen Gäste sind.
Sigrid findet im See eine etwa 30cm lange Echse, die zwischen den Wasserhyazinthen umherschwimmt. Später am Abend finden wir den Großvater dieser Echse im Grase am Wasser, er ist etwa 1,20m lang. Es ist etwas unheimlich, dass solche Drachen sich auf dem selben Platz wie wir tummeln.
Bevor wir uns dort endgültig etablieren, fahren wir einkaufen. In der zweitgrößten Stadt des Landes sollte es doch ein Einkaufszentrum geben. Gibt es nicht. Der empfohlene Supermarkt U-Turn wird umgebaut und ist geschlossen. Wir finden in der Stadt einen kleinen Supermarkt mit sehr begrenztem Angebot. Am Geldautomaten treffe ich einen Herrn, der perfekt Deutsch spricht, was er in Köln gelernt hat. Er empfiehlt den Supermarkt am großen Kreisel. Der wird von Muslimen bewirtschaftet, was das Angebot weiter einschränkt. Kein Alkohol, kein Schweinefleisch, aber viele Plastikschüsseln. Der Verkehr in der Stadt ist chaotisch, jedoch überschaubarer als in Dar es Salaam.
Wir essen abends im Restaurant des Yachtclubs. Ich hoffe auf einen Viktoriabarsch und bekomme ein ehedem tiefgefrorenes Fischfilet. Die Preise sind absolut akzeptabel.
Hinter den Bergen wetterleuchtet es spektakulär. Der Himmel scheint zu brennen. Ein tolles Schauspiel.

Tag 546
26.03.2013

Die Nacht war ruhig, es hat etwas geregnet und die Rollende Diskothek ist früh abgefahren. Die zweite Strafe Gottes kreischt über uns.
Das Auto ist unter der Schlammschicht kaum noch zu erkennen. Am U-Turn Supermarkt haben wir einen Autowaschplatz gefunden. Dort geben wir den Toyo ab. Der Supermarkt hat geöffnet. Er ist teuer, aber es gibt übersichtlich das, was der gemeine Mitteleuropäer gerne hat, z.B. Gouda-Käse.
10000TSH will der Autowäscher haben, er hat sich Mühe gegeben, schließlich hat er nur einen Wasserschlauch und keinen Hochdruckreiniger.
Wir essen in einem chinesischen Restaurant zu Mittag. Das heißt, dass das Lokal von Chinesen geführt wird, es aber nichts Chinesisches zu essen gibt. Einen Chinesen sehen wir auch nicht. Wir finden endlich ein Internetkaffee, in dem wir auch einen Stick benutzen dürfen, und afrikanische Wunder, wir können auf unsere Website zugreifen.
Im Hotel Tilapia soll die original „African Queen“ liegen, mit der Katherin Hepburn und Humphrey Bogart in Afrika rumgeschippert sind. Um dieses Schiff zu besichtigen beschließen wir ein Bier im teuersten Hotel von Mwanza zu trinken. Nach der Sicherheitskontrolle, vorbei an einem Rolls Royce aus dem Jahre 1964, dürfen wir auf die Dachbar, von der man einen herrlichen Ausblick auf den nebenan im Yachtclub stehenden Toyo hat. Alles ist abenteuerlich afrikanisch hergerichtet, auch die Gäste geben sich Mühe. Die „African Queen“ ist von hier nicht zu sehen. Dort, wo nur noch die Hotlegäste hindürfen, liegt ein Schiff mit Namen „African Queen“ wir fotografieren sie von der Stelle aus, wo das Verbotsschild für uns steht, misstrauisch beäugt von einem schwerbewaffneten Wachmann. Das Schiff kommt uns größer vor, als das, das im Film eine der Hauptrollen spielte. Das von der Decke der Bar hinabhängende Holzmodell ähnelt dem Filmoriginal mehr.
Wir verziehen uns aus der gediegenen Atmosphäre und beginnen vor den vermüllten Räumen des ehemaligen Kiosks zu kochen. Die beiden Inder spielen derweil wie jeden Abend Squash im Obergeschoss unseres Kiosks, ohne dass die Bude zusammenbricht.
Die rollende Disco ist wieder da und macht Krach, Krach machen auch ein paar Mädchen in der Bar des Tilapias über uns. Die rollende Disko verschwindet, die Mädchen kreischen weiter und werden gegen Morgen von der zweiten Strafe Gottes, den Schreihalsvögeln abgelöst.

 

Tag 547
27.03.2013 (Heute hat meine Freundin Regina Geburtstag, herzlichen Glückwunsch)

Es ist schön hier am See. Wir bleiben hier, waschen die Klamotten und genießen den Tag.
Ein großer Waran, etwa 1,20m lang züngelt über den Platz und verschwindet im Wasser. Es ist doch ein seltsames Gefühl, dass solche Echse direkt neben uns durchs Gras latscht. Vorsichtshalber packen wir wieder die Macheten aus.
Die rollende Disco kommt und geht, die zweite Strafe Gottes gibt keine Ruhe.

 

Tag 548
28.03.2013

Wir können uns nicht entschließen Mwanza zu verlassen. Wir fahren in die Stadt, kaufen ein, gehen ins Internet und als ich, zurück vor der Müllbude, den Kühlschrankstecker wieder in die an ein paar Drähten hängenden Steckdose anschließen will, ist die Stromleitung des Kühlschranks kaputt. An zahlreichen Stellen ist die Leitung gebrochen. Ich brauche einen neuen Stecker, einen dreipoligen Feuchtraumstecker, mit dem auch PCs angeschlossen werden. Bei dem Versuch, den Stecker an eine andere Leitung zu basteln bekomme ich von 220 Volt einen Schlag. Mir stehen die Haare zu Berge, die Ohren glühen, die Augen tränen. Ich geb es auf und hoffe, in einem Computerladen in Mwenza ein Kabel kaufen zu können.
Sigrids kleine Bläschen am Bauch fließen zusammen und sehen aus, wie eine Brandwunde. Am rechten Bein ist eine ähnliche Wunde und zwei am linken Knöchel. Die Haut ist nekrotisch, darunter bildet sich ein Geschwür. Wir haben keine Ahnung, woher diese Entzündungen kommen, vermuten aber Tsetsefliegen-Stiche. Ich behandle die Geschwüre mit der bewährten Bepanthensalbe.


 

Tag 549
29.03.2013 (Karfreitag)

Heute verlassen wir Mwanza. Die zweite Strafe Gottes kreischt uns hinterher, der Drache züngelt aus dem Wasser.

Wir fahren durch die Stadt und finden, obwohl Karfreitag auch hier offizieller Feiertag ist, einen gerade geöffneten Computerladen und siehe, sie haben ein Kabel, das an den Kühlschrank passt, und dazu ein Netzteil für alle Laptops. Kostet die horrende Summe von 8 Euro.
Wir fahren zur kleinen Fähre über den Victoriasee. Ein Schlepper rennt vor dem Toyo her und lässt die Ladeklappe der Fähre noch einmal herunter. Wir rollen auf die schon fast abgelegte schwankende Fähre nach Kamenga. Auf der Fähre herrscht das übliche Chaos, alle drängeln, schreien, alles funktioniert irgendwie.
Über eine ziemlich üble Piste kommen wir nach Serengema, dann gibt es guten Asphalt und das letzte Stück bis Biharamulo ist schlimm.
Hier gibt es ein altes Fort der Deutschen, das in erstaunlich gutem Zustand als Gästehaus ausgebaut ist. Nachdem wir endlich eine junge Frau in dem Gemäuer gefunden haben, fragen wir nach einer Campingmöglichkeit. 20000TSh, soll das Parken im Innenhof kosten. Ich frage, was denn ein Zimmer kostet. Das koste auch 20000. Es leuchtet ihr nach einiger Diskussion ein, dass das Schlafen im eigenen Auto billiger sein müsse, als ein Zimmer, so dass wir 10000 zahlen. Vielleicht hat auch die Liveübertragung einer Karfreitagsmesse im Fernsehen geholfen, die die Dame unbedingt sehen wollte.
S 02.63138 E 031.30490
Der Innenhof, in dem wir stehen, ist vollständig ummauert, die Hitze staut sich, aber wir haben nebenan ein Küche, die wir benutzen können. Das ungewaschene Geschirr stapelt sich dort, die Kakerlaken feiern Party, aber der Herd hat zwei Gasflammen, die es schaffen, ein Liter Wasser in 20 Minuten zum Kochen zu bringen.
Nachts brauchen wir kein Licht, unser Hof wird grell beleuchtet und es gibt keine Schreihalsvögel, der zweiten Strafe Gottes ist es hier zu heiß.
Sigrids Geschwüre heilen nicht ab. Eins am linken Bein wird größer.