Nigeria
erste Nacht


Tag 94

30.12.11 Freitag

Die Nacht war ruhig. Nur wenige Fahrzeuge sind des Nachts über die Holperstraße gefahren.
Auch am nächsten Morgen, werden wir an unserem Stellplatz nicht belästigt. Lediglich die Passagiere. Die auf der hohen Ladefläche der LKWs sitzen, bemerken uns und winken uns freundlich zu.
Wir quälen uns die letzten 30km bis Wawa.


Als wir die Stadt durchfahren, kommt ein Auto hinter uns her. Gerade als wir wenden wollen, weil wir verkehrt gefahren sind, springt ein Typ aus dem Auto und hält mir einen Ausweis (!) vor die Nase. Er sei von der Immigration-Behörde und wolle unsere Pässe kontrollieren. Auf meinen Einwand, dass wir gerade gestern eingereist sind und die Pässe gründlich und intensiv an der Grenze geprüft wurden, entgegnet er, seien wir jetzt schließlich in einem andern Bundesstaat und müssten kontrolliert werden. Er ist sehr freundlich und erklärt uns, dass es auch hier in der Nähe von Wawa, einen Nationalpark „Kainji“ gebe und das Office sei gleich hinter der Kreuzung. Wir fahren dorthin und werden auch dort freundlich begrüßt. Da wir Sylvester sowieso nicht in irgendeiner Stadt verbringen wollen, weil wir nicht wissen, was Sylvester in Nigeria üblicherweise passiert und ob das für Weiße unangenehm werden könnte, bezahlen wir den Eintritt und einen Führer, der uns zum Nationalpark begleiten soll. Wir werden darauf hingewiesen, dass wegen der Buschfeuer nur wenige Tiere zu sehen seien, dass die Piste dorthin sehr schlecht sei und dass die Facilities am Camp gerade renoviert werden und nicht zu gebrauchen seien. Camping sei aber möglich. Kostet alles 5000 Naira.
Wir packen unseren Führer hinten in den Toyo, wo er sich zusammenfaltet. Er meint, das sei alles kein Problem, schließlich sei er Afrikaner.
Wir fahren 28km auf der Asphaltstraße bis zu einem Tor, dem Eingang zum Nationalpark, dann auf einer Piste weitere 68km zum Camp.
N9.91282 E03.95479


Von den Gebäuden des Camps stehen nur noch die Außenmauern. Man hat die Häuser entkernt. Dort sollen wir jetzt einen Bungalow –einige wenige stehen noch- mieten, damit wir darin Duschen können und eine Toilette haben. Wir weigern uns, schließlich haben wir schon im Office gesagt, dass wir im Auto schlafen und campen wollen. Die Campverwalter diskutieren und diskutieren, wir betrachten in der Zwischenzeit das völlig marode Gelände und die völlig verkommenen Gebäude. Nach einer Stunde gibt es immer noch keine Lösung des Problems, was mit uns nun geschehen soll und ich erkläre, dass wir wieder abfahren wollen. Das wollen sie verhindern und nun muss einer auf einen Sendemast klettern, an dem es noch keine Antennen gibt. In 20m Höhe hat er Handyempfang. Nachdem er beim Chef angerufen hat, bekommen wir einen Stellplatz an einem vermüllten maroden Versammlungsgebäude und wir bekommen in dem Gebäude eine Toilette aufgeschlossen, die für uns sogar etwas gereinigt wird. Duschen sollen wir uns am Swimmingpool, in dem ist kein Wasser, renovierungsbedürftig. Leider hat den Schlüssel zu den Duschen der Chef im nächsten Dorf (68km).
Wir richten uns ein und nachdem wir das erste Mal auf der Toilette waren, stellen wir fest, dass das Abflussrohr, das aus der Wand guckt, zum Anschlussrohr drei Zentimeter Luft hat, so dass unsere Ausscheidungen nicht so richtig in die Kanalisation abgeführt werden.
Der Führer kommt, um mit uns durch den Park zu fahren. Wir richten ihm einen Platz auf der Kühlbox ein, so dass er nach vorne durch die Windschutzscheibe sehen kann. Wir sehen Antilopen, Kobs, manchmal flitzt blitzschnell ein schwarzer Affe über die Piste und dann sehen wir Kobs.

Wir fahren zum Hippopotamusteich und da liegen ein paar Flusspferde drin. Der Teich ist eigentlich ein Fluss, wie aus einem afrikanischem Bilderbuch. Aus den Augenwinkeln sehe ich noch, wie der Kopf eines Krokodils unter Wasser verschwindet.
Abends wird im Camp die Bar eröffnet, der einzige Punkt im Camp, der nicht total verloddert ist. Wir sind die einzigen Gäste und trinken ein Bier. Sylvester scheint gerettet.


Tag 95

31.12.11 Samstag
Sylvester, heute hat Stefan Hübner Geburtstag, herzlichen Glückwunsch.

Unser Führer holt uns um 9:00 Uhr ab und wir fahren im Park eine ziemlich üble Piste. In einem Graben setzt der Toyo hinten auf. Es passiert aber nichts, lediglich die Halterung des HiJacks ist etwas verbogen. Wir sehen Kobs und Paviane. Die Fahrt durch den Busch ist allerdings schön, die Piste fast zugewachsen, wir erwarten, dass Tarzan aus dem Busch springt.
Am Hippopotamusteich liegen die Viecher halb auf dem Trocknen, eines ist sogar ganz aus dem Wasser geklettert. Die Tiere sind riesig. Sofort, als sie uns bemerken, verschwinden sie im Wasser.


Wir gondeln zwei Stunden durch den Busch und am Nachmittag noch einmal eine Stunde. Aber auch die Fußmärsche zu besonderen Plätzen, bringen nicht den erwünschten Büffel- und Krokodilerfolg. Wir sind gespannt, was diese Ausflüge uns noch kosten werden.
Zwischen den Ausflügen kommt mit viel Lärm ein Geländepickup angerauscht. Man wurschtelt an dem Auto dran rum, bis ein Weißer zu uns kommt und fragt, ob wir eine Luftpumpe hätten.
Es stellt sich heraus, dass der Weiße ein Rumäne ist, der mit einer sehr aufgetakelten (Miet)Schwarzen Tiere gucken wollte und nun einen Platten hat, das heißt sein Auto hat einen Platten. Der Reservereifen hat auch keine Luft. Sie fahren ihr Auto mit Platten an den Toyo heran. Ich schmeiße den Kompressor an und pumpe den Reservereifen auf. In der Zwischenzeit haben sich alle Führer, Chefs und was sonst noch in dem Camp rumläuft, Stühle geholt, sich unter ein Sonnendach gesetzt und betrachten das Theater sparen nicht mit Kommentaren und lautem Gelächter.
Ich versuche den Platten mit meinem Reifenstopfzeug zu stopfen und wieder funktioniert das nicht! Nachdem der Reservereifen drauf ist, ist der Rumäne mit seiner Kurtisane schnell verschwunden. Später, als wir den Park verlassen, wurde uns vom Parkwächter seine Telefonnummer gegeben. Wir sollen ihn unbedingt anrufen und zu ihm kommen, er wohne in Kainja.
Die Bar bleibt Sylvester geschlossen. Wir trinken unsere zwei Flaschen Riesling alleine im Dunkel, essen lecker Rindfleisch aus der Dose mit Spaghetti und beschließen, dass für uns das Neue Jahr um 22:00 Uhr beginnt.

 

 

Tag 96 Sonntag

01.01.2012 Neujahr

Um 9:00 Uhr brechen wir unser Lager im Camp ab, der Führer mit seiner ganzen Familie kommt, um sich zu verabschieden, steigt aber nicht ins Auto. Wir wundern uns, dass wir nichts weiter zu bezahlen haben, und dass wir alleine aus dem Park fahren dürfen.
Wir fahren die erste Tankstelle an und müssen erfahren, dass sie keinen Diesel hat. Nigeria, das Erdölraffinerien hat und Treibstoff exportiert, hat Probleme mit der Dieselversorgung.
Noch denken wir, dass diese Tankstelle ein Einzelfall ist und fahren weiter. Wir passieren den großen Nigerstaudamm. Den größten, den wir je gesehen haben, und kommen in den nächsten Ort, in dem es zahlreiche Tankstellen gibt, aber keinen Diesel. Man versucht uns, Schwarzmarktdiesel zu verkaufen. Einer der Schwarzmarkthändler hat in einer Garage einen offenen 200l Bottich stehen, aus dem er mit einem Eimer Diesel in den Toyo schöpfen will. Wir haben noch Sprit für etwa 200km und beschließen weiter zu fahren. 50km weiter kommt eine supermoderne Tankstelle. Zwei Leute sind gerade dabei ca. vierzig 20l Kanister mit Diesel zu befüllen. Wir dürfen an einer Säule anhalten. Ich sehe, dass der Diesel 150 Naira kosten soll und bitte, den vorderen Tank vollzumachen. Als die Zapfpistole im Tankstutzen steckt, kostet der Diesel bereits 170 Naira. Blitzschnell hat der Tankwart an der Uhr gedreht. Benzin hingegen, gibt es überall und es kostet 140 Naira. Verstehe einer Nigeria.

 


 

Wir fahren auf einer „geht so“ Asphaltstraße nach Bida. Ich bin gerädert und habe keine Lust mehr zu fahren. Wir finden eine Bank mit ATM und können Nairas aus dem Automaten ziehen. Nebenan ist das „Bab Hab“ Hotel, doch bevor wir dort einchecken fahren wir durch die Stadt. Es ist ein großes afrikanisches Drecknest. Hier gibt es sogar Mietskasernen. Wir hätten Angst, dass sie zusammenbrechen, wenn man einen Fuß auf die Treppe setzt. Es ist wie üblich laut, staubig und viel Verkehr. Auf dem Hügel mitten in der Stadt thront die perfekt saubere und gestriegelte Zentralmoschee. Auch zwischen den Häusern stehen kleine Moscheen, die sauber sind und frisch gestrichen. Sie wirken wie Fremdkörper in dem sonst üblichen graubraunen Dreck.
Das „Bab Hab“ Hotel hat eine ans Hotel angeschlossene Moschee. Es ist ein sauberer moderner Gebäudekomplex und sieht teuer aus. Als wir vorfahren, wird sofort in einem Nachbarkomplex das Tor geöffnet, auf dass wir den Toyo dort gesichert unterbringen sollen.
Im Hotel gibt es drei Zimmerkategorien. Wir wollen das billigste, die Luxury-Klasse für 7500 Naira. Die sei nun allerdings leider gerade ausgebucht, aber wir können ein VIP-Room für 12500 Naira bekommen. Ich frage nach einem anderen Hotel in der Stadt, und siehe schon ist ein Zimmer frei. ABER: es ist ein Luxury, mit Klima und Miefquirl unter der Decke und Fernseher und Bad und Toilette aber ohne Waschbecken. Wir nehmen das Zimmer.
Auf der Suche nach einer Bar, wo man vielleicht sogar ein Bier bekommt, laufen wir durch tiefen Sand durch die Stadt, immer mit der Angst von einem Auto überfahren zu werden, die haarscharf an uns vorbeibrettern. An einer Bretterbude bekommen wir eine kalte Cola, Bier scheint es in dem muslimisch geprägten Ort nicht zu geben, und suchen nun ein Restaurant, um nicht im „Bab Hab“ essen zu müssen. Das Bretterbudenrestaurant, das wir finden, bietet Reis mit verhungertem Hühnchen und warmer Cola. Als wir bezahlen haut`s uns um. Die Köchin will 2700 Nairas haben. Unser Fehler, wir haben nicht vorher gefragt.


Im Hotel gibt`s Actionfilme mit arabischen Untertiteln im Fernsehen und den üblichen Krach bis Mitternacht und ab 6:00 Uhr früh.

 

Tag 97

02.01.2012 Montag



Auf das Frühstück im „Bab Hab“ warten wir eine Stunde und bekommen fettige wabbelige Pommes, Rührei ungetoastetes, labbriges Toastbrot, Milchpulver, eine winzige Portion Nescaffe und etwa 5l heißes Wasser.
Wir fahren in Richtung Abuja und kommen flott voran bis Matala. Hier ist das Militär auf den Trichter gekommen, die vierspurige Straße zu sperren und den Verkehr durch das Dorf zu leiten.

Natürlich fahre ich erst einmal bis an die Stelle, wo die Stahlhelmträger stehen und frage, ob wir nicht die schöne Straße entlangführen dürfen. Terroristen hätten, so wird mir erklärt, eine christliche Kirche zur Gottesdienstzeit in die Luft gesprengt. 120 Tote seien zu beklagen, und deshalb sei die Straße gesperrt.

Auf einer einspurigen Sandpiste versucht sich der Verkehr durch das Dorf zu arbeiten. Die Autos passen kaum aneinander vorbei, so eng ist es, und das erste Mal sehe ich, dass die PKWs an Steigungen im Sand steckenbleiben. An neuralgischen Punkten stehen Schnösel, die den Verkehr regeln und dafür Geld bekommen. Ohne deren Hilfe ginge hier gar nichts mehr. Der Toyo steht manchmal so schief, dass ich echte Angst habe, er könne auf das Auto nebenan kippen. Nach einer Stunde haben wir die drei Kilometer geschafft und kommen nach Abuja.


Eine achtspurige Autobahn führt in die Stadt und an der richtet das Militär einen Kontrollpunkt ein. Schnell stehen nicht mehr acht Autos im Stau nebeneinander sondern zehn auf acht Spuren und alle müssen am Kontrollpunkt auf die eine Spur. Hier kommt Freude auf. Um jeden Millimeter wird gerungen.
In Abuja gibt es, außer in wenigen kleinen Wohngebieten nur sechsspurige Straßen mit Mittelstreifen. Wenden geht nur an wenigen Stellen, so dass man gezwungen ist, kilometerweit zu fahren, um zu wenden, falls man sich verfahren hat. Es gibt keine Vorfahrtsregelung! An Kreuzungen wird sich irgendwie durchgemogelt. Polizisten, die manchmal den Verkehr regeln, wedeln mit unverständlichen Handbewegungen um sich. Nur die Taxifahrer scheinen zu verstehen, was die meinen.
Wir finden das Sheratonhotel, ein immenser Hotelkomplex mir zentralem Hochhaus, Parkanlagen, Bungalows, alles von einer Mauer umgeben, die durch üppigen Bewuchs versteckt wird. Es sieht sehr teuer und vornehm aus, so dass wir den Toyo erst einmal etwas abseits parken. Zu Fuß gehen wir zur Einfahrt. Dort steht Militär mit Gewehr und schusssicherer Weste und der hoteleigene Sicherheitsdienst und kontrolliert penibel jedes Fahrzeug, dass in den Sheratonkomplex hineinfährt. N9.06453 E07.48324
Wir sollen mal unser Auto holen, bedeutet uns ein Sicherheitsmann. Wir fahren hinein, ohne kontrolliert zu werden und warten auf einem zugewiesenen Parkplatz. Dann kommt einer und bringt uns hinter den Gästetrakt auf einen Parkplatz und wir warten wieder, der nächste führt uns dann in die weniger schönen Bezirke des Hotelkomplexes zu einem vermüllten Stellplatz hinter einem ehemaligen einstöckigem Gästetrakt. In den Räumen sind jetzt die Wachhunde untergebracht. Dort steht bereits ein holländischer Landrover mit Frederike aus Holland und Thomas aus Schweden.
Wir werden vorbei an den wütend kläffenden Hunden und den Tennisplätzen zum Swimmingpool geführt und dort nebenan ist das Büro des Campingverwalters. Die haben dort tatsächlich ein Merkblatt für Camping am Sheraton. Wir müssen wenigstens fünf Tage bezahlen (5000 Naira), dürfen Duschen und Toiletten des Squashcourts im Keller eines Gebäudes benutzen und den Swimmingpool und die Einkaufspassage im Inneren der Hotelanlage.
Das holländisch-schwedische Pärchen will auch nach Südafrika. Sie stehen schon seit einer Woche am Sheraton, um die Visa zu bekommen. Sie kennen sich perfekt aus und geben uns die Tipps. 1. Visum für Rep.Congo, ohne Rep.Congo gibt es keines für Cameroun, danach Angolavisum.
Doch wir müssen erst am nächsten Tag zum Immigrationoffice, weil die Idioten uns an der Grenze einen Stempel in den Pass gedrückt haben, nach dem wir spätestens am 04.01. Abuja wieder verlassen müssen.
Zur Feier unserer Ankunft, trinken wir ein Bier an der Swimmingpoolbar (4€) und kochen selber.
Wir stehen neben der Zentralklimaanlage des Hotels, die den ganzen Tag und die ganze Nacht laut brummt, die Hunde bellen und jaulen und genau gegenüber in Sichtweite steht die gewaltige Zentralmoschee von Abuja. Allahu akbar um 3:30 Uhr morgens. Die hoteleigene Kläranlage neben unserem Stellplatz ist erträglich, solange der Wind richtig steht.

 

Tag 98

03.01.2012 Dienstag

Das Landroverpärchen fragt, ob wir ihnen mit CFA aushelfen können; denn Cameroun möchte gerne das Visum in CFA bezahlt haben und zwar 50.000 pro Person. Wir haben Gott sei Dank noch nicht unsere CFA getauscht, so dass wir ihnen mit 50.000 helfen können. Uns bleiben dann noch 100.000 übrig für unsere Visa.
Aber vor dem Visashopping geht´s zum Immigrationoffice.
In meinem Stadtplan ist das Büro markiert und nach einiger Sucherei auf den Autobahnen, wobei die Mittelstreifen, dort, wo es möglich ist, auch überquert werden, finden wir das Headquarter. Das allerdings ist für uns nicht zuständig, sondern wir müssen zum Flugplatz, der ist 50 km weit weg und ist seltsamerweise nicht ausgeschildert, in meinem Stadtplan ist er zwar vorhanden, doch es führt keine Straße dorthin. Wir irren über die Autobahnen, die manchmal im Nichts enden, und finden kurz vor dem Airport ein Schild vor einem Tor „Immigrationsoffice“. Das Tor ist verschlossen, kein Mensch in Sicht. Ein Moppedfahrer bedeutet uns, dass der Eingang um die Ecke sei. Also zurück auf die Autobahn, der Eingang ist auf der anderen Seite. Entweder fahren wir 20km, um zu wenden oder als Geisterfahrer auf der falschen Seite oder wir fahren durch den Graben des Mittelstreifens. Wir entschließen uns für letzteres, der Toyo schafft die Durchquerung des Grabens, der die beiden Autobahnseiten trennt.
Das Immigrationsoffice ist ein gesicherter Gebäudekomplex und wir kommen immerhin 30 Minuten vor Ablauf der Öffnungszeiten an. So richtig weiß keiner, was wir eigentlich hier wollen und nach einigem Hin und Her müssen wir einem Offizier folgen, der uns in ein Büro bringt, in dem bereits sechs Mitarbeiter sitzen.
Jetzt sollen wir unserem Führungsoffizier sagen, was wir denn für die Verlängerung unserer Aufenthaltserlaubnis zu zahlen bereit sind. Ich erzähle was von Rentner und kein Geld und biete 100 Naira. Da sagt der doch, das sei kein Geld und schickt jemanden los, der in der Preisliste nachgucken soll, wie viel wir zahlen müssen. Wir sitzen und warten und die „Beamten“ quatschen. Der Nachgucker kommt wieder und hat einen Zettel in der Hand, ich entdecke 5200, die aber blitzschnell in 6000 geändert werden. Wir müssen für die Scheißverlängerung insgesamt 12000Naira abdrücken. Ich schimpfe wie ein Rohrspatz und erkläre, dass mich Nigeria das letzte Mal gesehen hat (stimmt ja auch). Während wir auf den Stempel warten, packt aus einer Plastiktüte eine Mitarbeiterin Gebäckkügelchen, Hühnerfleisch aus und portioniert die Mahlzeit, verpackt es in Zeitungspapier und verteilt es an die anwesenden Beamten. Dazu bekommt jeder eine Dose Malzbier. Selbst wir bekommen unsere Portionen und jeder von uns eine Dose Malzbier. Wir sind völlig verblüfft und ich bedanke mich wortreich, lobe die Gastfreundschaft, verhehle aber nicht, dass dies der teuerste Lunch war, den wir je gegessen haben. Die Pässe kommen vom Stempeln zurück, jetzt dürfen wir sogar bis zum 01.03.2012 in Nigeria bleiben, länger als unser „Berliner“-Visum auswies.
Wir fahren die 50km zurück und finden die Botschaft der Rep.Congo in der Stadt. Wir kommen in ein Büro, in dem zwei Damen den Fußboden mit zerknülltem Papier bedeckt haben. Es sei kein Problem, ein Visum zu bekommen, erklärt mir eine der Damen aus einem Papierhaufen heraus. Allerdings, so erläutere ich, brauchten wir noch einige Zeit, bis wir einreisen. Auch das sei kein Problem, so der Papierhaufen, es koste nur ein bisschen mehr. Ein Passbild fürs Visum reicht, beim Ausfüllen des Formulars wird uns geholfen. Die Visa können wir morgen abholen.
Auf dem Weg zurück zur Sheraton-Müllkippe suchen wir einen Supermarkt, geraten in ein Einkaufszentrum für Computer, fahren in die Außenbezirke, kaufen dort ein und finden nach endloser Sucherei einen Supermarkt, in dem man Wein, aber kein Bier kaufen kann. Also gönnen wir uns wieder das teure Bier von der Swimmingpoolbar. Das Landrover-Pärchen kennt Abuja selbstverständlich und gibt uns die Koordinaten eines Supermarktes mit Bier im Angebot.
Im zweiten Stock eines Hauses, dessen Bausubstanz nicht sehr vertrauenerweckend wirkt, gibt es ein Internetcafé. 200 Naira die Stunde. Die Verbindung ist so schlecht, dass ich nicht weiß, ob die Homepagetexte, die ich versucht habe Carmen zu schicken, angekommen sind. Als wir das Internetcafé verlassen vergessen wir unseren USBstick mitzunehmen. Er steckte am nächsten Tag noch im Computer.

 

 Tag 99

04.01.2012 Mittwoch

Gemeinsam mit den Landrovern wollen wir zur Botschaft von Angola. Wir verabreden uns auf dem Parkplatz bei den Botschaften von Cameroun und Rep.Congo, die dicht nebeneinander liegen.
Wir holen unser Visum für Congo ab und mich trifft der Schlag. Es ist gültig vom 27.03.2012 bis 26.06.2012. Was sollen wir die ganze Zeit bis zum Einreisedatum machen? Unser erster Gedanke: Wir hängen in Nigeria fest.
Aber jetzt geht es erst einmal nach Angola. Die angolanische Botschaft ist in derselben Straße, wie die amerikanische. Die Straße ist entsprechend gesichert.
Den Landrovern wurde an der Botschaft gesagt, dass sie ihre Pässe für Visa mittwochs abgeben könnten und freitags das Visum bekämen. Ja! Das war 2011, vor einer Woche! 2012 können Pässe nur noch am Montag abgegeben werden und heute ist Mittwoch. Die Landrovers sind platt und überlegen, was sie denn jetzt machen. Ich schlage vor, erst einmal nach Gabun (Botschaft) zu fahren.
Die Koordinaten, die wir für diese Botschaft haben, stimmen nicht. Die Botschaft ist umgezogen. Die Landrovers fragen sich durch, die Toyos immer hinterher. Nachdem auf den letzten Kilometern ein Führer mit den Landrovers mitgefahren ist, finden wir die Botschaft. Sie ist geschlossen! Wir sollen morgen wiederkommen und die Visumerteilung dauert drei Tage, also bis Montag.
Wir trennen uns hier, und wir fahren nach Cameroun, in derselben Straße wie Congo. Die Sicherheitskräfte in der Straße begrüßen uns wie alte Bekannte und ich bringe ihnen bei „Tschüss“ zu sagen.
Cameroun will haben: Eine Passfotokopie, eine Kopie des Congovisums eine Kopie des Carnet de passages und pro Schädel 10.000 CFA (Cotonou, also westafrikanische, nicht zentralafrikanische CFA)). Das Carnet und das Visum Congo lasse ich schnell noch fotokopieren. Copieshops gibt es an jeder Botschaft.
Wir holen aus dem Supermarkt, den uns die Landrovers gezeigt haben, Bier und Steaks, von einem nahen Markt Gemüse und speisen auf der Sheraton-Kläranlage üppig.


unser Platz hinter dem Sheraton


 

Tag 100 (wie die Zeit vergeht)

05.01.2012 Donnerstag

Die Landrovers haben, wie nicht anders zu erwarten, einige Probleme mit dem Auto und Thomas fährt in eine Landroverwerkstatt.
Wir nutzen die Zeit und fahren in die Werkstatt, in der die hoteleigenen Autos gewartet werden und wo der Fehler an dem Bremslicht nach langem Suchen gefunden wird. Ein Wackelkontakt in einer Steckverbindung.
Wir wollen die deutsche Botschaft besuchen, um uns in die Deutschenliste einzutragen; per Internet klappt das nicht. Ist man in der Deutschenliste registriert, weiß die Botschaft, wer sich in prekären afrikanischen Ländern rumtreibt und würde eine Benachrichtigung schicken, sollte sich eine politische Situation ergeben, die gefährlich werden könnte-so die Botschaft. Uns erscheint das ganz vernünftig, kann uns doch schneller geholfen werden, wenn etwas passieren sollte.
Unser Navi und auch sonst kein Mensch wissen, wo die deutsche Botschaft ist. Wir suchen die Rezeption des Sheraton, bisher sind wir nur bis zur Swimmingpoolbar und zur Kläranlage gekommen, und verirren uns in einer Hotel-Stadt mit Boutiquen, Reisebüros, Fluglinienschaltern, Teichen und marmornen Gängen.

An der Rezeption funktioniert das Internet nicht, eine Suche nach der Deutschen Botschaft ist ausgeschlossen, so dass wir auch dort nur die Auskunft bekommen, wir sollen ein Taxi nehmen. Der Taxifahrer fragt uns drei Mal „german embassy“, was wir bejahen und fährt zielsicher los. Erst einmal um den Block, dann fragt er einen anderen Taxifahrer, dann beginnt er zu telefonieren und fährt in die Außenbezirke, wo wir einen Supermarkt gesucht haben. An einem stark gesicherten Haus fragt er den Securitymenschen und dann fährt er den Weg zurück in Richtung Botschaft Gabun. Nach zwei Stunden Stadtrundfahrt stehen wir in einer ruhigen grünen Seitenstraße vor dem Hochsicherheitstrakt der Deutschen Botschaft. Der Taxifahrer will 2000 Nairas haben. Normal ist 500. Ich geb sie ihm.
Die Botschaft hat nur bis 12:00 Uhr geöffnet, es ist 13:00 Uhr. Die Security will uns abwimmeln. Ich wedele mit den deutschen Pässen. Der Chef der Security wird gerufen, wir stehen vor dem Territorium der Bundesrepublik Deutschland und die machen das Tor nicht auf.
Der Securitychef kommt auf die Straße, passt beim Öffnen des Tors auf, dass wir nicht flink an ihm vorbei hineinschlüpfen. Ich erkläre dem Chef draußen vor dem Tor, dass wir in die Deutschenliste wollen, dass wir die Koordinaten der Botschaft haben wollen und dass wir, wichtig, die Adresse der deutschen Kneipe wissen wollen.
Er verschwindet nach innen, wir warten vor Deutschland in der afrikanischen Sonne. Dann dürfen doch wir rein: Taschen leeren, Beutel abgeben, eintragen in ein Buch, Abtasten (mit Gerät) Rezeption: Wieder eintragen in ein Buch, warten. Dann kommt eine junge Frau, die uns in ihr Büro bittet und alles ganz toll findet, was wir machen, und uns nach einigen Schwierigkeiten in die Deutschenliste einträgt. Sie hat gerade erst ihren Abschluss an der Uni gemacht, und dies sei hier ihr erster Auslandseinsatz im diplomatischen Dienst. Deshalb ist sie wohl auch noch so freundlich; denn von den anderen „Deutschen“ wurden wir keines Blickes gewürdigt und unser freundliches „Guten Tag“ wurde von keinem unserer Landsleute erwidert.

Die Kneipe, so die Freundliche, sei im Camp einer deutschen Firma und sie glaube nicht, dass wir dort reinkommen. Sie brauche noch unsere Telefonnummer, um uns im Krisenfall zu erreichen. Die haben wir nicht dabei und versprechen, sie noch vorbeizubringen.
Draußen nehmen wir ein Taxi zum Sheraton, setzen uns in den Toyo und fahren nach Cameroun, um die Visa abzuholen. Auch dort trifft mich der Schlag. Da geben die uns Visa für einen Monat, gültig ab Einreise innerhalb von drei Monaten. Wir hängen definitiv in Nigeria fest.
Wir geben unsere Telefonnummer der Freundlichen in Deutschland ab und suchen das Camp der Firma Berger, in dem es das deutsche Restaurant geben soll. Autobahn hoch, über den Mittelstreifen, Autobahn runter, wir irren durch Abuja. An einer Kreuzung stoppt mich die Polizei. Ich bin nicht angeschnallt. Das soll 22.000Naira kosten. Habe ich nicht. Ich zeige mein Portemonnaie mit 4000Naira und sage den Wegelagerern, sie könnten die Hälfte bekommen, den Rest brauchten wir, um etwas zu essen zu kaufen. Sie wollen alles, oder wir müssten vors Gericht. Ich sage ihnen, das sei eine gute Idee, ich würde mir schon mal ihre Dienstnummer aufschreiben. Schnell einigen wir uns auf 2500 ohne Quittung. Als alles erledigt ist, will ein Polizist mitfahren, um uns für ein kleines Entgelt das Camp zu zeigen. Das ist Afrika.
Wir finden das Camp auch ohne Polizisten, ein Gelände so groß wie eine Kleinstadt. Nachdem wir an einigen Toren gefragt haben, kommt uns strahlend Udo entgegen, der hier arbeitet und der uns in sein Büro bringt. Es hatte sich schnell bis zu ihm rumgesprochen, dass zwei Weiße, offensichtlich Deutsche an den Toren gefragt haben.
Schwupps stehen zwei Bier vor uns. Udo hat noch einiges zu tun, Charlie kommt und wird uns vorgestellt, es wird viel telefoniert. Udo ist der Leiter der Kraftwagen-Werkstatt. Über 1000 LKWs und über 2000 PKWs und Pickups werden hier gewartet und repariert. Hier werden eigene Busauflieger gebaut, mit denen die Arbeiter zum Einsatz gefahren werden.

Udo selbst baut nebenher an einem Wohnmobiltruck, den er uns zeigt. Dieses Geländegängige Wohnmobil auf ist vom Feinsten. Er ist auch begeisterter Offroader, die Bilder, die seine Aktivitäten mit einem G Mercedes im Gelände zeigen, sind beängstigend.
Am Montag sei ein Generalstreik angesagt. Die Sicherheitslage sei unbestimmt, das Firmengelände werde gesichert, die Wachmannschaften verstärkt. Udo wohnt in einer gesicherten Wohnanlage und lädt uns ein, bei ihm zu bleiben, bis sich die Lage beruhigt hat. Wir nehmen seine Einladung zu ihm kommen gerne an und verabreden uns für den nächsten Tag um 17:30 Uhr.
Mit reichlich Bier im Bauch steuere ich den Toyo in der Dämmerung zurück ins Sheraton. Den Landrovern, die sowieso am nächsten Tag weiterfahren wollen informiere ich über den bevorstehenden Streik und über die angespannte Sicherheitslage. Sie sollten besser sehen, dass sie am Montag außer Landes sind. Am nächsten Morgen sind sie ganz früh weg, wir konnten uns noch nicht einmal richtig verabschieden.

(Udo bat darum, nicht mitzuteilen, wo er gefunden werden kann. Er hilft gerne den deutschen Overlandern, aber ihr müsst ihn schon selber finden)

 

Tag 101

06.01.2012 Freitag

Wir verbringen den Tag am Swimmingpool des Sheratons.
Als es Zeit wird zu unserer Verabredung, fahren wir noch in den Supermarkt, vor allem um „Star“-Bier zu kaufen, das bevorzugte Bier von Udo. Das allerdings gibt es dort nicht, also kaufen wir unser bevorzugtes Bier, „Goulder“. (es stellt sich später heraus, dass Udo „Goulder“ nicht mag. Trinken wir es also alleine)
Wir fahren zum Treffpunkt und versuchen dann Udos Auto im Feierabendverkehr zu seinem Haus zu folgen. So schnell bin ich in Afrika bisher noch nicht gefahren. Sein Golf wird von einem älteren schwarzen Herrn gesteuert, der endlich wartet am Straßenrand auf uns wartet, als er merkt, dass wir nicht hinterherkommen.
Die Wohnanlage, die wir erreichen, ist gesichert wir Fort Knox. Meterhohe Zäune mit Natostacheldraht, Wachtürme, es hat was von der Zonengrenze. Drinnen steht eine Bungalowgartensiedlung mit eigener Müllabfuhr, Schule, Krankenhaus, Swimmingpool, Restaurant, Supermarkt, Feuerwehr, Satellitenanlage usw aber ohne Gartenzwerge. Wir parken in Udos Vorgarten und gehen abends im Restaurant essen. Es gibt Bitburger vom Fass und eine typisch deutsche Speisekarte mit deutschen Preisen in € ausgezeichnet. Bezahlen muss Udo mit seiner Unterschrift, das Geld wird ihm vom Lohn abgezogen.

 

 

 

Tag 102

07.01.2012 Samstag
 

Udo muss samstags arbeiten.
Das Camp erwacht um 6:00 Uhr, um 6:30 Uhr verlassen die Autos das Camp, die Nachtruhe ist vorbei.
Als wir aus dem Toyo krabbeln, ist die Putze schon in Udos Haus und scheint gar nicht begeistert, dass auch wir in ihrer Küche rumwuseln.
Wir nutzen Udos Gastfreundschaft aus und waschen bei ihm zu Hause in einer richtigen deutschen Waschmaschine unsere Wäsche, nachdem wir seine Putzfrau mühselig davon überzeugt haben, dass wir das dürfen.
Udo schickt seinen Fahrer Adigo, der uns zum Einkaufen fährt. Erst in den einen Supermarkt, dann in den anderen, wo wir Steaks und Schweinekotelett kaufen. Immer auf der Suche nach Udos „Star“Bier, landen wir in einem Spar-Markt in einem Einkaufszentrum, das wir noch nicht kannten. Auch dieses Einkaufsparadies ist stark gesichert. Um auf den Parkplatz dieses Einkaufszentrum zu kommen, wird von der Security der Fahrzeugboden abgespiegelt und der Kofferraum kontrolliert. Es erinnert mich wieder an die Zonengrenze.
Aber auch hier gibt es kein „Star“-Bier. „Star“-Bier für Udo zu kaufen entwickelt sich zu einem Problem. Wir fahren zum „modernen“ Markt. Einem richtigen afrikanischen Markt. Hier herrscht die übliche Wuselei, dreckig und laut und farbenfroh, hier, wo es alles gibt, wird der Fahrer fündig und wir kaufen einige Paletten Stardosen. Während wir uns durch das Marktgetümmel drängeln, werden auf einer Schubkarre Schafe angeliefert, die ohne vorher ausgeschlachtet worden zu sein, ins Feuer geworfen worden sind, so dass das Fell abgebrannt ist. Danach sind sie sauber geschrubbt worden. Derart zubereitetes Schaf habe ich in meinem vorherigen Leben als Amtstierarzt im Wald nahe der Stadt gefunden und entsorgt. Die Nigerianer, die sich dort dieses Picknick zubereitet hatten, waren stinksauer.
Auf dem Markt wird Adigo fündig. Wir kaufen 2 Paletten Bier und sind damit erst einmal gerüstet, den Sonntag und den ersten Streiktag, Montag zu überstehen.

Wir besuchen Udo in seinem Büro und erfahren, dass die Lufthansa wegen der Sicherheitslage vorläufig die Flüge nach Nigeria eingestellt hat, was nicht gerade zu unserer Beruhigung beiträgt. In Jos, die Stadt etwas im Norden Nigerias, die wir eigentlich besuchen wollten, sollen, laut Buschtrommeln, bereits die Leichen auf der Straße liegen. In Jos murksen die Muslime die Christen ab. Wir sind froh, dass wir in der gesicherten deutschen Gartensiedlung untergekommen sind. Am Montag, dem Tag des Generalstreiks, soll keiner mehr dieses Dorf verlassen dürfen.
Wir grillen abends unsere Schweinekoteletts und trinken Bier.
Udos Freunde kommen, um zu sehen, was denn dort in seinem Garten nächtigt. Die meisten von ihnen sind schon durch Afrika gefahren. Stephan ist mit dem Mopped bis Timbouctou gefahren, obwohl er bereits in Marokko ausgeraubt wurde, ein anderer ist mit einem Landcruiser um Afrika herum, bis Dschibuti, von wo er das Auto verschifft hat, Udos Bestzeit mit dem Auto von Deutschland nach Nigeria waren 19 Tage. Wir haben viel zu erzählen.

 


Tag 103

08.01.2012 Sonntag
 

Allahu akbar, die Krawallmoschee hat seine Lautsprecher in Richtung Deutsches Camp gerichtet und gröhlt uns um 4:30 Uhr ins Ohr.
Wir nutzen den Sonntag und putzen das Auto von innen und trinken Bier, um den Schweißverlust auszugleichen.
Ich bringe die Kanisterboxen neu an.
Udo schraubt an seinem G-Mercedes, und so vergeht der Tag.

 

Tag 104

09.01.2012 Montag
 

Der Generalstreik-Tag. Allahu akbar ab 4:30 Uhr. Kein Weißer verlässt das Camp.
Vormittags kommen Udos Mechaniker und wechseln beim Toyo die Räder überkreutz, schmieren das Auto ab, machen Ölwechsel und wechseln den Dieselfilter. Die Mechaniker gehören zum verstärkten Sicherheitsdienst des Dorfes und haben sowieso nichts Besseres zu tun.
Sie schrauben auch ein wenig an Udos G Mercedes.
Wir helfen und trinken Bier. Im Dorf herrscht Ferienstimmung. Es wird gewettet, wie lange der Streik dauert.
Wir grillen und trinken Bier, ein Freund von Udo schleppt eine Flasche Single Malt an. Ein schöner Abend.

 

Tag 105

10.01.2012 Dienstag
 

Der Generalstreik dauert an. Wir sitzen fest im Paradies.
Udo hat festgestellt, dass die Batterien vom Toyo im Eimer sind. Das destillierte Wasser, das ich gekauft hatte und in die Batterien gekippt habe, war wohl gechlortes Leitungswasser. Die schwarzen Mechaniker werden in die Stadt geschickt, um neue Batterien zu suchen. Sie kommen später zurück und haben wartungsfreie Trockenzellbatterien gefunden, die Udo nicht haben will. Er schickt sie wieder los, sie sollen sich gefälligst Mühe geben. Nach ein paar Stunden sind sie wieder da. Es gäbe keine anderen Batterien in ganz Abuja. Sie bauen die neuen Batterien ein, Ich bin eigentlich ganz froh darüber, dass es wartungsfreie sind und ich nicht noch einen Vorrat an destilliertem Wasser mitnehmen muss.
Wir sehen in der Zwischenzeit die DVD der Leute, die mit der Pistenkuh seit zwei Jahren unterwegs sind und auch bei Udo Pause gemacht haben.
www.pistenkuh.de
Die Bilder sind professionell. Uns schwant beim Anblick Übles, was uns in Cameroun und Kongo noch erwartet.
Abends kommen noch ein paar Freunde, wir trinken Wein und Bier und auch dieser Streiktag geht zu Ende.

 

Tag 106

11.01.2012 Mittwoch
 

Streik, wir sitzen fest. Kein Weißer darf das Camp verlassen (da wir keine Mitarbeiter der Firma sind, dürften wir schon, aber wir wollen kein Risiko eingehen)
Ich finde ein ungesichertes Netzwerk und erfahre, dass Carmen unser Haus vermietet hat. Das entlastet unsere Kasse doch deutlich.
Wir beschäftigen uns irgendwie und gehen abends ins Restaurant.

 

Tag 107

12.01.2012 Donnerstag
 

Wir sind in der Klinik bei Ulli angemeldet, dessen Frau Tierärztin ist und in Berlin studiert hat. Wir haben uns dort nur um ein paar Jahre verpasst.
Ulli, der Arzt, wird uns die Ohren putzen, in der sich bereits viel Cerumen angesammelt hat.

Den Rest des Tages verbringen wir mit Udo und Wolfgang.
Wolfgang hat ein Haus im Ostkongo, im Heimatort seiner Frau, wohin er demnächst seinen Landcruiser bringen will. Er war im Sudan und in fast allen anderen Ländern Afrikas, fährt mit der Husquarna durch den Busch und arbeitet als Computerspezialist. Er hat zur selben Zeit wie ich in Berlin Tempelhof gewohnt, wir sind sicher, dass wir uns dort bestimmt schon mal getroffen haben.
Wir grillen und beenden einen weiteren Streiktag.


 

Tag 108

13.01.2012 Freitag
 

Streiktag !
Udo beschäftigt sich an seinem Auto, schickt aber seinen Fahrer los, Bier Nachschub in der Stadt zu besorgen. Wir verbringen irgendwie den Tag. Mit Udo und Wolfgang. Udo haben wir wohl mit unserer Erkältung angesteckt, die wir mit ins „Dorf“ gebracht haben. Er schwächelt ein wenig.
Wir verabreden uns mit Ulli im Restaurant und lernen dort Sandra kennen, die hier als Anästhesistin arbeitet. Sie hat vorher u.a. auf einem Eisbrecher in der Antarktis, auf den Falklandinseln und auf den Salomonen gearbeitet. Wir kommen uns mal wieder ganz mickrig vor.
Im Restaurant gibt es nur eine Notfallspeisekarte. Es gibt Schnitzel und Gyros und natürlich Huhn. Aber das Bitburger vom Fass ist Gott sei Dank noch nicht ausgegangen.

 Tag 109

14.01.2012 Samstag

Streiktag!
Wir kommen nicht raus und beschäftigen uns irgendwie. Wir lesen und sehen fern. Abends grillen wir Jamwurzeln und essen dazu Bauernsülze aus der Ressource des Toyos. Passt gut zusammen.
Udo haben wir wohl mit der Erkältung heftig angesteckt. Er schwächelt und trinkt kein Bier.

 

Tag 110

15.01.2012 Sonntag

Der Streik ist unterbrochen, das Camp darf zwischen 9:00 und 19:00 Uhr verlassen werden.
Udo sammelt seine Truppen und fährt zu seinem Büro. Dort steht in der Werkstatt sein LKW, den er zum Wohnmobil ausbaut und mit dem er in einem Jahr um die Welt fahren will. Der Standort seines geliebten Autos dort im Construction Camp ist ihm zu unsicher, er will ihn woandershin bringen. Mein Angebot, ihm zu helfen, lehnt er ab und „befiehlt“ im Camp zu bleiben. Er will uns allerdings seinen Fahrer schicken, der uns zu einem Geldautomaten und in einen Supermarkt in der Stadt bringt.
Wir waschen alle Wäsche, die angefallen ist, putzen die Wohnung, die Putze streikt auch, sehen fern. Alle alten Folgen von Terra X und Heinz Erhard-Filme.
Langweilig. Der Tag ist grau, der Hamartan, der Wüstenwind, bringt den Staub bis hierher.
Wir beschließen, sofern es die Sicherheitslage zulässt und der Streik am nächsten Wochenende wieder ausgesetzt werden sollte, spätestens am nächsten Samstag zu fahren. Wir werden dann versuchen, in den zwei Tagen die Grenze nach Kamerun zu überqueren.

 

 Tag 111

16.01.2012 Montag

Wir haben kein Geld mehr und lassen uns zu einem ATM fahren. Die Stadt ist betriebsam wie immer vom Streik ist nichts zu merken. Am ATM wird nicht gestreikt und wir bekommen Geld.
Auf dem Rückweg beschließen wir, am Dienstag zu fahren, Streik hin oder her.
Gerade als wir zurück sind, erhält Udo die Nachricht, dass der Streik beendet ist. Wir grillen zusammen an unserem letzten Abend, trinken Bier und schlafen danach schlecht, weil wir um 5:00 Uhr aufstehen sollen, um mit Udo das Haus zu verlassen.

Die Subventionen des Benzinpreises (nicht Diesel) wollte der Präsident Jonathan Goodluck abschaffen. Das fanden die Nigerianer, die ja Benzin in „jerrycans“ in die Nachbarländer schmuggeln und hochmotorisierte Geländewagen mit Benzinmotor fahren, gar nicht freundlich. Deshalb wurde gestreikt! Man einigte sich auf ein bisschen weniger Subvention, so dass der Preis für den Liter Superbleifrei von 35€ct auf 65€ct angehoben wurde.
 

Tag 112

17.01.2012 Dienstag (heut hat Gerd Fischer Geburtstag, herzlichen Glückwunsch)

Wir sind um 6:30 Uhr in Abuja unterwegs. Todmüde sind wir auf dem Weg nach Makurdi. Der Verkehr ist erträglich, nur dass die Nigerianer, wie in Afrika üblich, in der Morgendämmerung mal mit Licht, mal ohne, mal mit einer Lampe und mal mit Festtagsbeleuchtung fahren.
Die Strecke nach Makurdi ist durchgehend guter Asphalt und obwohl ich nur 70 km/h fahre, sind wir bereits mittags dort. Wir suchen einen Supermarkt (afrikanisch) und noch einen und kaufen das ein, was wir gerne in Abuja eingekauft hätten, jedoch wegen unseres frühen Aufbruchs nicht konnten. Dann rufen wir Gerd an, um zu gratulieren. Es ist unglaublich, wir telefonieren aus dem östlichen Nigeria und der Typ ist im Büro nicht erreichbar.
Immer häufiger bieten Schnösel am Straßenrand Tiere an, die an Angeln hochgehalten werden. Die Viecher sind tot und sehen aus wie Ratten. Einmal erspähen wir einen Schnösel, der einen noch lebenden Waran oder so etwas Ähnliches an ein Auto zerrt, um den als Abendessen zu verscherbeln.
Bushmeat! Zeigst Du einem Nigerianer ein Nashorn, dann freut er sich auf die Peppersoup, die man daraus machen kann, so wird uns erzählt.
Interessant sind die Moppedfahrer. Frage: wieviele Menschen passen auf eine 125er ? Richtig ist: fünf !!!!
Eine (weiblich) im Damensitz auf den Tank. Dann der Fahrer, dann der erste Schnösel, dann ein Halbwüchsiger, dann ein weitere Frau, dann der zweite Schnösel. Wenn man Glück hat, kann man sehen, dass die Frau in der Mitte noch eine Schüssel auf dem Kopf balanciert. Auch der Sargtransport erfolgt auf dem Mopped, da der quer auf den Gepäckträger kommt erlangt das Mopped dann allerdings Überbreite. Ich weiß allerdings nicht, ob der Sarg bewohnt war. Zwei Meter lange Leitern werden vom Beifahrer festgehalten, ebenso wie große Fensterscheiben.



Weil die Straße so gut ist, können wir mit 60kmh durch Afrika trödeln und werden zum Verkehrshindernis für die Nigerianer.
In Katsina Ala suchen wir einen Platz, um im Busch zu übernachten. Hoffnungslos. Erstens gibt es keine Möglichkeit die Straße zu verlassen, zweitens ist die Gegend so dicht besiedelt, dass kein einsamer Platz zu finden ist. Wir fahren zurück in die Stadt und folgen den Schildern zum Betel Holliday Ressort. Dort angekommen stehen wir vor einem verschlossenen Eisentor. Die dahinter verborgene Anlage sieht eigentlich ganz ansprechend aus, vor allem bietet sie Platz für den Toyo. Der Pförtner kommt und wir erzählen, dass wir hier campen wollen. Er sagt, dass das möglich sei und schleppt uns einen Weg entlang zu einem kleinen Zimmer. Unterwürfig klopft er, zieht die Schuhe aus und tritt ein. Drinnen sitzt ein älterer Herr, wie ein Muslim gekleidet, einschließlich muslimischer Kopfbedeckung. Ich grüße freundlich mit Salam aleikum, er antwortet mit aleikum a salam, ich schiebe noch ein El hamdulillah hinterher. Tiefer konnte ich nicht ins Fettnäpfchen treten. Der Herr Jacobus, wie er sich später vorstellte, will die Geschichte unserer Reise hören und ist sehr interessiert. Er erzählt, dass er im Norden Nigerias unter Muslimen geboren wurde, seine Mutter habe elf Kinder, er arbeite an der Universität in Zaira, habe in den USA an verschiedenen Universitäten gelehrt (Envelopment Design) und baue und renoviere nun dieses Hotel, das er uns zeigt. Ein Campingplatz sei geplant, der Garten schon angelegt, der Platz allerdings nicht zu befahren, weil vor den Toren tiefe Gräben verlaufen. Die Zimmer sind düster, afrikanisch, nichts funktioniert richtig, die vorhandenen Gebäude beginnen zu zerfallen. In einer Betongrube befinden sich „small animals“, die sich als 1m lange Krokodile entpuppen. Das eine versucht sich in einem mit Wasser gefüllten Waschbottich zu kringeln. Der Swimmingpool ist bis auf eine Pfütze leer, im Restwasser, so erzählt der Herr Professor stolz, tummelten sich Fische.
Wir könnten gegenüber der Anlage auf der Baustelle zum neuen Hoteltrakt stehen, er ließe uns ein Zimmer für Toilette und Dusche aufschließen. Auf unsere Frage, was das koste bekommen wir die Antwort, wir sollten bezahlen, was uns das wert sei. Es ist uns 2000 Naira wert. Wir bekommen eine Quittung und eine Missionarstunde in christlicher Religion, ob des Leidens unseres Herrn trotz seiner Liebesbotschaft, die er in die Welt gebracht hat. Dazu kommt ein Exkurs über den Islam, der seine Anhänger dazu auffordere sich und andere umzubringen. Ich entschuldige mich, dass ich ihn für einen Muslim gehalten habe. God bless you.
Ich rangiere den Toyo auf die Baustelle. Der Portier will uns nicht verlassen und neugiert. Sein Blick bleibt auf dem Paket von 25 Dosen Bier hängen. Er bekommt eine, geht aber nicht, sondern ruft noch ein paar Leute, die die komischen Weißen betrachten.
Das Tor wird abgeschlossen, wir sind eingeschlossen und können die Baustelle nur durch eine winzige Pforte verlassen. Wir wollen in „unserem“ Zimmer Duschen: kein Wasser, keine Elektrik. Ein großer Eimer mit Wasser steht in der Badewanne bereit. Bewaffnet mit unseren Stirnlampen machen wir im Dunklen Katzenwäsche. Auch am nächsten Morgen ändert sich nichts. Dafür, für nichts, sind 2000 Naira eigentlich zu teuer.
Der Fluss Benuhe ist von der Anlage zu sehen. Der wimmele von Krokodilen, die sich allerdings verstecken, so dass man sie nicht sieht.
Wir schlafen gut! Kein allhu akbar. Obwohl der Toyo von einem kleinen Rundhüttendorf nur durch eine Mauer getrennt ist, hält sich der Lärm in Grenzen und beginnt erst um 6:00 Uhr.


 


Tag 113

18.01.2012 Mittwoch

Ungezählte Polizeikontrollen passieren wir, bis uns ein Polizist erzählt, dass wir an auf der Umgehungsstraße Ogoja bereits vorbei sind. Dort wollen wir noch einmal die Bargeldreserven an einem ATM auffüllen; denn in Makurdi war die Schlange vor dem ATM einfach zu lang. In Makurdi füllen wir aber die Biervorräte auf, kaufen Kaffee und Zucker; denn wir wollen auf die Obudu-Cattle-Ranch und wissen nicht, was uns dort erwartet. Dieses Ressort auf der Ranch war uns wärmsten in Togo empfohlen worden. Ein Besuch dort ist ein Muss.
Die Polizeikontrollen lassen sich gut ertragen. Die Jungens sind freundlich, fragen nur woher und wohin, ich zeige ihnen den Kilometerstand und sage, wir seien 17500 km von Deutschland hierhergefahren, nur um sie hier zu treffen. Das finden sie lustig. Gerne zeige ich ihnen das Auto, in dem es fließend Wasser gibt und (in einer der Kisten) sogar ein Klo. Sie sind erstaunt und lassen uns fahren.
Die üblen Typen sind die im weißen Hemd mit (manchmal) braunem Barett auf dem Kopf. Sie sind die Sicherheitsfritzen, ohne Kalaschnikow, dafür mit Nagelbrettern, die sie vor das Auto schmeißen. Sie kontrollieren den Führerschein und bekommen den internationalen mit den vielen leeren Seiten Sehen sie das Bild darin, erkennen den Fahrer sind sie zufrieden. Sie bekommen die Zulassung, wieder die internationale, mit den vielen leeren Blättern in vielen Sprachen und wieder folgt verständnisloses Blättern. Die Versicherung, von Tour Insure zeige ich ihnen, ebenfalls verständnisvolles Blättern. Die Zollpapiere, Carnet des passages, fragende Minen „wat dat denn“? Sie wollen weiterhin sehen: Feuerlöscher! Warndreieck! Erste Hilfe Set – ich glaube es nicht. Ich bitte sie, doch auch noch die Profiltiefe der Reifen nachzumessen, die Bremslichter zu kontrollieren und die Scheibenwischer:“you are a good man, what you have for our children?“ Natürlich nix. Und wir fahren weiter (sind die Nagelbretter vor den Reifen weg???)
Nachdem wir die Knete aus dem Geldautomaten in Ogoja gezerrt haben, fahren wir die selbe Straße zurück nach Obudu wieder an den ungezählten Kontrollen vorbei, an denen uns jetzt die eifrigen Beamten fragen, was wir ihnen denn aus der großen Stadt mitgebracht hätten. Sie fragen nach „bread“ oder „fresh water“ und meinen damit Geld, Schotter, Mäuse, Naira. Wir sind weiß, alt und dumm und verstehen ihre Forderungen nicht. Einer bekommt eine Flasche Wasser und guckt dumm, hatte er doch einen Geldschein erwartet.
In Ogudu fragen wir nach dem Weg zur Obudu Cattle Ranch. Er wird uns idiotensicher beschrieben. Ein Moppedfahrer, der das mitgekriegt hat, bedeutet uns, wir sollen hinterher fahren, er zeige uns den Weg. Um ihn loszuwerden halten wir an einer Bierbar an. Die Bediendame ist sehenswert. Sie sieht aus wie, die Karikatur einer „femme fatal“, die Disney hätte zeichnen können. Alle sekundären Geschlechtsmerkmale sind übertrieben hervorgehoben. Beeindruckend. Wir fragen uns mal wieder, in welchem Etablissement wir eingekehrt sind.

Die Straßen werden noch besser, Verkehrsschilder sind vorhanden, lesbar, nagelneu. Wir sind auf der Straße zur Obudu Cattle Ranch. N 6.37843 E 9.37703 Nach 40 km kommen wir an ein beeindruckendes Tor.

 

Die Security checkt uns und warnt vor dem Aufstieg. Wir klettern auf einer Super-alpin-Straße von Höhe 560 auf 1600m Höhe in 13km. Das erste Mal, dass der Toyo klettern muss, auf Asphalt. Die Serpentinen sind eng, aber bequem fahrbar und die ganze Zeit schwirren uns die Moppeds – Minimalbesatzung drei Leute – um die Ohren. Die Talausblicke wären grandios, wenn der elende Staub aus der Sahara, vom Harmatan herangeweht, nicht wäre. Oben auf dem Berge erwartet uns die Überraschung. Ein Hotelkomplex der Spitzenklasse. Sieben touristische Dörfer, eigene Präsidentenanlage (deshalb die Superstraße), Seilbahn usw. Wir wollen hier gerne irgendwo campen. Vom schwarzlivrierten Empfangschef werden wir beguckt, wie Exoten. Er bietet uns als Alternative zum Camping, das hier nicht möglich ist, ein Zimmer an für 30.000 Naira (150€). Es ist zu spät, um wieder vom Berg runterzufahren, wir akzeptieren zähneknirschend. Das Zimmer in einem Bungalowkomplex würde in Europa die Hälfte kosten. Elektrizität gibt es erst ab 18:00 Uhr. Warmwasser auch. Der Schimmel klebt im Badezimmer. Afrikanische 150,00€!
Wir erkunden das Gelände, das riesengroß ist. Zu den verschiedenen Restaurants und Kongresszentren fahren Linienbusse. Am nächsten Morgen zeigt uns der Busfahrer, der uns zum Restaurant bringt, in dem es Frühstück gibt, den noch etwas höher als der Rest der Anlage gelegenen Präsidentenkomplex. (klar: typisches Alpharüden Gehabe)
Es werden hier Wanderungen zu Wasserfällen und Affengebieten angeboten. Hätten wir gerne gemacht, doch dafür hätten wir auf dem Berg bleiben müssen. Für 150€ pro Nacht.
Wir suchen zum Dinner das Restaurant. Der arrogante Empfangschef, den wir fragen, will uns ein Mail schicken, wo wir es denn finden können. Bedauerlicherweise bricht das Internet dauernd zusammen.
Ein Gast an der Bar (Schild vor der Bar:“no firearms“) zeigt uns das Restaurant. Es gibt ein Buffet mit typisch afrikanischen Gerichten. Wir sind die einzigen Gäste und beginnen unser Menu mit Okrasuppe. 1. Lauwarm 2. Höllisch scharf 3. Schleimig und fadenziehend wie ….., dann Reis mit Beefstew. Erstaunt sind wir über den moderaten Preis. Nur 6000 Naira fürs Essen. Wir waren in der Kantine für die Bediensteten, das war das Futter für die Fahrer der 50 Konferenzteilnehmer, die sich später zu uns gesellten und typisch afrikanisch mir den Fingern aßen in der piekfeiner Umgebung des Ressorts. Die Konferenzteilnehmer selber aßen im Hauptrestaurant weit weg.

Wir schlafen dick zugedeckt in Eiseskälte von etwa 17 Grad in unserem teuren Zimmer.


 

 

Tag 113
18.01.2012 Mittwoch

Ungezählte Polizeikontrollen passieren wir, bis uns ein Polizist erzählt, dass wir an Ogoja bereits auf der Umgehungsstraße vorbei sind. Dort wollen wir noch einmal die Bargeldreserven an einem ATM auffüllen; denn in Makurdi war die Schlange vor dem ATM einfach zu lang. In Makurdi füllen wir aber die Biervorräte auf, kaufen Kaffee und Zucker; denn wir wollen auf die Obudu-Cattle-Ranch und wissen nicht, was uns dort erwartet. Die Polizeikontrollen lassen sich gut ertragen. Die Jungens sind freundlich, fragen nur woher und wohin, ich zeige ihnen den Kilometerstand und sage, wir seien 17500 km von Deutschland hierhergefahren, nur um sie hier zu treffen. Das finden sie lustig. Gerne zeige ich ihnen das Auto, in dem es fließend Wasser gibt und (in einer der Kisten) sogar ein Klo. Sie sind erstaunt und lassen uns fahren.
Die übelsten Typen sind die im weißen Hemd mit (manchmal) braunen Barett. Sie sind die Sicherheitsfritzen, ohne Kalaschnikow, dafür mit Nagelbrettern, die sie vor das Auto schmeißen. Sie kontrollieren den Führerschein. Sie bekommen den internationalen mit den vielen leeren Seiten und sehen das Bild darin, erkennen den Fahrer und sind zufrieden, die Zulassung, wieder die internationale mit den vielen leeren Blättern in vielen Sprachen und wieder verständnisloses Blättern. Die Versicherung, von Tour insure zeige ich ihnen, verständnisvolles Blättern. Die Zollpapiere, Carnet des passages, wat dat denn? Sie wollen sehen: Feuerlöscher! Warndreieck! Erste Hilfe Set – ich glaube es nicht. Ich bitte sie, die Profiltiefe der Reifen nachzumessen, die Bremslichter zu kontrollieren und die Scheibenwischer:“you are a good man, what you have for our children?“ Natürlich nix. Und wir fahren weiter (sind die Nagelbretter vor den Reifen weg???)
Nachdem wir die Knete aus dem Automaten gezerrt haben, fahren wir die selbe Straße zurück nach Obudu an den ungezählten Kontrollen vorbei, an denen jetzt die eifrigen Beamten fragen, was wir ihnen denn aus der großen Stadt mitgebracht haben. Sie fragen nach „bread“ oder „fresh water“ und meinen damit Knete, Schotter, Mäuse, Naira. Wir sind alt und dumm und verstehen das alles nicht. Einer bekommt eine Flasche Wasser.
In Ogudu fragen wir nach dem Weg zur Obudu Cattle Ranch. Er wird uns idiotensicher beschrieben. Ein Moppedfahrer, der das mitgekriegt hat, bedeutet uns, wir sollen hinterher fahren, er zeige uns den Weg. Um ihn loszuwerden halten wir an einer Bierbar an. Die Bediendame ist sehenswert. Sie sieht aus wie, die Karikatur einer „femme fatal“, die Disney hätte zeichnen können. Alle sekundären Geschlechtsmerkmale sind übertrieben hervorgehoben. Beeindruckend. Wir fragen uns mal wieder, wo wir eingekehrt sind.
Die Straßen werden noch besser, die Verkehrsschilder sind vorhanden, lesbar, nagelneu. Wir sind auf der Straße zur Obudu Cattle Ranch. N 6.37843 E 9.37703 Nach 40 km kommen wir an ein beeindruckendes Tor. Die Security checkt uns und warnt vor dem Aufstieg. Wir klettern auf einer Super-alpin-Straße von Höhe 560 auf 1600m Höhe in 13km. Das erste Mal, dass der Toyo klettern muss, auf Asphalt. Die Serpentinen sind eng, aber bequem fahrbar und die ganze Zeit schwirren uns die Moppeds – Minimalbesatzung drei Leute – um die Ohren. Die Talausblicke wären grandios, wenn der Scheißstaub vom Harmatan nicht wäre. Oben erwartet uns die Überraschung. Ein Hotelkomplex der Spitzenklasse. Sieben touristische Dörfer, eigene Präsidentenanlage (deshalb die Superstraße), Seilbahn usw. Wir wollen campen. Vom schwarzlivrierten Empfangschef werden wir beguckt, wie Exoten. Er bietet uns als Alternative zum Camping, das hier nicht möglich ist, ein Zimmer an für 30.000 Naira (150€). Es ist zu spät, um wieder vom Berg runterzufahren, wir akzeptieren zähneknirschend. Das Zimmer in einem Bungalowkomplex würde in Europa die Hälfte kosten. Elektrizität gibt es erst ab 18:00 Uhr. Warmwasser auch. Der Schimmel klebt im Badezimmer. Afrikanische 150,00€!
Wir erkunden das Gelände, das riesengroß ist. Am nächsten Morgen zeigt uns der Busfahrer, der uns zum Restaurant bringt, wo es Frühstück gibt, den noch etwas höher gelegenen Präsidentenkomplex, als der Rest der Anlage. (klar: typisches Alpharüden Gehabe)
Es werden hier Wanderungen zu Wasserfällen und Affengebieten angeboten. Hätten wir gerne gemacht, doch dafür hätten wir auf dem Berg bleiben müssen. Für 150€ pro Tag.
Wir suchen zum Dinner das Restaurant. Der arrogante Empfangschef, den wir fragen, will uns ein Mail schicken, wo wir es denn finden können. Bedauerlicherweise bricht das Internet dauernd zusammen.
Ein Gast an der Bar (Schild vor der Bar:“no firearms“) zeigt uns das Restaurant. Es gibt ein Buffet mit typisch afrikanischen Gerichten. Wir sind die einzigen Gäste und beginnen unser Menu mit Okrasuppe. 1. Lauwarm 2. Höllisch scharf 3. Schleimig und fadenziehend wie ….., dann Reis mit Beefstew. Erstaunt sind wir über den moderaten Preis. Nur 6000 Naira fürs Essen. Klar, das war das Futter für die Fahrer der 50 Konferenzteilnehmer, die sich zu uns gesellten und typisch afrikanisch mir den Fingern in piekfeiner Umgebung aßen. Die Koferenzigen aßen im Hauptrestaurant weit weg.

Wir schlafen dick zugedeckt in Eiseskälte von etwa 17 Grad.


 

Tag 114

19.01.2012 Donnerstag

Frühstück im Hauptrestaurant der Obudu Cattle Ranch. Dorthin bringt uns der Bus; denn das Gelände ist zu groß. Es gibt ein Frühstücksbuffet mit scrambled eggs aber ohne bacon. Mist!
Wir fahren den Berg der Obudu Cattle Ranch wieder runter und kommen an ein Schild, das uns den Weg weist zum Cross River National Park. Über eine Piste durch den tropischen Regenwald kommen wir zum Park. Auf der Piste darf der Toyo mal wieder zeigen, was er kann. Der Wald ist faszinierend. Wir wussten gar nicht wie viele verschieden Grüntöne es gibt. Kirchturmhohe Bäume, von denen Lianen hängen, Bananenpflanzen, Palmen, Rankgewächse, es ist fantastisch.
Am Tor des Nationalparks ist man höchst erstaunt, dass da zwei Weiße ankommen.
Wir werden herzlich begrüßt und erklären, dass wir hier im Basiscamp campen wollen. Noch größeres Erstaunen.
Also, das Basiscamp ist nur zu Fuß zu erreichen und drei Kilometer weit weg und ohne eine Permission vom Headquarter in Akamkpa geht gar nichts. Das Headquarter ist 250 km entfernt. Wir drehen um und holpern die Piste zurück auf die Asphaltstraße und fahren nach Ikom. Auch diese Straße führt durch den Regenwald. Über dem Wald erheben sich Berge, die leider im Dunst des Harmatan nur schemenhaft zu sehen sind. Der Urwald ist toll, er erobert die Straße zurück, die dadurch teilweise recht eng wird. Trotzdem laufen viele Menschen umher, die schwupp im Wald verschwinden.


Wir suchen einen Stellplatz für Buschcamping. Es ist unmöglich die Straße zu verlassen, die wenigen Pisten in den Urwald führen zu Dörfern. Wir erschrecken die Leute, wenn wir in ein Dorf fahren, dort wenden, freundlich winken und wieder verschwinden. Kein Geschrei „Ivo“, eher verbreiten wir Angst und Schrecken, die Frauen schnappen sich die Kinder und verschwinden in den Hütten.
Kurz vor Ikom fotografieren wir die Schilder, die auf die Kirchen, Versammlungsräume, Gebetsstätten der verschiedenen christlichen Sekten hinweisen. Nach 17 verschiedenen Hinweisschildern geben wir auf. Kein Wunder, dass hier in Nigeria der Islam großen Zulauf hat.

In Ikom suchen wir ein Hotel und finden das Lisbon. N 5.96046 E 8.72627
Es macht einen preiswerten Eindruck und hat einen Hof, auf dem wir den Toyo stellen können. Es ist nicht preiswert, sondern im wahrsten Sinne billig. Wir bekommen ein Zimmer, das mit einem Vorhängeschloss verschlossen ist. Drinnen zwei Betten mit durchgelegenen Matratzen und verrosteten kaputten Sprungfedern. Das Badezimmer mit Dusche und Toilette, der Spülkasten ein Schrotthaufen. Unter dem Wasserhahn steht der Eimer für die Spülung. Der Toilettensitz ist so niedrig, dass man seine Notdurft in üblicher Buschkackstellung verrichten muss. Aber es gibt Wasser aber keine Elektrik. Es ist ein Eckzimmer mit zwei Fenstern in den Ecken. Unter einem Fenster ist der Waschplatz für die Autos auf dem Parkplatz, am anderen Fenster sind die Sitzplätze für das „Restaurant“.
Wir suchen uns in der Stadt ein Restaurant, finden eine entsprechende Bretterbude mit brüllendem Fernseher im Hintergrund und eigenem Stromgenerator und essen Fufu (ein im Plastikbeutel servierter saurer Kloß) mit Peppersoße. Zuerst wird eine Schüssel mit Wasser gebracht, in der man sich die Hände wäscht; denn Besteck zum essen gibt es nicht. Es werden kleine Stücke des Kloßes abgemanscht, zu einem Löffelchen geformt, die Soße damit aufgelöffelt und in den Mund gesteckt. Nach einiger Übung brauchen wir kein Schlabberlätzchen mehr. Zurück in unserem Hotel erwarten uns muntere Gäste, die vor unseren Zimmerfenstern fröhlich zechen und mir noch ein Bier abschwatzen, als ich den Toyo aufmache und sie meinen Kasten Bier sehen. Die Jungens sind gut drauf, die Musik ist wie immer zu laut, sie waschen ihre Autos vor dem anderen Zimmerfenster. Um 23:00 Uhr gehen wir genervt zum Auto und holen uns Ohrenstöpsel. Sigrid flippt bald aus, als sie sieht, wie einer der Typen vor unserem Fenster in einem Stuhl sitzt und in dem umgebenden Krach tief und fest schläft und so schnarcht, dass man das in unserm Zimmer hört.
Die Ohrenstöpsel sind für Sigrid zu groß und ich schnitze ihr welche zurecht. Sie nützen so gut wie nichts, helfen wohl bloß im Stall, wenn die Schweine quieken (dafür hatte ich sie auch gebraucht). Etwa um 2:00 Uhr ebbt der Lärm ab. Es werden keine Motoren mehr ausprobiert, es kommen keine Moppeds mehr an und es fahren keine mehr ab. Das Glück dauert bis 4:30 Uhr, dann geht alles wieder los, jetzt wird auch der Hof gefegt, afrikanischer Frühsport.
Ich hole unseren Kocher aus dem Toyo ins Zimmer und koche Kaffee.

 

Tag 115

20.01.2012 Freitag
 

Todmüde sind wir auf dem Weg nach Calabar.
Die Straße wird etwas schlechter, ist aber gut befahrbar. Etwa alle zwei Kilometer liegt ein Autowrack am Straßenrand. Meistens handelt es sich um Autos, die frontal aufeinander geprallt sind. Darin kann keiner überlebt haben. Ganz übel sehen die LKW-Wracks aus. Die LKWs sind mit ihrem Trailer meistens umgekippt, nachdem sie mit einem anderen Fahrzeug frontal zusammengeknallt sind. Das stört aber den normalen nigerianischen Autofahrer nicht. Es wird überholt auf Deubel komm raus.


Wir kommen nach Calabar auf einer großen und wie üblich vierspurigen Straße mit unüberquerbaren Mittelstreifen. Dieser Mittelstreifen ist schon höchst lästig; denn wenn man links abbiegen will, muss man erst eine Möglichkeit zum Wenden finden (U-turn) und dann die Straße wieder zurückfahren. Das muss in mörderischem Verkehr bewältigt werden und man darf keinen Polizisten übersehen, die sich im Verkehr verstecken, um dann wie Kasperle auf die Straße zu springen. Manchmal steht einer auf der Kreuzung und macht irgendwelche Faxen. Ich bin immer froh, wenn ich nicht das erste Auto an der Kreuzung bin; denn den Tanz und das Gezappel der Polizisten bleibt mir ein Rätsel. Ich weiß nie, wann ich fahren darf und wann nicht.

 


Dank der Waypoints der Holländer, die ich bei Udo bekommen habe, finden wir das Naks-Hotel N 4.98208 E 8.34340 in Calabar.
Es ist ein großes Gelände an der Hauptstraße. Ich frage bei der Security (Schlagbaum, Kalaschnikow) nach der Möglichkeit zum Campen. Wir werden zur Rezeption geschickt, wo man uns ein Zimmer verkaufen will, weil ich das nicht will wird der Manager geholt. Der sagt, hier hätten schon öfter Overlander gestanden und es koste 6000 Naira mit Dusche, Toilette und Schwimmbadbenutzung. Nach zähem Verhandeln dürfen wir für 4000 Naira neben dem Hoteltrakt stehen. Dusche und Toilette sind über eine Baustelle zu erreichen. Man solle hier weder über die Bretter noch über die zusammengeflickten elektrischen Leitungen stolpern, meint der Manager. Das Wasser fließt, die Dusche funktioniert, es ist düster und unheimlich in dem kleinen Kabuff, aber das kennen wir ja schon.
Wir richten uns ein, es kommen wenig Neugierige, alle sind freundlich und höflich. Einer will das Auto waschen. Einen Wasserhahn gibt es direkt neben dem Toyostandplatz. Ich vertröste ihn auf morgen. Zur Feier unserer Ankunft wird die Musik aufgedreht am Swimmingpool, dass uns die Ohren abfallen. Das ist in Nigeria Zimmerlautstärke. Selbst in 20m Entfernung ist eine Unterhaltung nur schreiend möglich.
Übrigens: Auch bei den Dorfdurchfahrten knallt einem auf einmal ein Lärm in die Ohren, dass Sensible das Lenkrad verreißen. Manche Verkaufsbuden haben Monsterlautsprecher vor die Tür gestellt und voll aufgedreht. Auch das plötzliche Geschrei von Alt und Jung „Ivo“ (Weißer) ist nichts für Schreckhafte. Es steht dem Geröhre einer Horde Ochsenfrösche in nichts nach.
Wir gehen die Straße herunter und finden einen Supermarkt – teuer – eine Bierkneipe –preiswert-, einen Schnellimbiss und mehrere Fressstände. Das afrikanische Leben tobt hier. Wir setzen uns in die Kneipe (keine Musik) trinken Bier und freuen uns in Afrika zu sein.
Im Supermarkt finden wir eine Tiefkühltruhe, in der alle Waren durcheinander liegen und aneinander festgefroren sind. Wir finden Oldenburger Butter (doppelt so teuer wie in Deutschland) und etwas, das aussieht wie Goudakäse und Corned Beef. Am Auto stellen wir fest, dass unser gekaufter Gouda Surimi ist. Ich brate das Zeug, es schmeckt widerlich.
Mittlerweile hat das hoteleigene Restaurant geöffnet und lockt Gäste mit afrikanischer Reggaemusik an. Der Lärm ist abartig.
Glücklicherweise drehen sie die Lautstärke ab 22:00 Uhr etwas runter. Ohne uns den Hals zu brechen stolpern wir zur Dusche und zum Klo und schlafen ein wenig; denn der Sicherheitsdienst latscht die ganze Nacht durch die Gegend und lässt es sich nicht nehmen, jedes Mal den Wasserhahn neben dem Toyo aufzudrehen. Das fördert die Blasenfunktion.
Um 5:30 Uhr ist die Nacht vorbei. Dann treffen sich die ersten Leute vor dem Toyo und erzählen sich, was es denn in der Nacht so Neues gab. Die Handys klingeln ununterbrochen und wenn man telefoniert, dann muss gebrüllt werde, so dass der andere Teilnehmer auch ohne Telefon alles hören würde. Afrika!


 

Tag 116

21.01.2012 Samstag (102er Geburtstag meines Vaters)
 

Hatte ich nicht versprochen, dass „Mafpa“ das Auto waschen darf! Um kurz vor 7:00 Uhr klopft er an das Auto, begrüßt uns freudig.
Sigrid flippt bald aus und brüllt ihn von oben aus dem Zelt an. Ich kann nur noch lachen. Das ist Afrika. Aus Angst vor Sigrids Zorn verzieht sich der Autowäscher lieber, als wir aus dem Auto krabbeln. Nachdem ich Kaffee gekocht habe, klappe ich das Dach ein und lasse ihn waschen. Er tut es hingebungsvoll bald 2 Stunden lang. Danach bekommt er 1000 Naira und noch einen Kaffe. Jetzt bin ich sein bester Freund. Um das zu beweisen, stellt er die Musik an und richtet die Lautsprecher auf uns aus.
Wir suchen die Drill-Ranch. Die dort gehaltenen Affen, hauptsächlich Drills, befinden sich in einer Straße irgendwo hinter dem Hotelkomplex.
Wir fahren in eine ganz üble Erdstraße. An den Rändern sind ausgemauerte Abflussgräben. An Straßenkreuzungen sind die Gräben mit Betonplatten abgedeckt. An der Abbiegung zur Drillranch sind die Betonplatten eingebrochen, so dass ich Schwierigkeiten habe, den Toyo auf den noch verbliebenen heilen Platten in die Straße zu lenken.
Der Eintritt in die Drillranch kostet nichts. N 4.98228 E 8.34387
Empfangen werden wir von einem Franzosen, der englisch spricht (!) und dort ein Volontariat macht für zwei Jahre.
Hinter Elektrozäunen werden auf dem Gelände mitten in der Stadt vier Schimpansen und viele Drills gehalten. Die Tiere sind als Waisen in diesen Zoo gekommen, die Eltern haben als Bushmeat ihr Ende in der Peppersoup gefunden. Die Tiere werden aufgepäppelt, vermehren sich dort auch und sollen später ausgewildert werden. Eine Drillmama mit einem vier Wochen alten Baby bemüht sich besonders um ihr Kind. Sie hält es am Bein fest, damit es nicht wegläuft. Mal mit der Hand, mal mit dem Fuß. Das Kleine erscheint etwas verzweifelt ob der mütterlichen Fürsorge. Die Drillranch wird von Amerikanern bewirtschaftet, die seit 23 Jahren in Nigeria leben und die Afi Mountain Drill Ranch, die Auswilderungsstation ebenfalls unterhalten. Dort wollen wir später hinfahren.


Es gibt noch ein weiteres Affengehege in Calabar, zu dem uns der Weg gewiesen wird „Cercopan“. Die Haltung der Drills hat mich schon nicht vom Hocker gerissen, die Haltung kleinerer sehr seltener Affenart dort, ist afrikanisch. Erst einmal wird uns ein Vortrag gehalten über „Cercopan“, die Gesellschaft, die diese besonderen Affen schützt, dann dürfen wir gucken. Wir sehen Affen, die wirklich sehr selten sind und bedroht sind in kleinen dreckigen Käfigen. Auch zu dieser Anlage gehört ein Auswilderungswald.


Nach all den Affen suchen wir das Meer und finden es nicht. In einer Bierbar trinken wir etwas, beschallt von betäubender Musiklautstärke, gegen die der Fernseher (Fußball, Shelsea gegen ??) trotz redlicher Mühe nicht anbrüllen kann. Mit klingenden Ohren fahren wir auf einen Markt und kaufen Eier. 12 Stück. Der Eierverkäufer nimmt sie aus dem Karton, legt sie ab in dem Reis, den er auch verkauft, holt eine Tüte und packt 10 Eier ein. Ich frage, ob das 12 Eier sind in der Tüte, er bejaht und kassiert das Geld für 12. Am Toyo packen wir die Eier um in unsere Eierdosen und siehe es sind nur 10 Stück. Zurück zum vermaledeiten Eierdieb, dem es gar nicht peinlich ist, dass ich ihm kommentarlos noch 2 Eier wegnehme.
Diese kleinen Gaunereien, übertriebene Preise, Mauscheleien haben wir bisher nur in Nigeria erlebt.
Wir fahren zurück zum Naks Hotel und sind bass erstaunt, als wir dort ein holländisches Pärchen treffen, Wendy und John, die mit einem Freelander unterwegs sind und Afrika umrunden wollen. Sie sind in Calabar, um das Cameroun Visum zu bekommen. Das Angola Visum haben sie bereits. Sie sind die Südstrecke durch Nigeria im Tiefflug gefahren, weil ihnen an der Grenze ein Transitvisum für nur 7 Tage eingestempelt wurde. Schade. Die beiden sind sehr sympathisch, ich kann sie leider nicht überreden mit in den Nationalpark zu kommen.
Ihr Freelander ist ausgebaut und ein richtig knifflige Kiste. Sie schlafen im Dachzelt.

Die Nacht ist erstaunlich ruhig, der Musiklärm aus dem Restaurant erträglich.



 

Tag 117

22.01.2012 Sonntag

Sigrid wäscht und breitet die Wäsche nach afrikanischer Sitte zum Trocknen auf dem Rasen aus.
Wir wollen ins Museum, Wendy und John suchen die Botschaft von Kamerun und wollen dann die Affen besuchen.
Wir fahren in Richtung Stadium. Auf einem Platz weht die größte Nationalfahne, die wir je gesehen haben. Dort steht auch ein Hinweisschild zum Museum. Wir kommen zum Regierungssitz des Cross River State und werden vor dem pompösen Tor mit Kalaschnikows im Anschlag von den Soldaten empfangen. Nachdem klar ist, dass wir das Parlament nicht in die Luft sprengen wollen und wir schon gewendet haben, wird von den Soldaten ein Auto angehalten und dem Fahrer gesagt, er soll bis zum Museum vor uns her fahren. Unser unfreiwilliger Führer bringt uns zum Museum, und wir gehen erst einmal ein Bier trinken in der Museumskneipe. Ich esse einen gegrillten Fisch, lecker und höllisch scharf. Am Nebentisch sitzen zwei mittelalte Männer vor ihren Bierflaschen. Sie sprechen uns an, weshalb wir beide nicht miteinander sprechen. Ich erkläre ihnen, dass wir uns seit 125 Jahren kennen und wir uns nichts mehr zu sagen haben. Sie finden das lustig und geben uns ein Bier aus. Huch: wir bekommen in Afrika etwas geschenkt !!! Sie wollen wissen, was wir denn so treiben und ich erzähle von unserer Afrikafahrt. Was wir denn tun werden, wenn wir wieder zu Hause sind. „We pop a champagne und are going to die“ Sie kriegen sich nicht mehr ein. Wir töttern noch ein wenig mit den Beiden und weil ich so verwirrt bin ob des Freibiers vergesse ich meinen Hut, der mich seit dreißig Jahren auf den Reisen begleitet.
Das Museum ist in dem alten Residenzgebäude der Briten untergebracht. Das Gebäude ist sehenswert, innen gibt es einige alte Fotos und Dokumente über die Zeit der britischen Eroberung und Kolonisation.


Nach dem Museumsbesuch versuche ich, den Toyo aus der Parklücke zu bugsieren. Auf einer Wiese neben dem Museum ist ein Kinderfest. Eine Mutti hat ihren Achtzylinder so hinter dem Toyo geparkt, dass ein Rauskommen aus der Parklücke nicht möglich ist. Gott sei Dank taucht sie auf und kurbelt ihre Kiste mit viel Rangieren weg.
Wir fahren eine Straße hinunter und kommen zum Fluss. Im Fluss liegen große Frachtschiffe, die dort vergammeln. Am Ufer sind afrikanische Slums, aber auch halbverfallene Holzhäuser aus der Kolonialzeit.


Da wir beschlossen haben, Calabar am Montag zu verlassen, ziehen wir noch Geld aus dem Automaten. Nigeria ist elendig teuer. Man muss wirklich mit 70-80€ pro Tag rechnen.
Neben dem Hotel ist ein Fastfood Restaurant. Wendy und John kommen mit. Vor dem Restaurant ist ein „Biergarten“. Die Lautstärke tut den Ohren weh. Drinnen geht’s mit dem Lärm. Es werden afrikanische Gerichte in einer Warmhalteauslage angeboten. Die Vorbereitungsküche ist aus Edelstahl, die ganze Bude ist afrikanisch sauber. In Deutschland hätte ich sie zum Zwecke der Reinigung geschlossen.
Wendy und John verzichten aufs Essen, nachdem sie sich das Angebot angesehen haben. Wir glauben, dass die beiden sich bisher nur von selbstgekochten Nudeln und Ketchup aus ihren europäischen Vorräten ernährt haben.
Wir essen lecker scharfe Goatpeppersoup (Ziegensuppe) und gehen danach in unsere Stammbierbar. Dort hat man abends auch Lautsprecher aufgestellt. Wir betrachten das laute, schmutzige, bunte, wirbelige Leben auf der nächtlichen Straße und würden uns richtig wohlfühlen, wenn die Lautstärke der Musikboxen nicht Kopfschmerzen verursachen würde.
Wendy und John meinen, sie seien mehr an der Landschaft interessiert und erzählen, dass sie in Ostafrika den Viktoriasee umrunden wollen und dann nach Südafrika zurückfahren werden, um dort das Auto zu verschiffen. So haben wir die Möglichkeit, dass wir uns noch einmal treffen, irgendwo in Afrika.



 

Tag 118

23.01.2012 Montag

Bevor wir Calabar verlassen, fahren wir noch einmal zur Drillranch, um uns für einen Besuch auf der Afi-Mountains Ranch anzumelden. Dieses Mal werden wir von einer Australierin empfangen. Wir sehen uns noch einmal die Affen an und fahren in den Supermarkt, um ausreichend Proviant zu haben für die nächsten Tage, die wir im Nationalpark und auf der Drillranch in den Bergen verbringen wollen. Es ist wirklich elendig teuer. Im Supermarkt bezahlt man ein Drittel mehr als in Deutschland.
Wir fahren dieselbe Strecke zurück bis ins Headquarter des Cross River Nationalparks. Dort erwartet uns der Ranger Paul. Zahlreiche recht gut erhaltene Gebäude sind das Verwaltungszentrum des Parks. Wir werden zu einer Dame geführt, die etwas erstaunt scheint, dass jemand tatsächlich den Park besichtigen will. Wir bekommen erst einmal den Flyer ausgehändigt, dann die Preisliste. Man bezahlt eigentlich für alles, es wir kassiert pro Fotoapparat, pro Filmkamera. Selbst für ein Fernglas, das man mit in den Park nimmt, müsste bezahlt werden. Die Preisliste unterscheidet zwischen Nigerianern und Ausländern. Ausländer zahlen ganz einfach das Doppelte. Die Dame sucht den Taschenrechner und nachdem sie ein monströses Ding noch in der Originalverpackung gefunden und liebevoll ausgepackt hat, rechnet sie zusammen und kommt auf den Betrag von 7600 Naira. Ich gebe ihr einen 10.000er Schein, ein neues Problem für sie, denn woher das Wechselgeld nehmen. Sie verschwindet. Nach 15 Minuten kommt sie wieder, ohne Wechselgeld aber mit einem weiteren Problem. Der Park darf selbstverständlich nur mit bewaffnetem Führer besucht werden. Woher einen nehmen? Wir machen ihr klar, dass wir keinen Platz im Auto für einen Führer haben. Sie verschwindet, kommt nach 15 Minuten wieder, ohne Wechselgeld aber mit einem baumlangen Führer. Der will uns wohl ins Basis Camp bringen, das 25 km entfernt ist, aber er will nicht dort bleiben. Es muss ein Rücktransport für ihn gefunden werden. Beide verschwinden, die Dame kommt nach 15 Minuten wieder, ohne Wechselgeld aber mit einem Quittungsblock. Sie schreibt die Quittung, verschwindet, ist schon nach 5 Minuten wieder da und hat das Wechselgeld.
Jetzt soll es losgehen. Mit großer Mannschaft marschieren wir zum Toyo, der vor dem Tor steht. Ein Moped stehen dort, ein kleinwüchsiger Mopedfahrer, der Baumlange und ein Schrotflintenträger. Man diskutiert. Der Dame wird es peinlich und sie will uns das Museum zeigen. In Pumps stöckelt sie vor uns durch den Sand auf ein nagelneues Gebäude zu, das Museum. Drinnen ist ein großer Raum, in einer Ecke steht verloren ein Schreibtisch, um den sich vier Typen scharen, sonst ist der Raum bis auf einen Korb leer. Im Korb liegen ein paar Knochen. Die Ausstellungsstücke. Der stöckligen Dame ist auch das sichtlich peinlich. Anscheinend war sie noch nie vorher im Museum.
Wir stöckeln zurück zum Toyo, wo immer noch diskutiert wird, wie denn nun der Baumlange uns zum Base Camp führen kann und wieder zurückkommt. Es stellt sich heraus, dass dem Kleinwüchsigen das Moped gehört, das er nicht rausrücken will. Ich schlage vor, dass Sigrid das Moped fährt mit dem Schrotflintenträger als Sozius, der Kleinwüchsige den Toyo, der Baumlange als Beifahrer und ich bleibe bei der hübschen Stöckligen, bis mich mal jemand abholt.
Mein Vorschlag bringt Schwung in die Angelegenheit. Anscheinend will keiner der Anwesenden, Sigrid eingeschlossen, mich mit der schönen Pumpsträgerin alleine lassen.
Dem Kleinwüchsigen wird das Moped entrissen, er protestiert vehement, auf das Moped springen der Baumlange und der Schrotflintenträger, wir springen ins Auto und folgen dem Moped. Alles geht jetzt so schnell, dass wir uns nicht von der Stöckligen verabschieden können.
Über eine Staubpiste an einem Steinbruch vorbei, kommen wir zu einer Piste, die mir als Fahrer und dem Toyo mal wieder alles abverlangt. Sigrid steht an manchen Stellen auf dem Trittbrett und hält die Äste des Urwalds hoch, damit die nicht die Scheinwerfer auf dem Dach und die Solarzellen zerstören, während ich langsam vorwärts rolle,. Die Moppedcrew dröselt derweil lustig vorweg. Der Regenwald ist so dicht, dass man keine 10m hineinsehen kann.
Wir kommen an einen pompösen Torbogen vor dem ein ebenso pompöser Elefant seinen Rüssel hochreckt. Alles aus Gips. Der Torbogen ist verziert mit allen den Tieren, die es hier geben soll. Eines fehlt, das einzige Säugetier, von dem wir später den Schatten sehen werden. Die Fledermaus.


Der Torbogen ist der Eingang zu einem ummauerten Bezirk mit einer großen Baracke, aus der der Chef des Basecamps tritt, in Uniform und mit Barett auf dem Kopf, er steht militärisch stramm, grüßt mit militärischem Gruß. Ich sage „rührt Euch“. Dem Oberst wird erklärt, was wir wollen, nämlich gucken und wir wollen kein Zimmer, sondern im Auto schlafen. Aber wir hätten gerne eine Dusche und ein Klo. Kein Problem, in der Baracke wird ein Zimmer aufgeschlossen, das Bad, mit Toilette und Badewanne, keine Dusche, dürfen wir alles benutzen. Wir können auch ein Bad nehmen, wenn wir wollen. Wir wollen zur Zeit nicht, wir wollen zum Auto und uns einen Stellplatz suchen und uns installieren. „No!“ Der Baumlange muss uns das Camp zeigen. Wir stolpern hinterher, aus dem ummauerten Bezirk raus. Da stehen weitere Gebäude, wo man grillen kann, und wo ein unsichtbares Restaurant sein soll und wo man Tischtennis spielen kann. Dann geht es im Gänsemarsch in den Dschungel. Vorweg der Baumlange, dann der Oberst, dann ich, dann Sigrid, dann die Schrotflinte, dann einer mit Machete, dann einer mit Kalaschnikow. Der Baumlange erklärt uns jede Pflanze am Wegesrand. Die eine hilft gegen Aids, die andere gegen Malaria, aber nur wenn man die Rinde in Gin einlegt. (Chinin?) Die nächste gegen Fußpilz und die kommende gegen Pickel. So geht es weiter, bis mir eine großes rotes Kondom auf dem Weg auffällt. Es ist der Samenstand einer Pflanze. Die Körner, die das Kondom enthält soll „your girlfriend“ kochen und vor dem Koitus den Sud trinken, so wird sie nicht schwanger. Als doch ein Kondom!
Wir kommen zu einer kleinen Brücke unter der ein munteres Bächlein aus dem Boden quillt. Glasklar, es lädt ein zum Bade, was wir hier auch dürften, ohne, dass uns die nigerianische Armee begleiten muss. Weiter allerdings als bis hierher dürfen wir nicht alleine in den Wald gehen. Im Gänsemarsch geht es zurück, der Baumlange und die Schrotflinte reisen mit dem Moped ab, und wir stellen fest, dass aus unserem Vollbad im Badezimmer nichts wird, denn es gibt kein Wasser. Der Oberst schickt einen seiner Mannen los, Wasser für die Klospülung zu holen.
Tropischer Regenwald, wir sind mitten drin. Das heißt, es ist heiß und schwül, das T-Shirt ist ständig schweißnass, auch wenn man sich nicht bewegt, fließt der Schweiß in Strömen. Meine Stirnbänder kann ich nicht so schnell trocknen, wie sie durchgeschwitzt sind und mir der Schweiß wieder auf die Brille tropft.
Wir kommen auf die Idee, das Toyo-Vorzelt erstmalig zu benutzen. Nachdem wir den Zeltsack vom Dach geholt haben und die Stangen aus dem Abflussrohr unter dem Auto, ist der Aufbau blitzschnell erledigt. Wir beschließen, das Vorzelt griffbereiter unterzubringen.
Nun wollen wir zur Quelle unter der Brücke und uns waschen. Leider hocken da schon ein paar andere Nackte drin, wir wollen uns nicht dazugesellen.


Auch in dem ummauerten Bezirk sind wir Attraktion und nie alleine. Wir müssen aber Duschen!! Wir bauen aus der anderen Plane, die wir über die hinteren Türen spannen, ein Duschzelt. Klappt gut, wir können unsere Dusche am Auto benutzen.
Der Oberst stellt uns einen neuen Schrotflintenträger vor, der uns bewachen soll. Er würde Mitternacht abgelöst. Er bekommt ein Bier, damit er hoffentlich schläft. Tut er nicht. Er sitzt 10m vor dem Auto und palavert mit seinen Kumpeln, nach der Ablösung wird weiterpalavert, an Schlaf ist nicht zu denken.
Irgendwann ist Ruhe bis 4:30 Uhr. Vor dem Toyo stehen drei Menschen im Dunkeln, hören Radio und quasseln. Ich springe aus der Kiste, tobe in Unterhose auf sie zu und ranze sie an. Sie sagen brav „good morning Sir“ und „sorry“ und verschwinden. Die Nacht ist vorbei, an ein Weiterschlafen ist nicht zu denken.
Sagte ich schon, dass Schlafen für Weiße in Afrika ein Problem ist?




Tag 119
24.01.2012 Dienstag

Wir haben mit dem Oberst verabredet, dass wir eine Wanderung durch den Wald machen. Um 8:00 Uhr werden wir abgeholt. Strammstehen, grüßen „rührt Euch“ Ein Schrotflintenträger vorneweg, dann der Oberst mit Machete und adretter Uniform mit Schützenschnur aber zerrissenen Wanderschuhen ohne Senkel, dann Ich mit langen Hosen und Wanderschuhen und Hut, dann Sigrid mit Wanderschuhen ohne Hut, dann ein Kalaschnikowträger in –wirklich- gefüttertem Parka. So marschieren wir auf engem Weg in den Wald.

Der Oberst erklärt wieder jede Pflanze, sogar mit lateinischem Namen. Es ist faszinierend durch den Regenwald über die Wurzeln zu stolpern. Wir kommen an umgestürzten Bäumen vorbei, die uns der Oberst als Elefantentat verkauft. Spuren im Sand eines Bächleins sollen von Antilopen stammen. Es ist laut im Wald, aber man sieht keinen, der den Krach macht. Dann kommen wir zu einem Felsen unter dem eine kleine Höhle ist, in der grade, schwupps, eine winzige Fledermaus verschwindet. Ich fotografiere pflichtschuldig. Wir haben ein Säugetier gesehen!
Nach zwei Stunden sind wir zurück und klitschenass, als wären wir geduscht.
Wir wollen gerne mit dem Auto zum Fluss fahren. Das geht nicht, nach 6 km Fahrt müssten wir 6 km laufen is zum Fluss. Der Oberst will uns aber einen anderen kleinen Fluss zeigen.
Wir holen ihn um 16:00 Uhr ab, er faltet sich auf unserem Notsitz auf der Kühlbox zusammen.

Wir fahren drei Kilometer, steigen aus und gehen in den Wald, ohne Schrotflinte, ohne Kalaschnikow, ohne Machete. Da kann man sich ja fürchten, so ganz ohne Waffen.
Der Oberst führt uns zu einem Bächlein, das er uns als Fluss verkauft. Wir bewundern es gebührend, machen pflichtschuldigst die Fotos und fahren zurück. Duschen am Auto, nur gut, dass ich noch Wasser in Calabar gebunkert habe.
Der Oberst muss seine Leute zusammengeschissen haben. Ruhe! Die ganze Nacht. Es weckt uns ein lautes Insektengebrumme. Den Toyo umschwirren Viecher, die knapp daumengroß sind die Richtung ändern, wie ein Hubschrauber und höchst gefährlich aussehen. Beim ersten Sonnenschein sind sie weg.


 

Tag 120

25.01.2012 Mittwoch

Der Baumlange kommt pünktlich um 9:00 Uhr mit einem anderen Moped ins Base Camp, um uns abzuholen. Ohne Schrotflinte oder andere schwere Waffen. Die Gefahr des Jungles scheint sich innerhalb eines Tages verflüchtigt zu haben. Er fährt die Piste zurück, legt sich beinahe einmal aufs Maul, wir fahren hinterher, Sigrid hält wieder die Äste hoch. Dann müssen wir noch ins Headquarter, damit wir etwas Nettes ins Gästebuch schreiben. Zahlen müssen wir nichts mehr. Die Ausflüge waren im Preis inbegriffen.


Auf der Asphaltstraße machen wir Dampf, denn es sind fast 300km bis zu den Afi-mountains. An der ersten Polizeikontrolle knallen wir vorbei. Wir waren zu schnell, und als der Officer uns als ausländisches Auto erkannte, das man hätte anhalten sollen, war es zu spät. Er hüpft zwar noch knapp vor dem Toyo rum, aber ich ignoriere ihn. Kurz darauf kamen die Typen, die Wäscheleinen über die Straßen spannen, an denen bunte Fähnchen befestigt sind (haben wir als Kinder zu Hause auch gemacht). Wir sind einfach durchgefahren. Auch die unangenehmen Securityfritzen kamen zu spät aus ihrem Auto gekrabbelt, um uns aufzuhalten. Sie schimpften wie die Rohrspatzen hinter uns her. 50km vor Ikom wird die Straße schlechter und der Tanz um die Schlaglöcher beginnt wieder.
In Ikom tanken wir den bisher billigsten Diesel 160 Naira. (Superbenzin kostet 97 Naira) (80 Liter gehen in den Tank, so dass wir wieder mit 300 Litern vollgetankt sind, nach dem Motto, tanke da, wo es Diesel gibt und nicht da, wo Du meinst er sei billig)
Nigeria ist wohl das Land mit der größten Tankstellendichte auf der Welt. Die meisten von denen sind geschlossen, verfallen, oder noch nie in Betrieb gewesen. Man versucht hier die Lizenz für eine Tankstelle zu bekommen, dann wird man mit dem subventionierten Benzin beliefert, das man dann schnell ins Ausland schmuggelt. Vor den Tankstellen, an denen es Benzin gibt, stehen kilometerlange Autoschlangen, die aufs Betanken warten. Die Suche nach einer Tankstelle, die Diesel hat, ist ein Geduldsspiel. Jede anfahren und fragen, etwa die achte Tankstelle hat Diesel, dann den Preis erfragen und erst dann tanken.
Das Mädchen, das in Ikom den Toyo befüllt, hält in der einen Hand eine Teigrolle von der sie abbeißt, in der anderen den Tankrüssel. Der Diesel tropft ihr auf die Teigrolle, was sie nicht stört. Ich biete ihr an, den Tankrüssel zu halten. „No,sir,please“ na dann vielleicht die Teigrolle?
Auf dem Markt von Ikom kaufen wir Lebensmittel für unseren Aufenthalt auf der Drillranch. Es gibt, wie immer auf den großen Märkten alles, man muss nur lange genug suchen und aufpassen, dass man nicht beschissen wird. Wir sind jetzt lange genug im Lande, um die Preise einigermaßen zu kennen. So kaufen wir eine Ananas für 100 Naira (0,50€), vor einer Woche haben wir noch klaglos 300 Naira gegeben.


Wir finden die Piste zu der Afi Mountain Drill Ranch. Die Piste, die uns dort erwartet, ist so schlecht, dass ich seit langer Zeit mal wieder den Allrad brauche. Es hatte etwas geregnet und wir müssen durch einige Pfützen, es ist unglaublich, was der Toyo danach für Schlamm mitschleppt. Wie soll das denn auf echten Schlammpisten im Kongo werden?


Jedes Mal, wenn das Auto vorne links tief eintaucht, gibt es ein lautes Geräusch. Wir stellen fest, dass in der linken Schraubenfeder das zusätzliche Gummie-Element sich nicht in der Mitte der Feder befindet, so dass es möglicherweise an der Innenseite der Feder schrammt. Wir wollen das Teil mal ausbauen und sehen, ob wir es zentrieren können.
Das Camp der Drillranch liegt mitten im Regenwald. Hier ist nur das Nötigste gerodet. Kleine Trampelwege führen zu „Cabins“, Hütten, die anstelle der Wände Moskitonetze haben und auf Pfählen stehen. Unter einem Strohdach befindet sich die Küche und ein Tisch mit Stühlen zum Verweilen und großartigem Blick über den Dschungel zu den Bergen. Hier stehen richtige Urwaldriesen, die bis zu 50 m hoch sind.
Wir werden von etlichen Weißen empfangen, mit dem Hinweis, wir seien erst für morgen angemeldet. Aber wir dürfen bleiben. Bevor wir wissen, was zu tun ist, schleppt uns ein Schwarzer schon in den Wald und zeigt uns das erste Gehege (Elektrozaun) mit Drills und weiter zu den Gehegen mit Schimpansen, die sitzen ziemlich trübe am Zaun und betrachten die Touristen. Dann werden uns die Toiletten gezeigt. 50m rein in den Wald, dann ein Schild ausklappen „occupate“, dann Schieber vom Loch im Boden wegziehen und auf den Sitz darüber setzen. Die Toilette besteht aus drei Wänden, ist nach vorne offen mit unverbaubarem Blick in den Wald. Die Dusche funktioniert ähnlich. Auf einem Podest steht eine Wassertonne, darunter eine Dusche, alles sehr geräumig, so dass man bequem zu zweit duschen kann, sollte man auch machen, damit man sich nicht im Wald verläuft, einer findet immer den Weg zurück.
Die Weißen sind alles Amerikaner von der Westküste und ziemlich kurz angebunden. Nur der Koch, aus Oregon, macht sich die Mühe, sich ein wenig mit uns zu unterhalten. Den Sinn dieser Affenhaltung, es gibt zahlreiche Gruppen, erklärt uns niemand. (Wir erfahren später, dass die Tiere wieder ausgewildert werden sollen und hier sich an die natürliche Umgebung gewöhnen sollen.
Wir dürfen die Küche benutzen, dürfen auch probieren, was der Profikoch dort zubereitet, aber wir bekommen nichts ab. Wir haben ja auch nur Camping mit Benutzung der Facilities gebucht und keine Vollpension. Eine etwas seltsame Situation. Der Oregonkoch schnetzelt verschiedene Blätter, Gemüse, mischt, mengt und würzt, hat drei Töpfe am Brodeln und wir hauen ein paar Eier in die Pfanne. An einem Ende des Tisches sitzen die Amis und essen afrikanisch mit den Fingern, am anderen wir, sittsam die Eier auf die Gabeln spießend. Dafür trinken wir jeder wenigstens vier Dosen Bier und geben denen auch nichts ab.
In der Nacht werden wir übel von Mücken zerstochen. Sie stechen besonders an den Knöcheln und unter die Füße. Wir entdecken Löcher in unseren Moskitonetzen, die Sigrid flicken muss.
Wir dürfen schlafen, die Menschen hier machen keinen Krach, nur im Urwald, und da sind wir mitten drin, quiekt es zirpt es und quakt es.


 

Tag 121
26.01.2012 Donnerstag (Stonies Geburtstag, herzlichen Glückwunsch)

Wir machen eine Wanderung durch den Regenwald über den Kanope-Highway. Keine Ahnung, was das ist. Unser Führer Thomas führt uns durch den Regenwald. Nach kurzer Zeit ist das T-Shirt durchgeschwitzt. Auf kleinen begehbaren Pfaden geht es zu einer Plattform im Wald, von wo aus Hängebrücken aus Aluminium in etwa 20m Höhe von Baum zu Baum gespannt sind. Das also ist der Kanope Highway, den wir jetzt mit unserer Höhenangst begehen sollen. Thomas erklärt, dass Kanadier den Baumweg gebaut haben. Das beruhigt uns, solange, bis wir den ersten ausgefransten Drahtseilen auf unseren Weg durch die Wipfel begegnen.
Thomas ist stolz auf uns, dass wir nicht bereits bei der ersten von neun Plattformen in der Höhe aufgegeben haben und zurückgegangen sind. Es ist schon toll, so hoch oben im Blätterdach des Urwalds zu stehen.


Zurück im Camp, sind wir bei der Fütterung einer Gruppe Schimpansen dabei. Sie bekommen Jamswurzeln. Die Pfleger machen sich einen Spaß daraus, sie über den Elektrozaun mit den klein geschnittenen Wurzeln zu bewerfen.
Als die Amerikaner auftauchen, um einen Baum zu fällen, der droht in ein Gehege zu fallen, wird die Affenbande wild und bewirft nun ihrerseits die Amis mit Jamswurzeln. (???)


Heute brutzelt der Profikoch nicht. Aber wir bereiten unser karges Mahl und klauen Bananen, die tonnenweise dort auf Tischen liegen und den Affen als Futter vorgeworfen werden.
Abends kommt ein normaler PKW angerauscht. Heraus springt ein Typ, der Sigrid um den Hals fällt, mir ebenso und meint, er habe uns doch schon getroffen. Neben einigen anderen Leuten, denen die Szene sichtlich peinlich ist, schleppt er einen Käfig (zwei übereinander gebundenen Körbe), in denen ein Tier sitzt. Es stellt sich heraus, dass es ein Civet-Baby ist, eine kleine Schleichkatze. Die Amis und der Großsprecher quatschen miteinander und kümmern sich nicht um das Tierchen. Der Großsprecher hatte eine mit Milch gefüllte Babyflasche mitgebracht, der Nuckel ist für das doppelt-handgroße Tier natürlich völlig ungeeignet. Das Tierchen zeigt ataktische Bewegungen, ich tippe auf Exikose und empfehle, mal einen Wassernapf reinzustellen und nicht mit der Nuckelflasche vor der Nase von dem Tier rumzuwirtschaften. Da ich das Alter auf etwa drei bis vier Monaten schätze, sollte auch ein bisschen Banane und etwas Gehacktes angeboten werden. Die Amis machen das brav und erzählen, dass bisher alle Civet-Waisen gestorben seien, die ihnen gebracht wurden.
Am nächsten Tag lebt das Tier, frisst Banane, trinkt Wasser und beißt in den Nuckel, so dass es etwas Milch bekommt. Es wurde ruckzuck handzahm und läuft hinter den Menschen her.
Ps: seit Togo begleitet uns ein Vogel, der in einem Abstand von genau 1 Sekunde einen immer gleichen Ton von sich gibt. Wir nennen ihn den Metronomvogel. Das Scheißvieh benimmt sich wie ein tropfender Wasserhahn und beginnt bei Sonnenuntergang und hört bei Sonnenaufgang auf. Wir hassen ihn.



Tag 122
27.01.2012 Freitag

Wir vergammeln den Tag. Gucken noch einmal Schimpansen und Drills und machen nichts, außer schwitzen.


 

Tag 123

28.01.2012 Freitag
 

Wir haben darum gebeten, noch einen Ausflug in den Regenwald zu machen, so einen kleinen, um vielleicht einen freien Affen zu sehen, der von Baum zu Baum hüpft. Uns wird ein strammer junger Mann geschickt, der einen anderen im Schlepptau hat. Wir müssen Hemden mit langen Ärmeln anziehen und dann marschiert er vorn weg in den Wald. Am Anfang bewegen wir uns noch auf sichtbaren Pfaden und begrüßen die Drills im Gehege. Dann gibt es keinen Pfad mehr und wir stolpern durch den Wald. Ab und an geraten wir mit den Füßen in eine Schlingpflanze und fallen aufs Maul. Es geht Berge hoch, die wir nur auf allen vieren bewältigen; denn der Untergrund besteht aus abgefallenen Blättern und Gebüsch. Die meisten Äste, an denen man versucht sich festzuhalten sind abgestorben. Die Berge wieder runter geht es auf dem Hosenboden. Sigrid verstaucht sich einen Finger. Die Hemden sind innerhalb kurzer Zeit durchgeschwitzt und triefen. Ich habe Angst um meine Kamera, die in der Schweißnässe mir vor dem Bauch baumelt und auf die der Schweiß von meinen Hut tropft. Wir kommen an Felsen, unter denen Quellen entspringen und sind froh, unsere Wasserflaschen neu füllen zu können.

Und weiter geht es Berg hoch, Berg runter. Man kann nicht den Blick vom Boden abwenden und mal in der Gegend rumgucken, weil man sofort stürzen würde. Wir schlittern auf glitschigen Steinen über Urwaldbäche, bis ich nach drei Stunden-völlig erschöpft-dem Führer sage, es reicht. Eine Stunde Gestolpere brauchen wir noch zurück bis zum Camp. Der Führer, er hat sich nicht vorgestellt, lobt uns ob unseres Durchhaltevermögens, er zumindest sei völlig fertig. (????) Vom Wald haben wir nur den Boden gesehen, den Wald vor lauter Bäumen nicht.
Danach machen wir uns und den Toyo fertig und ich schleppe noch 60 Liter um die verschwitzten Klamotten auszuwaschen und den Toyo zu füllen. Nach der Anstrengung schlafen wir gut.